Uns Eltern vereint (neben dem besten Job der Welt) wohl eine Sache: wir alle brauchen mal Hilfe. Wir haben uns mit YouTuberin Laila Maria Witt zusammengesetzt und sie zu den Themen Schwangerschaft, Mama sein und alltäglicher Chaos-Bewältigung gelöchert.
Laila Maria Witt: YouTuberin und Mama
Auf ihrem YouTube-Channel Laila und in ihrem Blog Lailas baby berichtet Laila Maria Witt aus ihrem Alltag mit mittlerweile vier Kindern, gibt Tipps rund um Schwangerschaft, Geburt und Elternleben. Dazu beantwortet sie jede Menge Fragen und gibt Tipps, um jungen Mamas die erste Zeit mit dem Baby zu erleichtern. Im Video stellt sie sich selber vor:
In deinem Blog und Channel gehst du sehr liebevoll mit dem Thema Muttersein und den Themen und Problemen, die dabei aufkommen, um. Was hat dich inspiriert?
Zum Einen bin ich häufig eine Anlaufstelle für all meine Freundinnen gewesen, weil ich die Einzige war, die Erfahrung mit Kindern hatte. So wurde ich dann auch Anlaufstelle für die Freundinnen meiner Freundinnen usw, sodass ich in der vierten Schwangerschaft einfach gesagt habe: So, jetzt mache ich den Kanal und mach das für alle zugänglich.
Dein Channel ist besonders bei Mamas, die ihr erstes Kind bekommen, sehr beliebt. Wie ging es dir in deiner 1. Schwangerschaft? Hast du dich auch unsicher gefühlt und was hat dir geholfen?
Ich weiß noch: Ich war Anfang 20 und völlig allein auf mich gestellt und mit dem ganzen Thema völlig überfordert. Irgendwann bin ich auf ein Buch aufmerksam geworden, über ein Naturvolk im brasilianischen Dschungel, das nach dem Prinzip geht: Als Mutter hat man seinen eigenen Mutterinstinkt. Man geht in sich, man kann alles, weiß alles und man muss dem nur ein Stück weit vertrauen. Und so bin ich dann in die erste Mamaschaft gestartet. Dieses natürliche, minimalistische Prinzip, das auch in der heutigen Zeit wunderbar geht. Und all das ermöglicht es wirklich, relativ stressfrei mit der Mutterschaft umzugehen und gibt unseren Babys einen ruhigen Start ins Leben.
Warum glaubst du, dass so viele Frauen sich in der Schwangerschaft und Mutterrolle allein gelassen fühlen?
Ich glaube wirklich, dass viele Frauen sich alleine gelassen fühlen in der Schwangerschaft. Die Großfamilien fallen weg: Früher hatte jede 10-Jährige schon mal ein Baby auf dem Arm gehabt und jede 18-Jährige hat mindestens schon ein halbes Leben lang auf kleine Kinder aufgepasst. Das ist heute nicht mehr so. Frauen bekommen teilweise mit 30 ihr erstes Kind und haben vielleicht noch nie einen Säugling gehalten.
Dazu fallen unsere Hebammen weg: Es gibt immer weniger Hebammen, die für einen da sein können. Wenn man Glück hat, kommt z. B. zur Nachsorge die Hebamme zehn Mal. Aber das ist nicht genug, um die ganzen Fragen zu beantworten, die wir Frauen haben. Wir haben in Deutschland ein tolles medizinisches Netzwerk, was die Betreuung von Babys angeht - aber wer kümmert sich denn um die Frauen und die Fragen, die entstehen? Deshalb habe ich den Kanal gemacht. Ich denke, ich kann gut auf die einzelnen Bedürfnisse eingehen, denn ich weiß ja selber, was mir gefehlt hat.
Blogs, Foren und soziale Medien helfen vielen von uns aus der Isolation. Wie können Mamas im echten Leben leichter Unterstützung und Freundschaften finden?
Zum einen gibt es viele Angebote von Familienzentren und Mutter-Kind-Treffen in ganz Deutschland. Manchmal traut man sich da nicht hin oder fühlt sich unsicher, aber Mütter sind in der Regel eine ganz warmherzige Community und so lassen sich ganz wunderbar Freundschaften finden und Zeit mit unseren Babys in Gesellschaft verbringen.
Ich habe dazu eine Aktion gestartet mit einer Schleife, wo ich alle Mamas ermutige, sich durch eine unauffällige Schleife zu kennzeichnen: vielleicht am Handgelenk, am Kinderwagen oder am Tragegurt. Niemand, der dieses Zeichen nicht kennt, wird irgendwie darauf reagieren. Aber jede Mama, die diese Schleife sieht, wird wissen: Da ist eine andere Mama, die sich wünscht, von mir angesprochen zu werden. Auch in dem Kanal selber haben sich schon viele Frauen gemeldet und Freundschaften geschlossen, ich glaube also, das bringt viel Hilfe.
Finden wir super! Zu Lailas Aktion kommt ihr hier:
Du arbeitest 40 h/ Woche. Welche Tipps hast du für uns berufstätige Eltern?
Man braucht vor allem zwei Dinge: Zeitmanagement und ein gutes Netzwerk. Es ist wirklich wichtig, sich mit anderen zusammen zu tun, denn man kann nicht alles alleine machen. Gutes Zeitmanagement und Organisation bringt viel, aber es gibt einfach einen Punkt, an man über die Selbstoptimierung nicht mehr hinaus kommt. Und da braucht man einfach Hilfe.
Und das ist ganz normal! Wie sieht das dann konkret bei dir im Alltag aus?
Mein Zeitmanagement: Früh aufstehen und Snackboxen für den Tag vorbereiten. Aber auch Prioritäten setzen: Schlafen, wenn das Baby schläft, Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden und auch mal einen Termin absagen, wenn er nicht in den Tag passt. Wichtig ist einfach, beim eigenen Anspruch Abstriche zu machen: Wenn andere Mamas für den Kuchenbasar selbst gebackenen Kuchen mitbringen, gibt es von uns gekaufte Muffins. Im ersten Moment fühle ich mich manchmal schlecht, aber wenn man mit etwas Abstand darüber nachdenkt, wird eigentlich sofort klar: Man muss nicht alles können.
Wie würdest du das Leben als Mama beschreiben?
Es ist wunderschön: Ich kann mir mein Leben nicht mehr ohne Kinder vorstellen und ich bin jetzt auch schon seit 13 Jahren Mama. Vielleicht kann man sich das so vorstellen: Manchmal ist der ganze Tag anstrengend aber ab und zu hat man dann diese Glücksmomente, die leuchtenden Kinderaugen, das freudige Mama ist da! Oder wenn die Kinder schlafen und man sie dabei anschaut. Das ist alles sehr schwer, in Worte zu fassen.
Jetzt seid ihr dran: Was bedeutet Mama sein für euch? Fühlt ihr euch manchmal einsam? Und wie managt ihr euren Alltag? Schreibt uns über Facebook!
Mein Fazit
Laila bringt es auf den Punkt: Einsamkeit ist etwas, mit dem wir alle in verschiedenen Situationen kämpfen und hat nichts mit der Anzahl unserer Freunde, Familienmitglieder oder unserer Persönlichkeit zu tun. Viele von uns haben sich noch nie so allein gefühlt, wie in manchen Situationen in der Schwangerschaft oder mit unseren wundervollen Babys auf dem Arm, denn in unserem vertrauten Umfeld gibt es meist wenige Personen, die unsere neuen Gefühle in diesem Moment teilen. Genau deshalb ist es so wichtig, sich Mamas zu suchen, die gerade das gleiche erleben.
Ich habe im Schwangerschafts-Yoga und später im Mutter-Kind-Yoga tolle Freundschaften gefunden und durch zahlreiche Gespräche (und übermüdetes Nebeneinander-Herstarren) schnell gemerkt: Niemandem fällt es leicht, Anschluss zu suchen oder über Probleme zu sprechen. Aber sobald einer den Anfang macht, merkt man sofort: Alles ganz normal - und: Jeder ist mal einsam!
Bildquelle: Getty Images/Vovchyn Taras