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Männliche Hebamme – Beruf mit Zukunft?

Männliche Hebammen sind immer noch die absolute Ausnahme bei uns.

Ein Mann als Geburtshelfer, das können sich die wenigsten vorstellen: Frauen nicht und die meisten Männer schon gar nicht, Schwangere ebenso wenig wie Kinderlose. Eine männliche Hebamme in Deutschland ist bislang ein absoluter Exot.

Geburt ist Frauensache, und das schon seit der Antike. Die Hebammenkunst ist einer der ältesten Berufe der Welt. Man weiß, dass es schon im 3. Jahrtausend vor Christus Frauen gab, die Geburtshilfe leisteten. Jetzt leben wir im 3. Jahrtausend nach Christus – und der Beruf ist immer noch fest in Frauenhand. Warum? Und wie lange noch?

Männliche Hebammen sind immer noch die absolute Ausnahme bei uns.

Männliche Hebammen – hierzulande eine Seltenheit

Es gibt Frauenärztinnen und männliche Gynäkologen. Es gibt Krankenschwestern und Krankenpfleger. Es gibt Hebammen und .... – nein, die gibt es eben so gut wie nicht: männliche Hebammen oder Entbindungspfleger, wie die korrekte Berufsbezeichnung in Deutschland lautet. In Österreich heißen männliche Geburtshelfer einfach auch nur Hebamme. Ein Mann als Frauenarzt, das ist in der Gynäkologie völlig normal, auch wenn du selber dich vielleicht gegen einen männlichen Gynäkologen und für eine Frauenärztin entschieden hast. Dagegen einen Mann als Hebamme zu haben, das erscheint allgemein als undenkbar. Und warum? 

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Männliche Hebammen – warum gibt es so wenige?

Männliche Hebammen haben’s schwer. Ihr Berufsstart ist in der Regel heutzutage immer noch eine schwere Geburt – um im Bild zu bleiben. Und das, obwohl bei uns ja bekanntermaßen extrem starker Hebammenmangel herrscht. Die Zahl der Entbindungspfleger kann man wahrhaftig an einer Hand abzählen. Nach den aktuellen Angaben des Statistischen Bundesamtes gab es in ganz Deutschland zuletzt 16.118 Hebammen – und lediglich sechs davon sind Männer. Zwei von ihnen arbeiten in Baden-Württemberg, zwei in Hessen, je einer in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Vermutlich hat das damit zu tun, dass die Mehrheit der Frauen mittlerweile alle Fragen rund um Geburt, Sexualität und ihren Unterleib lieber mit einer Geschlechtsgenossin besprechen als mit einem Mann und auch die intime Untersuchung ihres Körpers durch eine Frau als angenehmer empfinden. Die Zahl der männlichen Gynäkologen geht stark zurück - Frauenärztinnen sind auf dem Vormarsch. Nach jüngsten Zahlen der Bundesärztekammer gibt es in Deutschland mittlerweile anderthalb Mal so viele weibliche wie männliche Kollegen.

Männliche Hebammen – anderswo schon Normalität

Da verwundert es wenig, dass auch männliche Hebammen in der Frauendomäne der Geburtshilfe kaum eine Chance haben. Seit Jahrtausenden bereits ist ja die Arbeit von Hebammen fest in Frauenhand. Bis auf den heutigen Tag. Es könnte sich jedoch eine sachte Veränderung anbahnen, denn im Berufsfeld der Geburtshilfe muss sich in allernächster Zeit ja ohnehin einiges ändern. Mit der Akademisierung des Hebammenberufes, wie sie ab dem nächsten Jahr umgesetzt sein muss, kann möglicherweise eine größere Akzeptanz und Attraktivität des Berufes, auch für Männer, einhergehen. Schließlich sind männliche Hebammen in anderen Ländern schon länger voll akzeptiert. Nicht nur in Australien, sondern auch in Europa. In Dänemark beispielsweise sind Entbindungspfleger etwas ganz Normales, ebenso in Italien. Dort gibt es fast in jedem Krankenhaus mindestens eine männliche Hebamme.

Männliche Hebammen - was müssen sie können?

Die Aufgaben einer männlichen Hebamme sind natürlich genau die gleichen wie die ihrer weiblichen Kollegen:

  • die Vorsorgeuntersuchungen
  • der Geburtsvorbereitungskurs
  • die Betreuung während der Geburt
  • die Nachsorge in den ersten zehn Tagen danach

Auch die weniger schönen Seiten des Hebammenberufes gelten natürlich für Männer entsprechend wie für Frauen, als da sind:

  • die schlechte Bezahlung
  • die sehr teure Versicherung
  • der Schichtdienst
  • die starke körperliche Anstrengung
  • die geringen Karrierechancen

Männliche Hebammen – wie ist die Akzeptanz?

Da es bundesweit lediglich sechs Entbindungspfleger gibt, weiß man kaum etwas darüber, wie die wenigen männlichen Hebammen ankommen, sowohl bei ihren Kolleginnen, wie auch bei den Schwangeren. Mit Veränderungen tun sich ja erfahrungsgemäß viele Menschen schwer. Entsprechend zwiespältig reagieren wohl viele weibliche Hebammen auf ihre männlichen Konkurrenten. Überzeugen können die Männer in ihrer Arbeit nur mit viel Empathie und dem Aufzeigen einer verständnisvollen und mütterlichen Seite, so eine Lehrhebamme. Dann allerdings könnten sich manche ältere Hebammen durchaus vorstellen, dass Männer in dem Beruf zur Selbstverständlichkeit werden. Bei den Patientinnen, so ihre Beobachtung, wollen wohl nicht alle auf Anhieb einen Mann als Geburtshelfer akzeptieren. Doch je älter die Frauen, desto lockerer würden sie. Die Spätgebärenden hätten deutlich tolerantere Schamgrenzen.

Männliche Hebamme – ein Beruf mit Zukunft?

Die nächsten Jahre werden es zeigen, ob der Beruf des Entbindungspflegers sich auch hierzulande durchsetzen kann. Dazu könnte zum einen der hiesige, eklatante Hebammenmangel beitragen, zum anderen die kommende Akademisierung bis Anfang 2020. Dadurch, so erwartet man, wird der Hebammenberuf wieder attraktiver und vor allem konkurrenzfähiger auf dem innereuropäischen Arbeitsmarkt – wo sich männliche Hebammen ja in einigen Ländern schon gut etablieren konnten. Auf jeden Fall hat es die Diskussion darüber bereits ins Fernsehen geschafft: Am Freitag, 8. Februar 2019, zeigt die ARD um 20:15 Uhr: "Toni, männlich, Hebamme – allein unter Frauen". Dabei geht es zwar sicherlich mehr um Fiktion - um Verwicklungen, Liebe und auch ein wenig Klamauk - als um die Realität der Arbeitswelt im Kreißsaal. Aber immerhin rückt das Thema dadurch schon etwas mehr in das Bewusstsein der Allgemeinheit. Warum sollte ein Arzt im Kreißsaal künftig nicht auch bei uns eine männliche Hebamme an seiner Seite haben ... ?!

Bildquelle: Getty Images

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