Der Moment, wenn ein Kind auf natürlichem Weg zur Welt kommt, ist magisch und einzigartig - und schmerzhaft, wenn wir ganz ehrlich mit euch sind. Während der Schwangerschaft beschäftigen sich viele werdende Eltern mit der Frage, wie die Geburt ablaufen soll. Die natürliche Geburt ist dabei für viele der Wunschweg – doch was bedeutet das eigentlich genau? Welche Vor- und Nachteile es gibt und wie du dich bestmöglich darauf vorbereiten kannst.
- 1.Was versteht man unter einer natürlichen Geburt?
- 2.Die Phasen einer natürlichen Geburt im Überblick
- 3.Wie schmerzhaft ist eine natürliche Geburt?
- 4.Die Vorteile einer natürlichen Geburt
- 5.Welche Nachteile hat eine natürliche Geburt?
- 6.Wann ist eine natürliche nicht Geburt möglich?
- 7.So bereitest du dich optimal auf eine natürliche Geburt vor
- 7.1.Vor der Geburt
- 7.2.Für den Kreißsaal
- 8.Hebammenkreißsäle: Natürliche Geburt in sicherer Umgebung
Was versteht man unter einer natürlichen Geburt?
Die natürliche Geburt, auch spontane Geburt genannt, beschreibt den Prozess, bei dem ein Baby ohne größere medizinische Eingriffe durch den Geburtskanal geboren wird. Dabei setzt der Geburtsprozess von selbst ein, die Wehen beginnen in der Regel zwischen der 38. und 42. Schwangerschaftswoche. Der Körper einer Frau ist perfekt auf diesen Vorgang vorbereitet – ein fein abgestimmtes Zusammenspiel aus Hormonen, Muskelarbeit und Bewegung ermöglicht es dem Baby, seinen Weg ins Leben zu finden. Etwa 61 Prozent aller Geburten in Deutschland sind vaginale Geburten, während der Anteil der Kaiserschnitte bei etwa 32 Prozent liegt.
Die Phasen einer natürlichen Geburt im Überblick
Phase | Dauer | Was passiert? | Tipps |
Latenzphase | Unterschiedlich, oft mehrere Stunden | Erste unregelmäßige Wehen, Muttermund beginnt sich zu öffnen | Zu Hause bleiben, entspannen, Kräfte sammeln |
Aktive Eröffnungsphase | 8-12 Stunden | Regelmäßige Wehen, Muttermund öffnet sich auf ca. 10 cm | Verschiedene Gebärpositionen ausprobieren, Atmung kontrollieren |
Austreibungsphase | 20-50 Minuten | Starke Wehen, aktives Pressen, Geburt des Kindes | Auf den Körper hören, mit den Wehen arbeiten |
Nachgeburtsphase | 10-15 Minuten | Ausstoßung der Plazenta | Erstes Bonding mit dem Baby |
Klickt hier für detaillierte Infos zu den verschiedenen Geburtsphasen. Die unterschiedlichen Wehen erklären euch Redakteurin Jennifer Kober hier und wie lange eine (natürliche Geburt) dauert, haben wir hier erhoben.
Wie schmerzhaft ist eine natürliche Geburt?
Es gibt keine Frage, die werdende Mütter mehr beschäftigt: Wie stark sind die Schmerzen bei einer natürlichen Geburt? Die ehrliche Antwort: Eine Geburt ist schmerzhaft, aber das Schmerzempfinden ist sehr individuell. Während manche Frauen die Wehen als extrem intensiv beschreiben, erleben andere sie als bewältigbar.
Die Medizin erklärt, dass unser Körper während der Geburt Endorphine ausschüttet, die im Zusammenspiel mit Atemtechniken und anderen Methoden dafür sorgen, dass der Geburtsschmerz selten ein unerträgliches Maß erreicht. Wir kennen viele Frauen, die das nicht unterschreiben würden. Nicht umsonst bitten ca. jede fünfte Frau im Kreißsaal um eine PDA. Wichtig zu wissen: Die Wehen kommen in Wellen und dauern jeweils nur etwa 30-60 Sekunden. Dazwischen gibt es Pausen, in denen ihr euch "erholen" könnt.
Die Vorteile einer natürlichen Geburt
Eine natürliche Geburt bietet zahlreiche Vorteile für Mutter und Kind:
Für die Mutter:
- Schnellere Erholung nach der Geburt
- Keine Operationsnarbe wie beim Kaiserschnitt
- Ausschüttung von Oxytocin, das die Mutter-Kind-Bindung fördert
- Positive Auswirkungen auf das Stillverhalten
- Im beste Fall: ein selbstbestimmteres Geburtserlebnis
Für das Baby:
- Das "Training" während des Geburtsvorgangs aktiviert wichtige Körperfunktionen
- Bessere Anpassung an die Umgebung außerhalb des Mutterleibs
- Kontakt mit mütterlichen Bakterien stärkt das Immunsystem und baut ein gesundes Darmmilieu auf
- Geringeres Risiko für Atemprobleme nach der Geburt
Welche Nachteile hat eine natürliche Geburt?
Trotz aller Vorteile gibt es auch einige Aspekte, die als Nachteile einer natürlichen Geburt betrachtet werden können:
- Schmerzen: Der offensichtlichste Nachteil sind die Geburtsschmerzen, die bei einer natürlichen Geburt ohne PDA intensiver erlebt werden.
- Unvorhersehbarkeit: Eine natürliche Geburt lässt sich nicht planen – weder der Zeitpunkt noch die Dauer sind vorhersehbar.
- Mögliche Geburtsverletzungen: Bei einer vaginalen Geburt kann es zu Dammrissen oder anderen Verletzungen im Geburtskanal kommen.
- Längere Geburtsdauer: Im Vergleich zum geplanten Kaiserschnitt dauert eine natürliche Geburt in der Regel länger.
- Unvorhersehbare Geburtskomplikationen: Eine natürliche Geburt kann immer mit Komplikationen einhergehen, die in der Regel vom Fachpersonal optimal begleitet werden.
- Mögliche Notwendigkeit medizinischer Eingriffe: Manchmal werden trotz des Wunsches nach einer natürlichen Geburt medizinische Interventionen wie Wehenmittel oder eine Saugglocke notwendig.
Wann ist eine natürliche nicht Geburt möglich?
Grundsätzlich ist eine natürliche Geburt bei den meisten Schwangerschaften möglich. Es gibt jedoch Situationen, in denen ein (geplanter) Kaiserschnitt notwendig werden kann:
- Ungünstige Lage des Kindes (z.B. Querlage oder Steißlage)
- Plazenta praevia (Fehllage des Mutterkuchens)
- Missverhältnis zwischen kindlichem Kopf und mütterlichem Becken
- Mehrlingsschwangerschaften (besonders bei drei oder mehr Kindern)
- Anhaltender Geburtsstillstand
- Komplikationen während der Geburt
Wenn Mediziner*innen Frauen zu einem geplanten Kaiserschnitt beraten, wägt das Fachpersonal in Deutschland sehr sorgsam ab, ob er für die Betroffene sinnvoll ist. Die Entscheidung sollte immer individuell getroffen werden, wobei die Gesundheit von Mutter und Kind an erster Stelle steht.
So bereitest du dich optimal auf eine natürliche Geburt vor
Eine gute Vorbereitung kann dir helfen, deine Chancen auf eine erfolgreiche natürliche Geburt zu erhöhen. Folgendes kannst du tun, um möglichst sicher und entspannt in deine natürliche Geburt zu starten und sie zu erleben:
Vor der Geburt
Wir raten dir, einen Geburtsvorbereitungskurs zu besuchen, um Atemtechniken und Entspannungsmethoden zu erlernen. Informiere dich rechtzeitig über verschiedene Geburtsorte (Klinik, Geburtshaus, Hausgeburt), denn es gibt nur wenige Geburtshäuser und Hausgeburt-Hebammen und diese sind oft weit im Voraus ausgebucht. Wir haben selbst gute Erfahrungen mit der Erstellung eines Geburtsplans mit unseren Wünschen und Vorstellungen gemacht. Besonders gute Infos dazu findest du beim Hypnobirthing. Überlege, wer dich bei der Geburt begleiten soll, in der Regel ist dies der Partner bzw. die Partnerin, aber das ist natürlich kein Muss. Wenn du dich bis zur Geburt durch moderate Bewegung wie Schwangerschaftsyoga oder Schwimmen fit hältst, fällt es dir vermutlich leichter, die körperlichen Anstrengungen einer natürlichen Geburt durchzustehen.
Für den Kreißsaal
Pack dir bequeme Kleidung und warme Socken ein – viele Frauen bekommen während der Geburt kalte Füße (im Echt, aber manchmal auch metaphorisch gesprochen. Bei letzterem helfen die Socken nicht, aber hier kommt eure Begleitung und eine gute Hebamme ins Spiel). Nimm deine eigene Musik mit, um dich entspannen oder anfeuern zu können. Da eine natürliche Geburt etwas dauern kann, empfehlen wir genügend Snacks und Getränke einzupacken. Was alles in deine Krankenhaustasche gehört – mit kostenloser Checkliste zum Downloaden, verrät dir Redakteurin Jennifer Kober.
Hebammenkreißsäle: Natürliche Geburt in sicherer Umgebung
Eine besondere Option für Frauen, die eine natürliche Geburt in einer Klinik anstreben, sind Hebammenkreißsäle. Diese werden ausschließlich von Hebammen geleitet und ermöglichen gesunden Frauen eine natürliche Geburt ohne routinemäßige ärztliche Eingriffe – bei gleichzeitiger Sicherheit einer Klinik.
Eine Studie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung hat gezeigt, dass die Chance, im Hebammenkreißsaal eine interventionsfreie Geburt zu erleben, mehr als zweieinhalbmal so hoch ist wie im üblichen Kreißsaal. Gleichzeitig ist die Sicherheit für Mutter und Kind gewährleistet, da bei Komplikationen sofort ärztliche Hilfe zur Verfügung steht.
Quellen: Bundesministerium für Bildung und Forschung, Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Deutscher Hebammenverband, Gesellschaft für Geburtsvorbereitung