Eine der wichtigsten Fragen für werdende Eltern, besonders im ersten Trimester, ist sicherlich: Ist unser Kind gesund? Die Messung der Nackenfalte gehört zu den nicht-invasiven Methoden der Pränataldiagnostik und soll diese Frage zumindest zu einem kleinen Teil beantworten. Sie liefert einen Hinweis darauf, ob bei einem Baby eventuell ein genetischer Defekt vorliegt. Hier erfährst du alles rund um die Nackenfaltenmessung, auch Nackentransparenzmessung genannt.
- 1.Was ist die Nackenfaltenmessung?
- 2.Wann wird die Nackenfaltenmessung gemacht?
- 3.Wie läuft die Nackenfaltenmessung ab?
- 4.Diese Untersuchung bieten viele Gynäkologen häufig zusätzlich zur Nackenfaltenmessung an
- 5.Welche Chromosomenauffälligkeiten können mit der Nackenfaltenmessung erkannt werden?
- 6.Welche Messwerte gibt es bei der Nackentransparenzmessung und was sagen sie aus?
- 7.Welche Fehlentwicklungen, außer eine Chromosomenstörung, können noch für eine erhöhte Nackentransparenz sorgen?
Was ist die Nackenfaltenmessung?
Bei diesem speziellen Ultraschall misst deine Frauenärztin, ob eine vermehrte Flüssigkeitsansammlung im Nackenbereich des ungeborenen Babys zu erkennen ist. Die Messung gibt den werdenden Eltern einen Hinweis, ob ihr Kind eventuell mit einer Chromosomenabweichung auf die Welt kommt.
Diese vorgeburtliche Untersuchung beruht auf dem Zusammenhang zwischen der Dicke der Nackentransparenz und der Wahrscheinlichkeit für eine Trisomie 21, 13 oder 18. Zwischen der 11. und 14. Schwangerschaftswoche bildet sich bei dem Baby eine mehr oder weniger starke Wasseransammlung im Nackenbereich. Der Frauenarzt bringt die Dicke der Nackenfalte, das Alter der werdenden Mutter und des Embryos in einen Zusammenhang und berechnet daraus die Wahrscheinlichkeit, dass das Baby einen genetischen Defekt hat.
Bei einigen genetischen Erkrankungen ist die Nackentransparenz häufig breiter – aber eben nicht immer. Die Nackentransparenz ist teilweise auch bei völlig gesunden Kindern erhöht. Andererseits hast du bei einem normalen Wert auch keine 100 prozentige Gewissheit, dass dein Baby nicht vielleicht doch mit Down-Syndrom auf die Welt kommt.
Wichtig zu wissen: Ein hoher Wert bei der Untersuchung bedeutet nicht zwangsläufig, dass dein Kind mit einer Behinderung auf die Welt kommen wird!
Ist die Nackenfaltenuntersuchung auffällig, können weitere Untersuchungen folgen, um den Risikowert weiter einzugrenzen.
Wann wird die Nackenfaltenmessung gemacht?
Das Zeitfenster für die Untersuchung ist eng, denn vor der 11. SSW ist das Baby noch zu klein und die Messung zu ungenau. Und nach der 14. Woche klingt der Flüssigkeitsstau wieder ab, weil sich das Baby weiterentwickelt. Optimal ist die 12. SSW für die Ultraschalluntersuchung.
Die Nackenfaltenmessung wird auch Nackentransparenzmessung, Nackendichtemessung oder NT-Screening genannt – gemeint ist ein- und dieselbe Untersuchung.
Die Nackenfaltenmessung ist Bestandteil des Ersttrimesterscreening und wird daher selten als Einzeluntersuchung durchgeführt. Das Ersttrimesterscreening zur Untersuchung auf Chromosomenanomalien und andere risikobewertete Fehlbildungen gehört nicht zu den Standartuntersuchungen und wird daher nicht Krankenkasse übernommen. Bei Risikoschwangerschaften (ab 35 Jahren) werden die Kosten jedoch von den gesetzlichen Kassen getragen.
Wie läuft die Nackenfaltenmessung ab?
Die Messung der Nackenfalte zählt nicht zu den Routineuntersuchungen, dein Arzt sollte dich aber in jedem Fall über die Möglichkeit informieren. Bei dem NT-Screening handelt es sich um eine gewöhnliche Ultraschalluntersuchung, d. h. sie ist völlig risikolos. Meist wird dein Frauenarzt einen Ultraschall durch die Bauchdecke machen. Wenn dein Baby nicht gut zu sehen ist, wird er sich für einen vaginalen Ultraschall entscheiden. Die Ergebnisse unterscheiden sich dabei nicht wesentlich voneinander.
Um die Nackenfaltenmessung durchführen zu dürfen, benötigt dein Arzt oder deine Ärztin eine extra Ausbildung, die jährlich erneuert werden muss, und ein hochauflösendes Ultraschallgerät. So ist gewährleistet, dass die Messung mit höchstmöglichem Know-How durchgeführt und ausgewertet wird.
Diese Untersuchung bieten viele Gynäkologen häufig zusätzlich zur Nackenfaltenmessung an
Genauer wird das Ergebnis der Nackenfaltenmessung, wenn es in Kombination mit dem Erst-Trimester-Screening durchgeführt wird. Dabei wird zusätzlich zur Nackentransparenzmessung auch noch das Nasenbein des Kindes, sowie das Herz mittels Ultraschall genauer angeschaut. Mögliche Fehlbildungen oder Abweichungen können hier ebenfalls Indikator für eine Chromosomenabweichung sein.
Zusätzlich kann die Mutter noch einen Bluttest bei sich vornehmen lassen. Bei diesem untersucht das Labor das mütterliche Blut auf den Gehalt des Hormons humanem Choriongonadotropin (hCG) und die Konzentration von PAPP-A (pregnancy-associated plasma protein A). Beide Werte können auf eine Chromosomenstörung hinweisen. Seit Juli 2022 wird dieser Test in der Regel von den Krankenkassen übernommen.
Die Frauenärztin berechnet aus allen Werten zusammen mit einer speziellen Software bei der auch das Alter der werdenden Mutter, die aktuelle Schwangerschaftsdauer und die Scheitel-Steiß-Länge des Kindes mit einbezogen werden, eine statistische Wahrscheinlichkeit für eine Chromosomenstörung bzw. mögliche Fehlbildungen.
Wird bei der Nackenfaltenmessung in Kombination mit dem Erst-Trimester-Screening und dem Bluttest ein erhöhtes Risiko ermittelt, kann der Arzt weitere Untersuchungen vorschlagen und eine Überweisung an einen auf diese Themen spezialisierten Humangenetiker ausstellen.
Welche Chromosomenauffälligkeiten können mit der Nackenfaltenmessung erkannt werden?
Wird eine erhöhte Nackenfaltendichte gemessen, kann (muss aber nicht) das auf folgende Chromosomenstörungen hinweisen:
- Eine Trisomie 10, 13, 15, 16, 18, 21 und 22 (es liegen dann meist drei statt der üblichen zwei Chromosomen vor): Wobei die Trisomie 21, auch Down Syndrom genannt, dabei die bekannteste Chromosomen-Trisomie ist.
- Trisomie des X-Chromosom: Die Trisomie X liegt z. B. beim Klinefelter-Syndrom.
- Eine Monosomie X, auch Turner Syndrom genannt: Davon sind nur weibliche Babys betroffen. Bei dieser Veränderungen fehlt ein X-Chromosom oder ist verändert.
Wie sicher das Ergebnis ist, hängt auch von der Erfahrung der untersuchenden Ärztin und der Qualität des Ultraschallgerätes ab. Eure Ärztin sollte ein Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) der Stufe II oder III haben. Dies ist ein Hinweis für eine gute Ausbildung in diesem Bereich.
Welche Messwerte gibt es bei der Nackentransparenzmessung und was sagen sie aus?
Bei der reinen Nackenfaltenmessung liegen die Werte zwischen 1,0 und 2,5 mm im Normbereich. Dabei spielt aber auch die Größe des Babys zum Zeitpunkt der Untersuchung eine Rolle. Folgende Werte würden außerhalb der Norm liegen:
- Bei einem Schädel-Steiß-Länge von 45 mm sind sind bereits Werte ab 2,3 mm auffällig.
- Bei einer größeren Schädel-Steiß-Länge von 84 mm sind erst Werte über 2,9 mm auffällig.
- Auffälligen Werte oberhalb des Normbereichs im Bezug zur aktuell gemessenen Schädel-Steiß-Länge können auf eine Fehlbildung hinweisen. Genauer wird die Beurteilung in Kombination mit einem Erst-Trimester-Screening.
Welche Fehlentwicklungen, außer eine Chromosomenstörung, können noch für eine erhöhte Nackentransparenz sorgen?
- Allgemeine Entwicklungsstörungen
- Herzfehler
- Nabelbruch
- Zwerchfellbruch
- Fehlbildungen beim Skelett
- Fehlbildungen der Lunge
- Fehlbildungen der Bauchwand
- Oder es liegt nur eine verzögerte Entwicklung der Lymphgefäße vor, die sich noch verwächst
FAQ
Soll ich eine Nackenfaltenmessung machen?
Soll ich meinen Partner mit zur Nackenfaltenmessung nehmen?
Was kostet die Nackenfaltenmessung?
Wie aussagekräftig ist die Nackentransparenzmessung?
Die Nackenfaltenmessung war auffällig, wie geht es jetzt weiter?
Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen und Ärzte, Hebammen oder Apotheker*innen, damit sie euch individuell weiterhelfen können.
Quellen: Pränataldiagnostik-Ratgeber des BZgA zum kostenpflichtigen Download
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