Schätzungsweise etwa 0,5 bis 1 % aller Babys kommen als Sternengucker zur Welt. Das bedeutet, das Baby schaut während der Geburt mit dem Gesicht nach oben: zur Mama oder eben „zu den Sternen“. Warum Sterngucker und ihre Mamas es durch ihre Position unter der Geburt so viel schwerer haben – das ist nur eine der 6 häufigsten Fragen rund um die Sternengucker-Geburt. Wir haben Antworten für euch.
Was ist ein Sternengucker-Baby?
Sternengucker schauen mit dem Gesicht nach oben und machen sich „falsch herum“ auf den Weg durch den Geburtskanal.
Nicht selten drehen sich Babys noch kurz vor oder während der Geburt in die günstigere vordere Hinterhauptslage (VHL) oder eben die ungünstigere hintere Hinterhauptslage (HHL). Daher kommen von den ca. 5-8 % Sternenguckern nur 0,5-1 % aller Babys auch als Sternengucker zur Welt – das sind weniger als die auf den Stichtag geborenen!
Etwa um die 34. SSW herum rutscht das Baby ins Becken und begibt sich in der Regel auch in die optimale Geburtsposition: mit dem Kopf nach unten in die sogenannte Schädellage. Doch nicht alle Babys folgen diesem Plan – und erst recht keinem Lehrbuch, wenn es um die Geburt geht. Lageanomalien, die eine vaginale Geburt erschweren können, sind:
- Beckenendlage
- Steißlage
- Hintere Hinterhauptslage: Sternengucker
Die Entscheidung für oder gegen eine mögliche Geburtsintervention (wie z. B. Saugglocke oder Dammschnitt) hängt ganz individuell von der Mutter, dem Kind und dem Geburtsgeschehen ab.
Wie liegt mein Baby? Wie dein Baby aktuell liegt, kann entweder deine Hebamme ertasten, das Ultraschallgerät zeigt es oder du liest im Mutterpass nach. Ob du wirklich ein Sternengucker Baby zur Welt bringst, erfährst du im Zweifelsfall allerdings erst in dem Moment, in dem dein Baby das Licht der Welt erblickt.
Ist die Sternengucker-Geburt schwieriger?
Optimalerweise machen sich Babys mit ihrem Gesicht nach „unten“, also zum Rücken der Mutter gerichtet, auf den Weg durch den Geburtskanal. Instinktiv spüren sie, dass sie am leichtesten Mamas Becken passieren können, indem sie ihren Kopf in den Nacken legen und so mit dem geringsten Durchmesser geboren werden können.
Bei einer Sternengucker-Geburt ist diese Kopfbewegung nicht möglich. Babys in hinterer Hinterhauptslage können bei ihrem Weg durch den Geburtskanal ihr Köpfchen lediglich aufs Kinn pressen und werden daher mit einem höheren Durchmesser geboren. Sie müssen gegen einen größeren Gewebewiderstand ankommen, das macht ihre Geburt so schwierig, kann zu einer längeren Geburtsdauer führen – und je länger die Geburt dauert, desto höher das individuelle Schmerzempfinden der Mutter.
Handelt es sich um bei der ersten Geburt gleich um eine Sternengucker-Geburt mit einem sehr großen Kind (Geburtsgewicht: Was ist normal?), ist das Risiko für einen Geburtsstillstand oder auch für eine Überbelastung des Beckenbodens deutlich größer.
Risikofaktoren bei einer Sternengucker-Geburt
Warum sich die Babys in diese Position drehen, kann keiner so ganz genau erklären, es gibt aber Faktoren, die diese Kindslage begünstigen können.
Beim Baby: | Bei der Mutter: |
Sehr geringes Geburtsgewicht | |
Sehr hohes Geburtsgewicht (Makrosomie) | Beckenfehlstellung oder -anomalie |
Unproportionales Wachstum beim Baby | Myome (gutartige Wucherungen) innerhalb der Gebärmutter |
Krankheitsbedingte Schädeldeformationen | Sehr kurze Nabelschnur |
Ständiges langes Sitzen |
All diese Faktoren können zu einer Sternengucker-Geburt führen, müssen es aber nicht. Ganz wichtig für (werdende) Mütter: Ihr habt nichts falsch gemacht, wenn sich euer Baby kurz vor der Geburt für die Sterngucker-Position entscheidet.
Kann sich ein Sternengucker noch drehen?
Grundsätzlich kann sich das Baby laut Ärztinnen und Hebammen bis zur Geburt und sogar währenddessen noch drehen. Was das Baby bei einer für die Geburt optimalen Drehung unterstützen kann, sind unterschiedliche Übungen, wie z. B. Beckenkreisen. Auch verschiedene Geburtspositionen auszuprobieren, kann helfen. Viele Frauen berichten z. B. davon, dass sie ihr Sternengucker Baby im Vierfüsslerstand oder in Seitenlage „ganz bequem“ zur Welt gebracht haben, mit Unterstützung durch die natürliche Schwerkraft.
Sternengucker-Geburt: Kaiserschnitt notwendig?
Nicht unbedingt ist die „Diagnose Sternengucker“ eine Indikation für einen Kaiserschnitt. Ist das Kind ungewöhnlich groß, muss die Proportion zwischen Kind und mütterlichem Becken stimmen, andernfalls raten Ärzte zur geplanten Sectio. Sollte es doch zu einem gefährlichen Geburtsstillstand kommen, ist das ein Notfall. Dann wird das Sternengucker-Baby meist per Saugglocke, Dammschnitt oder Not-Sectio auf die Welt geholt.
Mein Sternengucker Baby ist etwas ganz Besonderes
Mein zweites Baby hat sich acht Tage nach ET ganz urplötzlich dazu entschieden, sich im Bauch nochmal zu drehen. Bei ET+9 kam mein Sternengucker-Baby dann gesund und munter zur Welt. Wie? Auf vaginalem Weg und mit einem sehr guten Apgar-Wert – trotz hohem Geburtsgewicht. In der Klinik wurde ich zwar über die Risiken aufgeklärt, aber alle waren sehr gelassen.
Mein Rat: Vertraut auf die professionelle Einschätzung der Hebammen und Ärzte. Klar, die Geburt war sehr schmerzhaft – aber welche ist das nicht? Auf besondere Weise hat die schwierige Geburt mein Sternengucker Baby und mich zusammengeschweißt – wir waren ein Team und haben diese Herausforderung gemeinsam gemeistert.
Man sagt Sternenguckern nach, dass sie (nach dem Motto: Wie die Geburt, so der Charakter) ein besonderes Wesen haben, ein bisschen verträumt sind, sehr liebevoll und dass sie viel Glück im Leben haben. Vermutlich sagt man das nur, um die Mamas über die Schmerzen der Geburt hinwegzutrösten, aber ich glaube das trotzdem gerne.
Sternengucker-Baby: Gibt es Folgeschäden?
Vor allem den Beckenboden der Mama kann eine Sternengucker-Geburt stark belasten. Eine gute Rückbildung (z. B. im Rückbildungskurs) ist das A und O.
Manche Eltern berichten von Verspannungen und Blockaden, die durch Saugglocken- oder Zangengeburten ausgelöst worden sein können. Darauf können Babys mit folgenden Symptomen reagieren:
- Ständiges Schreien
- Schlaflosigkeit
- KISS-Syndrom
- Fehlhaltungen
- Dreimonatskoliken
- Entwicklungsverzögerungen
Dass dies Folgeschäden einer Sternengucker-Geburt sind, gilt allerdings nicht als erwiesen. Hilfe für betroffene Eltern gibt es nötigenfalls beim Osteopathen, in der Schreiambulanz oder natürlich beim Kinderarzt oder der Kinderärztin.
Wer das Gefühl hat, seine schwierige Geburt nicht richtig verarbeitet zu haben, findet beim Hilfetelefon für schwere Geburten ein offenes Ohr:
Die Geburt steht erst noch an? Dann ist unser Geburtsplan vielleicht etwas für dich: