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Neue Studie

Die vergessenen Väter: Auch Neu-Papas kriegen Wochenbett-Depressionen

Wochenbettdepression Väter Studie

Eine postpartale Depression wird meist mit Müttern assoziert, die nach der Geburt Schwierigkeiten haben, sich um ihr Baby zu kümmern. Doch laut einer Studie der Universität von Indiana kann dies auch Väter betreffen. Die wenigsten sprechen jedoch darüber und das ist nicht gut.

Beide Elternteile können an Wochenbettdepression leiden

Viele Frauen brauchen nach der Geburt erst einmal Zeit, um mit der neuen Situation klar zu kommen und zu verstehen, dass sie jetzt ein kleines Leben versorgen müssen. Durch die hormonelle Umstellung im Körper der Mutter spricht dann auch von den "Heultagen" oder dem Baby-Blues, die fast jede Neumutter erlebt. Wenn dieses Erschöpfungsgefühl jedoch auch nach zwei oder drei Wochen nicht besser wird und sogar weitere Symptome wie Panikattacken, Herzrasen, Müdigkeit und Schuldgefühle hinzukommen, ist es eine Wochenbettdepression. In Deutschland leiden etwa zehn bis zwanzig Prozent der Mütter daran und wissen inzwischen, dass sie sich professionelle Hilfe suchen können und sollten.

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Doch das dies auch die Väter betreffen kann, ist weniger bekannt: Denn auch für einen Neu-Papa ist es eine Umstellung, das Bett auf einmal mit Frau und Baby zu teilen. Da ist dieses kleine Wesen, das man stundenlang herumträgt und das gefüttert und in den Schlaf begleitet werden will. Dabei ändert sich das Beziehungs- und Alltagsleben komplett und nicht wenige Väter haben Schwierigkeiten, sich daran zu gewöhnen. Die Frau will umsorgt werden und befindet sich in einer hormonell schwierigen Phase und das Baby verlangt 100% Aufmerksamkeit. Zumal heutzutage auch die Väter häufig die Babys füttern und sie von Anfang an mit versorgen. Die schlaflosen Nächte betreffen sie genauso wie uns Mütter.

Laut Studie hatten fast 5 % befragter Väter eine postpartale Depression, sie zeigt sich nur anders

Forscher der Indiana University School of Medicine werteten über 10.000 Besuche von Säuglingseltern in einem pädiatrischen Gesundheitszentrum aus. Fast 5 % der Männer wurden positiv auf Depressionen untersucht, das war die gleiche Zahl, wie die der Frauen. Nur das darüber kaum jemand spricht bzw. es nicht wirklich anerkannt wird. Denn für Männer gehört es ebenfalls zu einem der emotionalsten und überwältigstendsten Ereignisse Vater zu werden.

Das äußert sich jedoch anders als bei Frauen. Sie ziehen sich eher zurück von der Partnerin, werden aggressiv, fangen sogar eventuell eine Affäre an oder neigen zum übermäßigen Alkoholkonsum und im schlimmsten Fall zu Gewalttätigkeit oder Spielsucht. Dabei sind Männer deren Frauen an einer Wochenbettdepression leiden, deutlich stärker gefährdet ähnliche Symptome zu erleiden. Die Medizin sollte daher auch einen stärkeren Fokus auf Neu-Väter legen bzw. deren Befindlichkeiten genauso ernst nehmen wie Müttern im Wochenbett.

Wir reden so viel über Geschlechterdiskriminierung in der Medizin und darüber, dass Frauen oft unerkannt und undiagnostiziert an derselben Krankheit oder demselben Zustand leiden wie Männer. Das Gegenteil ist der Fall. Wir haben unser Radar nicht in der Hand, um Wochenbettdepressionen bei Männern zu erkennen, und wir müssen es tun.
Dr. Jennifer Ashton, Medizinkorrespondentin ABC News

Psychische Erkrankungen sind ein Tabu: Vor allem bei Männern

Angststörungen oder Depressionen sind immer noch ein starkes gesellschaftliches Tabuthema. Frauen sprechen jedoch weitaus öfter offen darüber. Bei Männer gelten psychische Krankheiten immer noch als großes Manko, da sie dem stereotypen Vorstellungen vom "starken Mann, der niemals heult" entsprechen sollen. Auch wenn sich dies langsam wandelt und auch Prominente häufiger zugeben, an Depressionen zu leiden, ist es immer noch keine Selbstverständlichkeit, dass diese Krankheit ganz normal ist und beide Geschlechter betreffen kann.

Daher kann es helfen, wenn Neumütter auch einen ernsten Blick auf ihre Partner werfen und mit ihnen sprechen. Sobald sie sich zurück ziehen oder sich ihr Verhalten sehr ändert, sollte man hellhörig werden und etwas unternehmen. Wenn es den Eltern nicht gut geht, dann wirkt sich das natürlich auch auf das Neugeborene aus. Der Säugling merkt, wenn mit Mama und Papa etwas nicht stimmt und es ist überhaupt keine Schande, sich Hilfe zu holen. Anlaufstellen bieten hier die Krankenkassen oder man sucht nach lokalen Psychotherapeuten, die sich auf Neueltern spezialisiert haben. Der Schatten & Licht e.V. bietet hier ebenfalls Hilfe für betroffene Eltern.

Test Wochenbettdepression: Selbsttest zur ersten Einschätzung

Quelle: Scary Mommy, Science Daily

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Katja Nauck

Väter ernst nehmen

Ich finde es sehr wichtig, dass auch die Sorgen von Vätern ernst genommen werden. Sie kümmern sich in vielen Familien genau so um die Kinder wie die Mütter. Als unsere Tochter geboren wurde, hab ich gemerkt, wie das auch meinen Mann emotional mitgenommen hat. Nur weil Männer es anders zeigen und verarbeiten, heißt das nicht, dass sie nicht weniger leiden. Leider haben entsprechende Beratungstellen da eher noch den Fokus auf Mütter und es wird auch immer nur von der "Mutter-Kind-Kur" gesprochen. Doch auch Väter können diese Hilfe nötig haben.

Katja Nauck

Bildquelle: Getty Images/Anchiy