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Männliche Hebamme: Alles über den seltenen Beruf des Entbindungspflegers

Männliche Hebamme gibt es nur wenige in Deutschland, dabei können Entbindungspfleger einen wichtigen Beitrag im Kreißsaal und bei der Vor- und Nachsorge leisten.
Männliche Hebamme gibt es nur wenige in Deutschland, dabei können Entbindungspfleger einen wichtigen Beitrag im Kreißsaal und bei der Vor- und Nachsorge leisten. (© Getty Images/ Djordje Krstic)

Nur 22 männliche Hebammen gibt es nach aktuellen Schätzungen in Deutschland – bei ca. 24.000 praktizierenden Hebammen insgesamt. Dabei herrscht ein eklatanter Hebammenmangel im Land. Höchste Zeit, sich mit dem Beruf des Entbindungspflegers – so die offizielle Bezeichnung – auseinanderzusetzen und zu verstehen, warum dieser Beruf auch für Männer eine echte Zukunftschance sein kann.

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Während männliche Gynäkologen längst Normalität sind, tun sich viele schwer mit der Vorstellung einer männlichen Hebamme. Dabei bringen Entbindungspfleger oft besondere Qualitäten mit: Einfühlungsvermögen, medizinisches Know-how und eine ruhige Hand. In anderen europäischen Ländern wie Dänemark oder Italien gehören sie bereits fest zum Kreißsaal-Team. Wir klären die wichtigsten Fragen rund um diesen außergewöhnlichen Beruf.

Was macht eine männliche Hebamme?

Die Aufgaben eines Entbindungspflegers unterscheiden sich nicht von denen seiner Kolleginnen. Dazu gehören:

  • Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft
  • Geburtsvorbereitungskurse
  • Betreuung während der Geburt
  • Nachsorge im Wochenbett
  • Stillberatung
  • Rückbildungsgymnastik
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Männliche Hebammen – warum gibt es so wenige?

Hebamme ist ein traditionell weiblicher Beruf und während immer mehr Frauen sich ihren Platz in typischen Männerberufen erkämpfen, scheint es umgekehrt nicht so erstrebenswert zu sein. Das liegt in vielen Fällen daran, dass typische Frauenberufe – darunter eben auch Hebamme – nicht besonders gut bezahlt werden und dennoch viel Arbeit und Verantwortung mit sich bringen. Wer den Diskurs über den Hebammenberuf in den letzten Jahren verfolgt hat, weiß, dass es in diesem Bereich einen großen Mangel gibt, aber auch, dass es gerade freiberufliche Hebammen sehr schwer haben, z. B. wegen zu hoher Versicherungskosten. Das macht den Beruf Hebamme nicht gerade attraktiv und für Männer scheinbar noch weniger. Außerdem bespricht die Mehrheit der Frauen alle Fragen rund um Geburt, Sexualität und ihren Unterleib lieber mit einer Geschlechtsgenossin als mit einem Mann und auch die intime Untersuchung ihres Körpers wird von einer Frau als angenehmer empfunden. Die Zahl der männlichen Gynäkologen geht stark zurück – Frauenärztinnen sind auf dem Vormarsch. Nach jüngsten Zahlen der Bundesärztekammer gibt es in Deutschland mittlerweile anderthalbmal so viele weibliche wie männliche Kollegen.

Vorteile männlicher Hebammen im Kreißsaal

Entbindungspfleger bringen oft besondere Stärken mit, die Schwangeren auf den ersten Blick vielleicht gar nicht bewusst sind. Folgende Stärken können männliche Hebammen im Kreißsaal und außerhalb ausspielen:

  • Körperliche Kraft bei schwierigen Geburtslagen
  • Technisches Verständnis für medizinische Geräte (haben natürlich auch die weiblichen Hebammen)
  • Neue Perspektiven im Team
  • Besonders empathischen Umgang durch bewusste Berufswahl
  • Positive Ergänzung zum weiblich dominierten Team
  • Besonders Verständnis auch für die Emotionen und Bedürfnisse der Väter bei der Geburt bzw. davor und danach

Männliche Hebammen – anderswo schon Normalität

Mit der Akademisierung ab 2020 des Hebammenberufs hatte man sich eine größere Akzeptanz und Attraktivität des Berufes, auch für Männer, erhofft. Aber die Zahl der männlichen Hebammen ist seither nur marginal gestiegen. In anderen Ländern ist das anders, dort werden männliche Hebammen schon länger voll akzeptiert. Nicht nur in Australien, sondern auch in Europa. In Dänemark beispielsweise sind Entbindungspfleger etwas ganz Normales, ebenso in Italien. Dort gibt es fast in jedem Krankenhaus mindestens eine männliche Hebamme.

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Nachteile des Berufs als männliche Hebamme

Auch die weniger schönen Seiten des Hebammenberufes gelten natürlich für Männer entsprechend wie für Frauen, als da sind:

  • Schlechte Bezahlung
  • Sehr teure Versicherung
  • Schichtdienst bzw. Dienst auf Abruf
  • Starke körperliche und emotionale Anstrengung
  • Geringen Karrierechancen
  • Spezielle für Entbindungspfleger: Weniger Akzeptanz, Misstrauen bis hin zur Ablehnung durch manche Schwangere

Wie wird man Entbindungspfleger bzw. männliche Hebamme?

Seit 2020 ist die Hebammenausbildung akademisiert. Um (männliche) Hebamme zu werden, bedarf es eines Bachelor-Studium der "Hebammenwissenschaft" (6-8 Semester). Es besteht aus einer Kombination aus Theorie und Praxis und wird mit einer staatlichen Prüfung abgeschlossen. Innerhalb des Studiums und danach gibt es verschiedene Spezialisierungsmöglichkeiten.

Männliche Hebamme – ein Beruf mit Zukunft?

Die nächsten Jahre werden es zeigen, ob der Beruf des Entbindungspflegers sich auch hierzulande durchsetzen kann. Dazu könnte zum einen der hiesige, eklatante Hebammenmangel beitragen. Der Beruf der männlichen Hebamme hat definitiv Zukunftspotential. Der aktuelle Fachkräftemangel und die Akademisierung des Berufs könnten dazu beitragen, dass sich mehr Männer für diesen wichtigen Beruf entscheiden. Letztendlich zählt nicht das Geschlecht, sondern Kompetenz, Einfühlungsvermögen und Professionalität.

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Auf jeden Fall hat es die Diskussion darüber bereits ins Fernsehen geschafft: In der ARD Mediathek könnt ihr die Serie "Toni, männlich, Hebamme – allein unter Frauen" kostenlos streamen. Dabei geht es zwar sicherlich mehr um Fiktion – um Verwicklungen, Liebe und auch ein wenig Klamauk – als um die Realität der Arbeitswelt im Kreißsaal. Aber immerhin rückt das Thema dadurch schon etwas mehr in das Bewusstsein der Allgemeinheit. Warum sollte ein Arzt im Kreißsaal künftig nicht auch bei uns eine männliche Hebamme an seiner Seite haben ... ?!

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FAQ

Verdienen männliche Hebammen mehr als ihre Kolleginnen?

Nein, die Bezahlung richtet sich nach Tarif und ist geschlechtsunabhängig. Das Einstiegsgehalt liegt bei etwa 2.800-3.200 € brutto. Zusätzliche Qualifikationen oder Nachtdienste werden extra vergütet.

Akzeptieren Schwangere männliche Hebammen?

Die Erfahrung zeigt: Nach anfänglicher Skepsis werden männliche Hebammen gut angenommen. Besonders Mehrgebärende und ältere Schwangere stehen Entbindungspflegern sehr offen gegenüber.

Wo kann man als männliche Hebamme arbeiten?

Entbindungspfleger können in Kliniken, Geburtshäusern, Hebammenpraxen oder freiberuflich tätig sein. Die meisten arbeiten aktuell in Krankenhäusern, wo sie Teil eines interdisziplinären Teams sind.

Quellen: Statistisches Bundesamt, Deutsches Ärzteblatt, SpringerPflege.de, Evangelische Hochschule Berlin, Bundesministerium für Gesundheit

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