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Kein Scherz!

Wetten, dass euer Kreißsaal bald schließen muss?

Wette Kreißsaalschließung_Bildnachweis Martina Bürger

Darauf zu wetten, welcher Kreißsaal als Nächstes schließen muss, ist leider kein Aprilscherz. Genauso wenig, wie die absurd anmutende Begründung, Kreißsäle müssen schließen, weil sie nicht profitabel sind, trotz steigender Geburtszahlen.

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In Deutschland werden seit Jahren wieder mehr Kinder geboren. Und die kommen zu einem Großteil im Kreißsaal zur Welt. Doch trotz steigender Geburtenrate werden immer mehr Geburtsstationen geschlossen. Allein im 1. Quartal 2021 waren es fünf Kliniken, die entweder die Schließung ihres Kreißsaals beschlossen oder sogar schon umgesetzt haben.

Es ist nicht egal, wo Kinder geboren werden

Alles nicht so schlimm? Doch! Denn am Ende geht es darum, wo und wie ihr euer Kind auf die Welt bringen könnt. Lange Anfahrtswege und überfüllte Kreißsäle sind schon heute oft Realität, die Situation wird sich also weiter zuspitzen. Laut Vorgabe des Gemeinsamen Bundesausschusses, G-BA, sind schon jetzt Anfahrtswege bis zu 40 Minuten akzeptabel. Dass diese Minutenangabe jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehrt und willkürlich gewählt wurde, sei hier nur am Rande erwähnt.

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Geburten unter Stress

Wenn aber die nächstgelegene Geburtsstation wegen Überfüllung geschlossen ist, immerhin kann ja nur eine bestimmte Anzahl an Frauen gleichzeitig betreut werden, dann beginnt die Suche nach Alternativen. Die dann noch weiter entfernt sind. Frauen unter der Geburt werden also durch die Gegend geschickt, geraten unter Stress und können sich nicht auf sich und ihr Baby konzentrieren.

Es ist ein unnötiger Stressfaktor. Ein weiteres Problem sind die überfüllten Kreißsäle. Das ist ein Sicherheitsrisiko. Wenn eine Frau unter der Geburt nicht angemessen betreut werden kann, dann ist das ein Sicherheitsrisiko.
Katharina Desery, Mother Hood e.V.

Welcher Kreißsaal schließt als nächstes?

Die Elterninitiative Mother Hood e.V hat jetzt eine Karte herausgebracht, auf der ihr nachverfolgen könnt, wie sich die Situation der Geburtsstationen in eurer Region oder deutschlandweit verändert.

Mit der Karte kann man auch sehen wo die kleineren Geburtstationen sind. Wir wollten anschaulich machen was passieren würde, wenn sämlichte Kliniken wegfallen würden, die unter 1000 Geburten bleiben.
Katharina Desery, Mother Hood e.V.
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Grund für Schließungen: Fehlender Profit

Der häufigste Grund für die Schließung eines Kreißsaals ist übrigens nicht mangelnde Auslastung, denn wir alle wissen, dass Geburtsstationen wichtig und nötig sind. Es hat wirtschaftliche Gründe, weil Geburten sich für Kliniken nicht lohnen.

Der Skandal findet auf der politischen Ebene statt, weil es überhaupt keine Handlungsmöglichkeiten gibt. Es gibt die Selbstverwaltung, das Gesundheitssystem verwaltet sich im Prinzip selbst und die Politik kann da nur ganz wenig ausrichten.
Katharina Desery, Mother Hood e.V.

Es fehlt auch am Personal

Ein weiterer Grund ist Personalmangel. Immer mehr Hebammen geben ihren Job in den Kreißsälen wegen schlechter Arbeitsbedingungen auf oder arbeiten nur noch in Teilzeit. Bei vielen Gynäkologinnen und Gynäkologen ist die Arbeit im Kreißsaal laut Mother Hood ebenfalls nicht sehr beliebt. Die Folge: Freigewordene Stellen können nicht nachbesetzt werden. Und ohne qualifiziertes Personal lässt sich eben auch kein Kreißsaal aufrecht erhalten.

Familien geraten zwischen die Fronten der Bundes- und Landespolitik sowie der Kliniken. Ihre Bedarfe und Bedürfnisse werden nicht berücksichtigt.
Dr. Gerit Sonntag, Mother Hood Regionlgruppe Bonn, zur Schließung der Geburtshilfe in Bad Honnef
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Andrea Zschocher

Meine Meinung

Ich wohne in Berlin und in der Theorie sind wir hier ganz gut aufgestellt mit Kreißsälen. Aber ich erinnere das von allen meinen drei Geburten, dass ich Sorge hatte, wenn es losgeht keinen Platz zu finden. Das macht etwas mit Frauen, gerade in dieser Ausnahmesituation.

Wir wollen uns auf die Geburt konzentrieren und nicht Sorgen und Stress erleiden, weil die Geburt unseres Kindes für eine Klinik nicht rentabel ist.

Andrea Zschocher
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Bildquelle: Martina Bürger