Wenn es während der Geburt zu Komplikationen kommt, kann ein Notkaiserschnitt nötig werden. Alles Wissenswerte zu Häufigkeit, Gründen und dem Prozedere.
Du willst natürlich entbinden? Super. Allerdings kommt im Leben leider nicht immer alles so, wie man sich das vorher ausgemalt hat: Wenn sich während der Geburt eine lebensbedrohliche Situation für dich oder dein Ungeborenes entwickelt, kann trotzdem ein Notkaiserschnitt nötig werden.
Wie häufig kommt ein Notkaiserschnitt vor?
Die aktuellsten Zahlen sagen: Von den 762.343 Frauen, die im Jahr 2017 in Deutschland in einem Krankenhaus ein Kind auf die Welt gebracht haben, haben 30,5 Prozent per Kaiserschnitt entbunden. Diese Rate ist seit mehreren Jahren nahezu unverändert. Allerdings sind natürlich nicht alle Notkaiserschnitte, ein großer Anteil davon sind geplante Kaiserschnitte. Genaue Zahlen zur Aufteilung gibt es nicht.
Was sind Gründe für einen Notkaiserschnitt?
Manchmal steht schon im Vorfeld fest, dass es bei der Geburt zu Komplikationen kommen könnte, die einen Notkaiserschnitt, auch Notsectio genannt, nötig machen. Manche Frauen wollen trotzdem versuchen, auf natürliche Weise zu entbinden. Falls es dann tatsächlich zu den bereits befürchteten Problemen im Laufe der Geburt kommen sollte, wird zum Notkaiserschnitt umgeschwenkt.
Meistens ist es aber so, dass Komplikationen erst bei der Geburt auftreten und nicht vorhersehbar sind.
Die häufigsten Gründe für einen Notkaiserschnitt sind:
- Die Herztöne des Kindes fallen ab.
- Es wird ein akuter Sauerstoffmangel beim Baby festgestellt.
- Der Kopf des Babys steckt im Becken der Mutter fest.
- Der Kopf des Babys ist zu groß.
- Die Geburt steht über einen längeren Zeitraum still, es geht über Stunden nicht voran.
- Die Mutter hat keine Kraft mehr.
- Das Kind liegt in Quer- oder Beckenlage in der Gebärmutter.
- Die Mutter leidet unter gefährlichem Bluthochdruck.
- Die Plazenta löst sich vorzeitig ab und es kommt zu starken Blutungen.
- Es kommt zu Infektionen und Fieber bei der Mutter nach einem vorzeitigen Blasensprung.
- Die Gebärmutter reißt. Dieses Risiko ist erhöht, wenn die Mutter schon einmal einen Kaiserschnitt hatte.
- Es passiert ein gefährlicher Nabelschnurvorfall, bei dem sich die Nabelschnur im Geburtskanal vors Kind schiebt und die Versorgung des Babys dadurch unterbrochen wird.
Wie läuft ein Notkaiserschnitt ab?
Die Komplikationen, die einen Notkaiserschnitt nötig machen, verlangen ein schnelles Handeln, um Schäden beim ungeborenen Baby zu vermeiden und auch das Leben der Mutter nicht zu gefährden. Meist bleibt nicht mehr Zeit als 20 Minuten. Um möglichst rasch reagieren zu können, findet die Operation deshalb oft direkt im Kreißsaal statt – vorausgesetzt, die entsprechen medizinischen Utensilien sind dort vorhanden.
Der Notkaiserschnitt läuft sehr ähnlich zu einem geplanten Kaiserschnitt ab. Allerdings gibt es drei Dinge, die sich unterscheiden:
- Ein Notkaiserschnitt wird meist unter Vollnarkose durchgeführt. Während bei einem geplanten Kaiserschnitt meist mit nur regional betäubt wird, zum Beispiel durch eine PDA, wählen die Ärzte bei einem Notfall oft eine Vollnarkose. Der Grund: Sie wirkt schneller und es kann deshalb schneller angefangen werden.
- Das Verletzungsrisiko ist erhöht. Auch wenn man bei einem Notkaiserschnitt natürlich versucht, genauso vorsichtig zu operieren wie bei einem geplanten Kaiserschnitt, kommt es aufgrund der Dringlichkeit doch wesentlich häufiger zu Verletzungen oder starken Blutungen.
- Die Begleitperson ist nicht dabei. Während bei einem geplanten Kaiserschnitt, die Person, die einen bei der Geburt begleitet, also meist der Vater des Babys, dabei sein kann, muss er bei einem Notkaiserschnitt den Raum verlassen. Da es sich um eine Extremsituation handelt, in der es schon mal sehr hektisch werden kann, und in der keine Zeit dafür da ist, auf Ängste oder Fragen einzugehen, muss er vor der Türe warten.
Wie geht man am besten mit einem Notkaiserschnitt um?
Viele Mütter leiden im Nachhinein darunter, dass sie ihr Kind nicht natürlich auf die Welt bringen konnten. Eine Umfrage von Hebammen unter knapp 1000 Frauen ergab sogar, dass rund 70 Prozent der Mütter, die per Kaiserschnitt entbunden haben, das Gefühl hätten, sie hätten keine richtige Geburt erlebt.
Das ist natürlich Quatsch: Jede Geburt ist eine gute Geburt! Und das Wichtigste am Ende ist doch, dass Mama und Baby gesund sind.
Allerdings sind die Ängste, die sie vor dem Notkaiserschnitt durchstehen mussten, für viele eine traumatische Erfahrung. Es kann zu Bindungsschwierigkeiten kommen, weil die Mutter nicht bei Bewusstsein war, als das Baby zur Welt kam. In diesem Fall empfiehlt es sich unbedingt, die Geburt im Nachgang aufzuarbeiten – sei es mit einer Hebamme oder einem Psychologen.
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