Deine Beine kribbeln und zucken und du hast das Gefühl, sie ständig bewegen zu müssen, vor allem abends? Wenn du schwanger bist, ist die Wahrscheinlichkeit, ein Restless Legs Syndrom zu entwickeln erhöht. Was du gegen RLS in der Schwangerschaft tun kannst, wo die Ursachen liegen und ob die unruhigen Beine gefährlich für dich und dein Baby sein können.
- 1.Restless Legs in der Schwangerschaft: Symptome
- 2.Was tun gegen Restless Legs in der Schwangerschaft?
- 3.Was ist die Ursache von Restless Legs in der Schwangerschaft?
- 4.Bekomme ich bei Restless Legs in der Schwangerschaft ein Beschäftigungsverbot?
- 5.Gehen Restless Legs nach der Schwangerschaft wieder weg?
Restless Legs in der Schwangerschaft: Symptome
Ungefähr 25 Prozent der Frauen leiden während der Schwangerschaft am Restless Legs Syndrom (RLS). Das sind wesentlich mehr als in der Gesamtbevölkerung, wo schätzungsweise bis zu 10 Prozent von der neurologischen Erkrankung, die auch Willis-Ekbom-Krankheit genannt wird, betroffen sind. Meist beginnen die Beschwerden mit den unruhigen Beinen im zweiten Trimester, im dritten Trimester ist es oft am schlimmsten. An diesen Symptomen erkennst du RLS:
- Unangenehmes Gefühl oder Schmerzen, v. a. in den Unterschenkeln
- Kribbelnde, stechende, brennende, unwillkürlich zuckende Beine, manchmal auch Arme
- Drang, die Beine ständig bewegen zu müssen
- Verschlimmerung der Beschwerden in Ruhe
- Besserung durch Bewegung
- Beschwerden vor allem abends und nachts
Achtung Verwechslungsgefahr! Restless Legs haben nichts mit Wadenkrämpfen zu tun. Die kommen zwar in der Schwangerschaft auch öfter vor, haben aber andere Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten. Manche Schwangere erkennen das RLS auch gar nicht, sondern schreiben die Beschwerden z. B. schwangerschaftsbedingter Nervosität zu.
Für Außenstehende mögen sich Restless Legs vielleicht gar nicht so schlimm anhören, für die Betroffenen bringen sie allerdings oft einen erheblichen Leidensdruck mit. Sie kommen nicht zur Ruhe und haben Schlafstörungen. Dadurch vermindert sich die Lebensqualität, sogar Depressionen können die Folge sein.
Restless Legs können nicht nur abends im Bett auftreten, sondern auch bei "erzwungener Ruhe", z. B. auf langen Autofahrten oder bei Flugreisen. Was sich beim Fliegen in der Schwangerschaft generell empfiehlt, sagt euch unsere Kollegin Anna im Schnell-Check-Video:
Was tun gegen Restless Legs in der Schwangerschaft?
- Eisenspeicher füllen: Deine Gynäkologin berät dich, wie du die Beschwerden durch Eisenpräparate und eine eisenreiche Ernährung lindern kannst. Bei starken RLS-Symptomen kann Eisen auch intravenös verabreicht werden.
- Moderater Sport: Schwangerschaftsyoga, Walking, Stretching, Qigong und andere sanfte Sportarten können RLS-Symptome mildern. Bitte achte aber darauf, dich nicht zu sehr zu verausgaben, da exzessiver Sport RLS triggern kann. Und lieber in den Nachmittags- und frühen Abendstunden, nicht spätabends trainieren, das kann das Einschlafen zusätzlich erschweren.
- Massagen: Durchblutungsfördernde (Bürsten-)Massagen können guttun, wenn die Beine sich unangenehm anfühlen. Gleichzeitig helfen sie gegen Wassereinlagerungen. Besonders angenehm simd Massagen jetzt mit erfrischender Lotion (z. B. Venadoron) oder pflegendem Öl.
- Wechselduschen: Kalt-warme Güsse können die Beschwerden durch RLS lindern. Wichtig ist, die Güsse immer mit kaltem Wasser zu beenden. Auch ein kühles Fußbad oder kalte, feuchte Handtücher auf den Beinen wirken wohltuend.
- Kompressionsstrümpfe: Manchmal lassen sich die Beschwerden durch Stützstrümpfe lindern. Deine Gynäkologin kann dich hierzu beraten und dir ein Rezept ausstellen.
- Schwangerschaftsvitamine einnehmen: Ein angepasster Folsäure-, Vitamin B12- und Magnesiumspiegel kann unruhigen Beinen vorbeugen. Konsultiere dazu am besten deine Frauenärztin.
- Glatte Bettwäsche: Grobe Laken, die an den Beinen kratzen, können die Beschwerden noch verschlimmern. Versuch es doch mal mit besonders glatten Materialien wie Baumwolle in Renforcé-Webart, Baumwoll-Satin oder Seide. Evtl. lassen sich die unruhigen Beine damit etwas besänftigen.
Vorsicht: Entspannungstechniken wie Meditation, progressive Muskelentspannung oder autogenes Training helfen nur manchen RLS-Patient*innen. Einige Betroffenen berichten dadurch sogar noch von einer Verschlimmerung der Beschwerden. Auch von Koffein, besonders nachmittags und abends, besser die Finger lassen.
Die medikamentöse Behandlung von Restless Legs in der Schwangerschaft muss gründlich abgewogen werden, da die Substanzen z. T. nicht ungefährlich für das Baby sind. Vor allem in der Frühschwangerschaft solltest du daher keine Medikamente gegen RLS einnehmen. Auch in der Stillzeit sind die Präparate noch problematisch, da die sie in die Muttermilch übergehen.
Unser Tipp: Sollten die Hausmittel nicht helfen, wird dein Leidensdruck durch die unruhigen Beine zu groß, und leidest du mindestens zweimal wöchentlich unter schweren Beschwerden, lasse dich von deinem Arzt oder deine Ärztin über medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten aufklären.
Glücklicherweise erleben die meisten Schwangeren einen recht milden Verlauf, so wie unsere Kollegin Natalie: "Ich kenne dieses Restless-Gefühl von meiner zweiten Schwangerschaft, es war aber nicht so schlimm, dass ich hätte behandelt werden müssen und es ist auch von selbst wieder verschwunden. Mir hat es geholfen, mich abzulenken und mich nicht auf die kribbeligen Zappelbeine zu konzentrieren, sonst wird man verrückt. Aber das ist halt nicht so einfach, wenn man abends im Bett liegt und schlafen will ..."
Was ist die Ursache von Restless Legs in der Schwangerschaft?
Die Ursache von RLS in der Schwangerschaft ist noch nicht abschließend erforscht. Folgende Faktoren scheinen aber eine Rolle zu spielen:
- Genetische Prädisposition: Vieles weist darauf hin, dass die Neigung zu Restless Legs vererbbar ist. Der Forschung sind bereits einige Gene bekannt, die bei der Krankheitsentstehung eine Rolle spielen, doch es ist noch nicht abschließend geklärt, wie diese Gene RLS tatsächlich beeinflussen.
- Dopamin: Bei RLS-Patient*innen scheint der Stoffwechsel des Neurotransmitters Dopamin beeinträchtigt zu sein.
- Eisenmangel: Es gilt als erwiesen, dass das Restless Legs Syndrom mit einem niedrigen Eisenspiegel und einem Mangel an roten Blutkörperchen zusammenhängt, auch wenn Eisenmangel nicht zwangsläufig RLS nach sich ziehen muss. Eisen spielt bei der Dopaminsynthese im Gehirn eine wichtige Rolle. Wenn du unruhige Beine hast, sollte nicht nur der Hb-Wert überprüft, sondern auch der Ferritinwert gecheckt werden. Der zeigt den Füllstand deiner Eisenspeicher an.
- Schwangerschaftshormone: Östrogen, Progesteron und Prolaktin steigen im Verlauf der Schwangerschaft und nehmen möglicherweise Einfluss auf den Dopaminstoffwechsel.
- Folsäure- und Vitamin B12-Mangel: Auch ein Mangel an diesen Vitaminen steht im Verdacht, RLS zu begünstigen.
Bekomme ich bei Restless Legs in der Schwangerschaft ein Beschäftigungsverbot?
Wie gesagt, Restless Legs bringen bei schweren Verläufen großen Leidensdruck für die Betroffenen mit sich. So ist es möglich, dass sich das Syndrom ungünstig auf den Verlauf der Schwangerschaft auswirkt. Das erhöhte Stresslevel kann ein Problem sein, auch steigert RLS das Risiko, eine Präeklampsie zu entwickeln. Zögere daher nicht, zum Arzt zu gehen und dich gut beraten zu lassen, falls du betroffen bist.
Wenn die Beschwerden so schlimm werden, dass du deiner Arbeit kaum noch nachkommen kannst, z. B. auch wegen des gravierenden Schlafmangels, kann RLS ggf. auch eine Indikation für ein Beschäftigungsverbot sein. Die Entscheidung liegt allerdings bei deiner Ärztin.
Gehen Restless Legs nach der Schwangerschaft wieder weg?
Es ist möglich, dass das in der Schwangerschaft aufgetauchte RLS-Syndrom chronisch wird oder nach einiger Zeit erneut auftritt. Wenn du in deiner vergangenen Schwangerschaft unter Restless Legs gelitten hast, ist die Wahrscheinlichkeit, auch in der Folgeschwangerschaft RLS zu bekommen, um 30 Prozent erhöht. Und hattest du die unruhigen Beine schon vor der Schwangerschaft, solltest du während der Kugelzeit mit einer Verschlimmerung der Beschwerden rechnen. Aber keine Panik: Es muss nicht zwingend so sein.
Die gute Nachricht: Wenn das RLS erst während der Schwangerschaft aufgetreten ist, verschwindet es normalerweise einige Wochen nach der Geburt von selbst wieder.
Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen und Ärzte, Hebammen oder Apotheker*innen, damit sie euch individuell weiterhelfen können.
Quellen: Deutsche Hirnstiftung; Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin