Die Geburt des Kindes rückt langsam näher und plötzlich verspüren wir das dringende Bedürfnis, unser Zuhause für den Familienzuwachs wirklich perfekt zu machen: Der Nestbautrieb hat eingesetzt. Woher dieser Nestbauinstinkt kommt, worauf wir dabei achten können und was daran richtig Spaß macht.
Was ist der Nestbautrieb in der Schwangerschaft?
„Wissenschaftlich gesehen gibt es keinen Nachweis dafür, dass es wirklich einen Nestbautrieb während der Schwangerschaft gibt. Dennoch kann man dieses Phänomen oft bei Schwangeren beobachten“, sagt der Diplom-Psychologe Michael Thiel. „Er ist wohl eine Art Ur-Instinkt, der die schwangere Mutter dazu bewegt, eine möglichst heimelig-perfekte Umgebung für ihr Kind zu schaffen.“
In der Tierwelt ist der Nestbautrieb, auch "Nesting" genannt, ein bekanntes Phänomen, das bei verschiedenen Tieren wie Gänsen, Hasen und verschiedenen Vogelarten beobachtet wird. Dabei bereiten sich die Tiere auf die Geburt ihrer Jungen vor, indem sie Nester bauen oder Höhlen herrichten, um einen geschützten Raum für die Aufzucht der Nachkommen zu schaffen. Der Nestbautrieb bei schwangeren Frauen ist diesem "Nesting" sehr ähnlich, auch wir wollen unser Zuhause für die Ankunft unseres Nachwuchs schön machen – und gäbe es so süßen Babybedarf und Babyklamotten für Tierbabys, Mama-Gans und Mutti-Hase würden auch hemmungslos zuschlagen, oder!?
Wann beginnt der Nestbautrieb in der Schwangerschaft?
Da der Nestbauinstinkt nicht wissenschaftlich bewiesen ist, gibt es auch keinen exakten Zeitpunkt. Aber Beobachtungen zeigen, dass der Nestbautrieb vor allem im letzten Drittel der Schwangerschaft einsetzt, wenn die Geburt näher rückt. „Zum einen sicher, um schnell noch alles schön fürs Baby zu machen, zum anderen, weil es eine gute Möglichkeit ist, sich von der Geburt etwas abzulenken und aufs Kind einzustimmen“, meint Psychologe Michael Thiel.
Worauf müsst ihr beim Nestbautrieb in der Schwangerschaft achten?
Der Nestbautrieb in der Schwangerschaft hat keine wirklich Nebenwirkungen. Aber da er mit einem großen Aktionismus einhergeht und sind wir dabei, je nach Zeitpunkt des Einsetzen des Nestbauinstinkts, eben auch (hoch-)schwanger. Daher hier ein paar wichtige Hinweise, damit ihr euren Nestbautrieb ohne Risiko für euch und euer Baby ausleben könnt:
- Nicht schwer heben
Trotz allen Eifers gilt während der Schwangerschaft: Das Heben schwerer Lasten ist für Frauen in der Schwangerschaft tabu. - Nicht klettern
Auf auf Leitern haben (Hoch-)Schwangere nichts zu suchen. - Auf Giftstoffe achten
Achtet bei Streicheinsätzen darauf, dass ihr keine lösungsmittelhaltigen Farben verwendet und lüftet gut. - Vorsicht mit Werkzeug
Natürlich können (schwangere) Frau genauso gut mit Werkzeug umgehen, wie Männer, aber der dicke Bauch ist nun mal gerne im Weg und ihr könnt euch im Eifer des Nestbautriebs mit Schraubendreher und Co. daran leichter verletzen. - Nicht überanstrengen
Das Babybett soll unbedingt noch fertig werden, auch wenn ihr euch schon ganz schön schlapp fühlt. Hört auf euren Körper und macht Pausen, wenn er sie fordert – ihr seid schließlich (hoch-)schwanger! - Nicht zu tief einatmen
Auch wildes Putzen kann Bestandteil des Nestbautriebs sein. Bei manchen Sprühreinigern besser das Fenster öffnen und das Zeug nicht zu tief und zu langeeinatmen.
8 Anzeichen, dass euch der Nestbautrieb erwischt hat
"Dich hat der Nestbauinstinkt ja voll erwischt", meinte meine Freundin knapp zwei Wochen vor der Geburt meines ersten Kindes zu mir. "Ach Quatsch, alles wie immer", antwortete ich mit dem Schraubenzieher in der Hand, im Chaos von tausend halb ausgepackten Ikea-Möbelpaketen sitzend. Öhm, ok, vielleicht doch ein bisschen. Aber tatsächlich war ich mir gar nicht so wirklich bewusst, dass das, was ich da trieb, nicht einfach nur letzte exzessive Vorbereitungen auf die Ankunft unseres ersten Kindes war, sondern der sogenannte Nestbautrieb. Deshalb hier für euch 8 Anzeichen, die euch darauf hinweisen, dass euch der Nestbauinstinkt voll erwischt hat:
- Auch wenn ihr euch eigentlich zurückhalten wolltet – ihr kommt nun von jedem Einkauf mit irgendetwas Niedlichem zum Anziehen für euer Baby zurück.
- Das Babybett wolltet ihr eigentlich erst später aufbauen, aber jetzt soll es doch lieber schon fertig im Kinderzimmer stehen. Sieht doch einfach viel schöner aus.
- Das Kinderzimmer, oder die Babyecke in eurem Schlafzimmer sieht mit einer frischen Wandfarbe doch viel schöner aus. Und es gibt so viel niedliche Wandkunst für Kinder, wer kann da widerstehen?
- Wer weiß, wann man nach der Geburt wieder zum gründlich Putzen kommt (oder wie gut es der/die Partner*in) macht. Also lieber schnell noch einmal eine lupenreine Grundreinigung starten.
- Mit baldigem Einzug des neuen Baby-Mitbewohners oder Baby-Mitbewohnerin zieht auch mehr Stuff ein. Das kann mehr Ordnung nicht schaden. Also schnell nochmal alles neu sortieren, aufräumen und ordentlich verstauen.
- Plötzlich sollen auch Dinge sauber sein, die euch bisher mehr oder minder egal sein. Kurz vor der Geburt ist euch eine blitzeblanke Backofen, ein angetauter Gefrierschrank und Schränke ohne (Fett-)Staub oben drauf aber plötzlich ungemein wichtig!
- Ah, du wolltest doch noch die Fotos von den letzten drei Jahren in ordentliche Fotobücher verwandeln und endlich mal deinen Geburtstagskartenstapel sortieren – das muss jetzt vor der Geburt endlich gemacht werden.
- Wenn ihr es bis jetzt nicht gemacht hat, dann werdet ihr bei Einsetzen des Nestbautriebs in der Schwangerschaft auch sicher endlich eure Kliniktasche packen wollen. Keine schlechte Idee!
- Vorräte, ihr braucht Vorräte, nicht dass du im Wochenbett verhungerst. Deshalb bestückst du deinen Gefrierschrank mit jeder Menge Vorgekochtem. Das ist tatsächlich eine gute Idee. Mehr Wochenbett-Fakten findet ihr im Video:
Quellen: Diplom-Psychologe Michael Thiel, "Evidence of a nesting psychology during human pregnancy" by Marla V. Anderson und M.D. Rutherford,
Habt oder hattet ihr auch einen Nestbautrieb in der Schwangerschaft? Wie hat er sich bemerkbar gemacht? Habt ihr ihn voll ausgelebt? Schreibt mir eine Email an c.bauer@familie.de mit euren Erfahrungen – wir sind gespannt, was ihr berichtet.