Der Hormoncocktail der Geburt, Eisenmangel, Zukunftsängste und Schlafentzug haben bei unserer Kollegin Christina eine Wochenbettpsychose ausgelöst. Genau genommen waren es zuerst eine Psychose, dann eine Manie, dann eine Depression. Sie möchte jetzt mit ihren Erfahrungen zur Mental Awareness von frischgebackenen Mamas und generell zu einer entspannteren Wochenbettzeit beitragen. Vielleicht verhelfen ihre zehn ganz persönlichen Wochenbett-Tipps der ein oder anderen Mutter zu einem entspannteren Wochenbett – egal ob mit oder ohne psychische Störung.
TIPP 1: Du bist genug!
Es ist ganz normal, sich überfordert zu fühlen und Fehler zu machen. Vergiss nie: Dein Baby liebt dich bedingungslos. Auch wenn du – wie ich – vielleicht etwas länger brauchst, um Muttergefühle zu entwickeln, bist du für dein Baby alles. Als ich nach drei Wochen in der Klinik nach Hause kam, sagte meine Hebamme einen Satz zu mir, den ich nicht mehr vergessen werde: „Mach dir keine Sorgen – unter 100 Müttern erkennt dein Baby dich immer.“ Das hat mich zu Tränen gerührt. Mein Baby liebt mich und ich liebe mein Baby.
TIPP 2: Das muss in die Krankenhaustasche
Hab lieber zu viel dabei als zu wenig. In den ersten Tagen mit Kind ist alles anders, sodass du froh sein wirst, alle möglichen Dinge in der Kliniktasche griffbereit zu haben.
- Ich empfehle, Snacks nicht zu vergessen. Gerade, wenn man stillt, braucht man jede Menge Energie! Pack dir Müsliriegel, Schokolade und Schorlen ein. Um 3 Uhr nachts schmeckt alles übrigens besonders gut. Auch das Krankenhausessen, das schon um 17:30 Uhr gebracht wurde und bis dahin unangetastet war.
- Das Stillkissen von zuhause hilft schon mal beim Stillen-Üben. Ich hatte das Glück, dass unter den Krankenhaushebammen einige ausgebildete Stillberaterinnen waren – löchere sie! Stillen ist eine Wissenschaft für sich.
- Retterspitz empfehle ich allen Damen mit Dammschnitt oder -riss. Nomen est omen.
- Da man am Anfang wie erwähnt noch periodenähnliche Blutungen hat, lohnt sich die Investition in Periodenunterwäsche und kühlende Wochenbett-Einlagen. Die ist zwar schweineteuer, aber das Gefühl nach den Windeln des Kindes noch die eigene Windel wechseln zu müssen, ist einfach demütigend. Da waren es mir die 50 € mehr als wert. Und: Kann man später auch während der normalen Periode verwenden.
- Für alle, die kein Bidet zuhause haben, lohnt sich auch die Investition in eine Po-Dusche.
TIPP 3: Mama-Netzwerk
Viele hier genannte Wochenbett-Tipps habe ich selbst von anderen Mamas bekommen. Bau dir ein Netzwerk auf! Im Geburtsvorbereitungskurs habe ich nicht nur viel Wissen, sondern auch Kontakte zu Mamas bekommen. Auf der Straße habe ich bei mir im Ort alle angequatscht, die einen genauso dicken Bauch hatten wie ich. Jetzt kenne ich viele, die in der gleichen Situation sind wie ich und die für die aktuellen Wehwehchen von Sohnemann ein offenes Ohr haben. Auch Mamas mit älteren Kindern sind eine gute Wissensquelle, denn sie wissen, was sich bewährt hat und können schon vorsorglich Tipps für die nächsten Phasen geben.
TIPP 4: Alles rund um die Milch
Stillen ist stressig und anstrengend (und wunderschön!). Doch es führt zu Stress, wenn das Überleben des Kindes von einem selbst und der eigenen Milchproduktion abhängt. Dein Partner kann mithelfen, wenn du Milch abpumpst und in Fläschchen füllst. Im Kühlschrank ist Muttermilch nämlich einige Tage haltbar. So wird Papa für die nächste Nachtschicht eingeteilt und du kannst ein paar Stunden schlafen. Vorsicht auch vor Milchstau! Wenn sich Knötchen in deinen übervollen Brüsten bilden, können die sich entzünden und du kannst ernsthaft krank werden. Der Tipp von meiner besten Freundin: Unter der warmen Dusche die Brüste ausstreichen, bis sie wieder weich sind und eine normale Größe erreicht haben.
TIPP 5: Mutterleibsgeräusche
Wenn das Baby auf die Welt kommt, wird es in eine Welt der Stille geboren. Denn im Mutterleib ist es ganz schön laut. Der Magen von Mama gluckert, ihr Herz schlägt, die Verdauung macht Lärm … für Baby ist es außerhalb von Mamas Bauch also erstmal ganz schön leise.
Laute, gleichbleibende Geräusche wirken auf den Zwerg also beruhigend, denn er wird an seine Zeit im Mutterleib erinnert. Föhn, Küchenmaschine oder Staubsauger dienen so – trotz oder gerade wegen ihrer Lautstärke – als Einschlafhilfe. Es gibt auf Spotify und Co. sogar eigene Playlists mit Geräuschen wie aus dem Mutterleib.
TIPP 6: Die 20-Minuten-Regel
Hier ebenfalls ein großes Danke an meine beste Freundin. Wer kennt es nicht: Man stand eine gefühlte Ewigkeit mit dem schreienden Baby neben dem Föhn (probiert es aus!), bis es endlich eingeschlafen ist. Sobald man das Kind jedoch ablegen möchte, grinst es einen plötzlich hellwach an. Hier lohnt es sich, noch das extra Fünkchen Geduld aufzubringen. Denn nach 20 Minuten Schlaf auf dem Arm ist man meistens auf der sicheren Seite. Wenn die Ärmchen schlaff herunterhängen und nicht mehr boxen, ist das ebenfalls ein Indiz, dass Baby im Land der Träume angekommen ist.
TIPP 7: Kleiderwahl fürs Baby
Wir haben kistenweise Klamotten von Freunden für die Erstaustattung geerbt, aus denen deren Kinder herausgewachsen waren. Ehrlicherweise sahen die Kleidungsstücke für mich alle gleich aus – den Unterschied zwischen Body und Strampler kannte ich nicht. Ein Body hat keine Beine und Knöpfe unten. Der Strampler hat lange Beine und oft auch Knöpfe zwischen den Beinen. Der Body ist immer die erste Schicht, der Strampler die letzte – dazwischen dann alles andere wie Strumpfhosen, Söckchen, Oberteil, Hose… wie beim Wandern hat sich hier die Zwiebeltaktik bewährt.
TIPP 8: To-Do-Listen
Alles, was man sich aufschreibt, muss man sich nicht merken! Schreibe dir auch schöne Tätigkeiten als To-Do auf, denn Mamazeit ist wichtig. Nimm dir bewusst die Zeit, einen Tee zu trinken, zu duschen, ein Nickerchen zu machen oder mit dem Nachwuchs zu kuscheln.
TIPP 9: To-Dos priorisieren
Mit Sicherheit wird deine To-Do-Liste in kürzester Zeit eine beträchtliche Länge erreichen. Mach zuerst die wichtigen Sachen (Baby umsorgen und Mamazeit stehen ganz weit oben auf der Liste) und lass die Wäsche einfach noch einen Tag länger liegen. Jetzt ist deine Zeit und glaub mir, sie vergeht viel zu schnell!
TIPP 10: Hol dir Hilfe
Auch wenn man nicht unter die vielen tausend Mütter fällt, die eine postpartale psychische Störung erleiden (Anlaufstellen findest du hier), ist Muttersein wahnsinnig kräftezehrend. Hol dir alle Hilfe, die du bekommen kannst! Trau dich, zu fragen, ob die Verwandtschaft vielleicht eine Maschine Wäsche mitnehmen und sauber zurückbringen kann und ob der Besuch nicht vielleicht ein Mittagessen mitbringen könnte.
Ich hoffe, dass dir der ein oder andere Tipp geholfen hat. Ich klappe jetzt den PC zu, auf dem ich gerade diesen Artikel schreibe, und befolge meinen eigenen Ratschlag: Gleich eine Runde mit meinem süßen kleinen Sohnemann kuscheln.
Christina
Christinas Geschichte
Eine Verkettung von Umständen hat bei Christina eine Wochenbettpsychose ausgelöst, bzw. zuerst eine Psychose, dann eine Manie, dann eine Depression. Was sie in der ersten Zeit nach der Geburt erlebt hat, könnt ihr hier in ihrer Geschichte nachlesen.
Christina erholt sich gerade von den Erlebnisse nach der Geburt und konzentriert sich darauf, Mutter zu sein. Tausende Frauen erleben jedes Jahr Ähnliches wie sie. Diesen Artikel zu schreiben hat ihr geholfen, das Erlebte zu verarbeiten. Wir wünschen ihr – und allen anderen Mamas, die grade mit Psychosen, Postnatalen Depressionen oder anderen mentalen Issues zu kämpfen haben – viel Kraft und ein verständnisvolles Umfeld.
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Wochenbett-Tipps für kleine Schläfer
Bildquelle: privat