Schwanger sein ist (meist) toll, kann aber echt anstrengend sein. Die Gefühle fahren Achterbahn, der Körper bringt Hochleistung und manche plagen Beschwerden wie Rückenweh. Gut tut da oft eine perinatale Massage. Fragt sich nur: Ist eine Schwangerschafts-Massage für jede Frau zu empfehlen? Wir haben mit einem Experten gesprochen: über Vorteile, Gefahren und alles, was wichtig zu wissen ist.
- 1.Kann ich mich mit Baby im Bauch eigentlich unbesorgt massieren lassen?
- 2.Aber: Nicht jede Massage ist für Schwangere geeignet
- 3.Welche positiven Effekte hat eine Schwangerschafts-Massage?
- 4.Wann darf eine Schwangere nicht massiert werden?
- 4.1.Kontraindikationen für Schwangerschaftsmassagen
- 4.2.Risikoschwangerschaft: Darf ich trotzdem massiert werden?
- 4.3.Bauchmassage + Schwangerschaft: Ist das gefährlich?
- 5.Massage in der Schwangerschaft: Worauf achten?
- 5.1.Massage + schwanger: Wichtig ist ein Erstgespräch
- 5.2.Wie liege ich als Schwangere während der Massage?
- 5.3.Schwangerschaftsmassage: Gibt es Tabu-Zonen?
- 5.4.Wann ist die beste Zeit für eine Schwangerschaftsmassage?
- 5.5.Bis wann ist in der Schwangerschaft eine Massage möglich?
- 6.Der Partner als Masseur?
Kann ich mich mit Baby im Bauch eigentlich unbesorgt massieren lassen?
Je größer der Bauch, desto mehr Gewicht gilt es zu tragen. Die Beine werden schwer, der Rücken schmerzt, der Nacken ist verspannt. "Wie schön wäre da eine entspannende Massage ... Doch darf ich das, mit Baby im Bauch?", fragt sich so manche Schwangere etwas verunsichert. Schwangerschafts-Massage-Experte Alexander Schinke kann erst mal beruhigen: "Außer in ganz wenigen Ausnahmen, lautet die Antwort: Ja."
Schwangerschaftsmassagen tun den meisten werdenden Müttern – und Babys – sogar sehr gut. Eine perinatale Massage kann nicht nur körperliche Beschwerden lindern, sondern sich auch positiv auf die Stimmung, das Körpergefühl und die psychische Verfassung der Schwangeren auswirken – und davon profitiert wiederum ihr Kind.
Aber: Nicht jede Massage ist für Schwangere geeignet
Bist du schwanger, wende dich am besten an eine Massage- oder Hebammenpraxis, die perinatale Massagen anbietet. Es sollten nur ausgebildete Massagetherapeut*innen mit fundierten Kenntnissen über Anatomie und Physiologie in der Schwangerschaft massieren. Empfehlung: Ihr könnt euch die Zertifikate zeigen lassen.
Optimal ist eine perinatale Massage, die ganz auf die hormonellen Veränderungen und Bedürfnisse von Schwangeren ausgerichtet ist. In den USA gehört sie längst zum Standard-Massage-Programm. In Deutschland wird sie vor allem von darin ausgebildeten Hebammen angeboten, aber auch spezialisierte Praxen, wie die von Alexander Schinke in Frankfurt, bieten sie an.
Welche positiven Effekte hat eine Schwangerschafts-Massage?
Potenziell jede Menge. Das sind mögliche Benefits der Schwangerschaftsmassage:
- Allem voran kann eine Schwangerschaftsmassage Verspannungen in den typischen Bereichen Schulter, Nacken, Rücken oder Po bzw. Kreuzbein lösen und kann dadurch Schmerzen lindern.
- Das unterstützt eine besser Körperhaltung. Und verspannungsbedingte Kopfschmerzen können sich bessern, genau wie Schlafstörungen.
- Da eine perinatale Massage für Tiefenentspannung sorgt, wirkt sie sich auch Stress reduzierend und regulierend auf die Atmung der Schwangeren sowie deren Puls und Blutdruck aus. Ist seine Mama ruhiger, tut das wiederum auch dem Baby gut.
- Zudem kann eine perinatale Massage Angst lindernd auf die werdende Mutter wirken, die Stimmung aufhellen und so einen positiven Einfluss auf depressive Verstimmungen nehmen.
- Durch die sanften Berührungen können sich die Körperwahrnehmung und das Körpergefühl verbessern. Das ist insbesondere für Frauen hilfreich, die Schwierigkeiten damit haben, die Veränderungen ihres Körpers anzunehmen.
- Die Schwangerschaftsmassage verbessert die Durchblutung und die Hautelastizität und kurbelt den Stoffwechsel an.
- Die Schwangerschaftsmassage regt das lymphatische System an, entlastet die Venen, was Schwellungen, Wassereinlagerungen und den im letzten Schwangerschaftsdrittel typischen dicken Beinen entgegenwirkt.
- Zudem kann die perinatale Massage die Geburtsvorbereitung unterstützen. Studien belegen, dass Frauen, die vor und während einer Geburt eine Massage bekamen, weniger Angst und Schmerzen hatten und später seltener unter Wochenbettdepressionen litten. Sogar zwischen den Wehen und wenn das Kind kommt, kann eine Hebamme mithilfe einer Massage des Damms oder manueller Therapie am Becken die Geburt erleichtern. Allerdings mag nicht jede Frau unter der Geburt berührt werden. Das ist sehr individuell.
"Eine perinatale Massage entspannt den Körper und kann sich Stress mindernd, antidepressiv und Angst lösend auswirken. Auch das Baby bekommt mit, wenn seine Mama loslässt, ruhiger atmet und durch die angenehmen Berührungen Wohlfühlhormone freigesetzt werden."
Besonders gut tun Öl-Massagen. Das Öl spendet Feuchtigkeit und verbessert die Hautelastizität. Es sollte jedoch ein neutrales Öl sein, da es Düfte und Gerüche gibt, die manche Frauen während der Schwangerschaft als unangenehm empfinden. Vorsicht bei ätherischen Ölen wie Campher- und Anisöl: Sie könnten vorzeitige Wehen auslösen.
Wann darf eine Schwangere nicht massiert werden?
"Bei einer Schwangerschaft ohne Komplikationen ist eine perinatale Massage kein Problem", erklärt Alexander Schinke. "Es gibt jedoch einige Fälle, in denen von einer Massage während der Schwangerschaft abzuraten ist."
Kontraindikationen für Schwangerschaftsmassagen
Diese Gründe sprechen im allgemeinen gegen eine Massage in der Schwangerschaft:
- Ansteckende Krankheiten wie Erkältung oder Grippe und Fieber
- Autoimmunerkrankungen wie Schuppenflechte, rheumatoide Arthritis
- Krampfadern
- Bluthochdruck, wenn es sich um einen schwangerschaftsbedingten Bluthochdruck handelt, da er Symptom einer meist behandlungsbedürftigen Komplikation in der Schwangerschaft sein kann.
- vorzeitige Wehen
- Fehllagen der Plazenta wie die Plazenta praevia
- Wachstumsstörungen des Kindes
- Starke Wassereinlagerungen, Ödeme
- Entzündungen, Verletzungen, Hautausschläge
Eine weitere Frage, die Massagetheapeut*innen häufiger hören, lautet:
Risikoschwangerschaft: Darf ich trotzdem massiert werden?
"Tatsächlich ist die Einordnung in eine Risikoschwangerschaft kein generelles Ausschlusskriterium für eine Schwangerschaftsmassage", erklärt Massagetherapeut Alexander Schinke. "Es kommt auf den Grund für die Einstufung an. Fällt eine Frau nur wegen ihres Alters in die Kategorie Risikoschwangerschaft, spricht das erstmal nicht gegen eine Perinatale Massage. Im Zweifel rate ich der Schwangeren dazu, sich mit ihrem Gynäkologen oder ihrer Gynäkologin absprechen, er oder sie kann sie dann individuell beraten."
Wichtig: Bist du dir unsicher, ob eine Schwangerschaftsmassage gerade eine gute Idee ist, sprich mit deiner Gynäkologin oder deinem Gynäkologen darüber.
Bauchmassage + Schwangerschaft: Ist das gefährlich?
Wirklich auf dem Bauch rumzudrücken ist tabu, aber darauf dürfte auch kein seriöse*r Massagetherapeut*in kommen. Wird der Bauch mit massiert, sollte es höchstens ein sanftes Streicheln sein. Auch das mag aber nicht jede Frau, schon gar nicht, wenn sie schwanger ist. "Ich massiere den Bauch deshalb grundsätzlich nicht", sagt Alexander Schinke von MamsMassage in Frankfurt.
"Für die entspannende Wirkung macht das keinen Unterschied. Es fehlt also nichts, wenn man bei der Massage den Babybauch ausspart. Ich sage immer: Den Bauch zu massieren, und damit meine ich sanfte Berührungen wie beim Streicheln, ist ein Fall für den Partner oder die Schwangere selbst."
Viele Schwangere werden ungern am Bauch berührt. Sie ölen sich hier lieber selbst ein und nutzen den Moment, um sich mit ihrem Baby zu verbinden.
Massage in der Schwangerschaft: Worauf achten?
Du solltest auf jeden Fall ein gutes Gefühl bei der Praxis haben und dich beraten lassen. Frage ruhig im Freundeskreis nach Tipps. Vielleicht hat auch deine Hebamme oder Gynäkologin eine Therapeuten-Empfehlung?
Massage + schwanger: Wichtig ist ein Erstgespräch
Da eine Massage im Körper einiges bewirkt und auslöst, ist es auf jeden Fall wichtig, vorher auf die Schwangerschaft hinzuweisen, auch und erst recht im frühen Stadium, wenn noch nichts davon zu sehen ist. Sprich mit deinem Massagetherapeuten oder deiner Massagetherapeutin darüber, wie es dir geht, was dir vielleicht gerade zu schaffen macht und ob bzw. welche Körperregionen Beschwerden verursachen. Nur so ist eine individuell auf dich angepasste Schwangerschaftsmassage möglich.
„Ich nehme mir gerade beim ersten Besuch bewusst Zeit für ein Vorgespräch, damit die Schwangere mir ihre Fragen stellen und über ihre persönlichen Bedürfnisse und mögliche Beschwerden sprechen kann. Am besten ist, wenn sie auch ihren Mutterpass mitbringt. So kann ich direkt erkennen, ob es Besonderheiten oder Kontraindikationen gibt und über mögliche Risiken aufklären.“
Wie liege ich als Schwangere während der Massage?
Am besten funktioniert eine Schwangerschaftsmassage in der linken Seitenlage, unterstützt durch Lagerungskissen – oder die Schwangere sitzt ganz entspannt vor dem Massage-Therapeuten oder der Therapeutin. Im mittleren und letzten Drittel ist die Rückenlage aufgrund eines möglichen Vena-Cava-Syndroms nicht zu empfehlen.
Auf dem Bauch sollten Schwangere generell nicht liegen. Das ist 1. unbequem und 2. potenziell gefährlich fürs Kind. Auch bei Spezialliegen mit Loch wird der Druck auf Gebärmutter und Baby häufig zu groß.
"Ich massiere ausschließlich in der Seitenlage und habe ein spezielles System, das die Schwangere an den richtigen Stellen stützt."
Schwangerschaftsmassage: Gibt es Tabu-Zonen?
Generell soll sich eine Massage gut anfühlen – vor allem eine Schwangerschaftsmassage. Tut sie das nicht, gebt dem Therapeuten oder der Therapeutin immer sofort Bescheid. Für die Profis sind neben dem Bauch bestimmte Akupressur-Punkte in der Schwangerschaft tabu, da sie rein theoretisch – es gibt keine nachgewiesenen Fälle – vorzeitige Wehen auslösen könnten.
Trotzdem gilt: Spart er bestimmte Druckpunkte und die Babykugel beim Massieren aus, ist der Massagetherapeut – genauso wie du als Schwangere – auf der sicheren Seite.
Wann ist die beste Zeit für eine Schwangerschaftsmassage?
Die meisten Frauen gehen zur Schwangerschaftsmassage, wenn ihr Bauch schon deutlich zu sehen ist und die ersten körperlichen Herausforderungen spürbar werden, also gegen Mitte des zweiten Trimesters. Grundsätzlich kann in jedem Trimester massiert werden. Viele Therapeuten schließen zu ihrer eigenen Absicherung jedoch das erste Drittel der Schwangerschaft aus, weil etwa vier von fünf Fehlgeburten in den ersten 12 Wochen passieren.
Bis wann ist in der Schwangerschaft eine Massage möglich?
"Bis zum Schluss", sagt Alexander Schinke. "Vorausgesetzt, es sprechen keine Kontraindikationen dagegen und die Schwangere fühlt sich damit gut." Manche Hebammen massieren die werdende Mutter zudem während der Geburt und im Wochenbett.
Apropos: Zur Vorbereitung auf die Geburt gibt es ja auch noch das Stichwort Dammmassage. Hier kannst du lesen, wie sie funktioniert. Später sind Massagen fürs Baby eine schöne Möglichkeit, die Eltern-Kind-Bindung zu stärken.
Der Partner als Masseur?
So schön ein Schwangerschaftsmassage-Termin beim Profi ist, zuhause tun auch liebevolle Partnermassagen gut. Laien können mit etwas Öl in sanften (!) Bewegungen den Rücken oder das Kreuzbein massieren: Aber bitte ohne Druck. Schwangerschaftsbedingt sind die Bänder und das Bindegewebe gelockert. Als angenehm empfinden Schwangere hier oft einen Igelball, der die Durchblutung der Haut anregt und die Muskeln entspannt.
Ob mit Partner, Masseur oder Hebamme: Massagen in der Schwangerschaft können körperlich und psychisch entspannen – und tun so Mutter und Kind gut.
Rund um die Schwangerschaft gibt es jede Menge Mythen und Unsicherheiten. Schaut doch mal ins Video mit Hebamme Jana Friedrich von Hebammenblog.de, wo ihr (schon) richtig liegt, und wo vielleicht nicht:
Dieses Video entstand in Kooperation mit Hebamme Jana Friedrich von Hebammenblog.de.
Wichtig zu wissen: Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure ÄrztInnen, Hebammen oder ApothekerInnen, damit sie euch individuell weiterhelfen können.
Quellen: Interview mit Schwangerschaftsmassage-Experte Alexander Schinke; Deutsche Schmerzgesellschaft; Massage and Pregnancy: Prenatal Massage