Endometriose ist eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen. Wie wahrscheinlich es ist, trotz dieser Diagnose schwanger zu werden und ob es mit Endometriose in der Schwangerschaft Risiken geben kann.
- 1.Endometriose und Kinderwunsch
- 2.Ist bei Endometriose eine Schwangerschaft überhaupt möglich?
- 3.Ist nach einer Endometriose-OP eine Schwangerschaft möglich?
- 4.Gibt es bei einer Schwangerschaft mit Endometriose ein höheres Risiko?
- 5.Wie wirkt sich Endometriose auf die Geburt aus?
- 6.Schmerzen bei Endometriose in der Schwangerschaft
- 7.Hat Endometriose einen Einfluss auf den Schwangerschaftstest?
- 8.Wie stehen die Chancen, bei Endometriose auch mit einem höheren Alter noch schwanger zu werden?
Endometriose und Kinderwunsch
Als Endometriose bezeichnet man gutartige, teils aber schmerzhafte Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle. Die Endometrioseherde finden sich dabei oft an benachbarten Organen wie den Eileitern und Eierstöcken, in tieferen Schichten der Gebärmutterwand oder auf dem Bauchfell.
Wie die Gebärmutterschleimhaut sind auch diese Endometrioseherde dem weiblichen Zyklus unterworfen: Sie wachsen zyklisch an und bluten zur Menstruation ab, was starke und schmerzhafte Blutungen verursachen kann.
40 bis 60 Prozent der Frauen, die ungewollt kinderlos sind, leiden an Endometriose. Die Erkrankung steht dem Kinderwunsch also oft im Weg. Das liegt daran, dass das Menstruationsblut an den Endometrioseherden nicht richtig abfließen kann, wodurch sich sog. Schokoladenzysten bilden. Verwachsungen und Verklebungen an den Eierstöcken und Eileitern können die Folge sein, wodurch der Eisprung bzw. eine Befruchtung verhindert werden. Auch kann die Einnistung beeinträchtigt sein.
Bei unerfülltem Kinderwunsch wird daher oftmals dazu geraten, durch eine Bauchspiegelung abzuklären, ob Endometriose vorliegt.
Ist bei Endometriose eine Schwangerschaft überhaupt möglich?
Es ist möglich, auch mit Endometriose schwanger zu werden. Allerdings stehen die Chancen um rund 50 Prozent schlechter als bei Frauen ohne Endometriose.
Daher liegt es nahe, die Endometriose medizinisch zu behandeln. Das Problem ist: Eine medikamentöse Therapie schließt eine Schwangerschaft quasi aus. Denn dabei kommen entweder eine dienogesthaltige Pille ohne Einnahmepause, eine Hormonspirale oder Medikamente, die künstlich die Wechseljahre herbeiführen, zum Einsatz. Wenn ihr aber die Medikamente absetzt, kann es sein, dass die Endometriose wiederkommt.
Ist nach einer Endometriose-OP eine Schwangerschaft möglich?
Deswegen ist bei Kinderwunsch eine operative Behandlung der Endometriose oft das Mittel der Wahl. Bei einer solchen OP werden Verwachsungen und Verklebungen gelöst und Endometrioseherde entfernt. So erhöhen sich die Chancen auf eine Schwangerschaft.
Allerdings kann es sein, dass sich nach der OP wieder neue Endometrioseherde bilden. Doch auch dann müsst ihr noch lange nicht aufgeben! In diesem Fall könnt ihr eine künstliche Befruchtung in Erwägung ziehen.
Und auch wenn die nicht auf Anhieb klappt, gibt es immer noch den umgekehrten Weg: Selbst wenn ihr schon mehrere fehlgeschlagene IVFs oder ICSIs hinter euch habt, kann eine Endometriose-Operation eine Schwangerschaft doch noch ermöglichen.
Gibt es bei einer Schwangerschaft mit Endometriose ein höheres Risiko?
Wenn du trotz Endometriose schwanger geworden bist, ist eine komplikationslose Schwangerschaft durchaus möglich und auch die Norm. Bei Endometriose liegt daher von Seiten der Mutterschaftsrichtlinien offiziell nicht automatisch eine Risikoschwangerschaft vor.
Allerdings besteht – je nach Schwere der Endometriose – schon ein höheres Risiko für folgende Komplikationen, die von deiner Hebamme oder deiner Ärztin bzw. deinem Arzt daher genau überwacht werden:
- Bluthochdruck: Die Wahrscheinlichkeit von Bluthochdruck ist bei Endometriosepatientinnen während der Schwangerschaft erhöht. Deswegen wird dieser Wert genau im Auge behalten.
- Fehlgeburt: Mit Endometriose hast du leider ein höheres Fehlgeburtsrisiko.
- Frühgeburt: Leidest du an Endometriose, kann es eher sein, dass dein Baby ein Frühchen ist.
- Eileiterschwangerschaft: Vor allem bei Verwachsungen am Eileiter besteht die Gefahr, dass sich der Embryo außerhalb der Gebärmutter einnistet.
- Plazenta praevia: Leidest du an Endometriose, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Plazenta zwischen Zervix und Kind liegt, etwas höher.
- Vorzeitige Plazentaablösung: Wenn sich die Plazenta schon während der Schwangerschaft löst, ist das lebensbedrohlich für Mama und Baby.
- Vorzeitiger Blasensprung: Endometriosepantiennen haben ein erhöhtes Risiko für einen frühen vorzeitigen Blasensprung.
- Blutungen: Selten kommt es vor, dass durch die Endometriose starke vaginale Blutungen in der Schwangerschaft auftreten. Ein möglicher Grund dafür ist das Aufbrechen von Zysten. Auch spontane Blutungen in die Bauchhöhle sind leider wahrscheinlicher.
- Gebärmutterriss: Eine spontane Uterusruptur kommt etwas häufiger vor als bei gesunden Frauen und ist eine lebensbedrohliche Komplikation.
- Darmperforation: Wenn sich Endometrioseherde am Darm angesiedelt haben, besteht während der Schwangerschaft und unter der Geburt ein höheres Risiko für einen Durchbruch des Darms. Glücklicherweise kommt diese gefährliche Komplikation auch bei Endometriose selten vor.
- Schwangerschaftsdiabetes: Endometriose gilt als ein Risikofaktor für diese Erkrankung.
- Verdrehen des Eierstocks: Zysten erhöhen das Risiko einer Stieldrehung des Eierstocks. Diese glücklicherweise seltene Komplikation ist ein medizinischer Notfall und geht mit starken Schmerzen einher.
Diese Risiken klingen natürlich echt heftig. Trotzdem musst du nicht in Panik verfallen! Ein unkomplizierter Schwangerschaftsverlauf ist auch bei Endometriose die Norm. Wichtig ist, dass du engmaschig gynäkologisch überwacht wirst und dein Arzt / deine Ärztin und deine Hebamme über die Endometriose Bescheid wissen.
Die gute Nachricht: Da du während der Schwangerschaft keinen Menstruationszyklus hast, ist es möglich, dass sich die Endometriose bessert und du danach weniger oder keine Beschwerden mehr erwarten musst. Bei rund der Hälfte der betroffenen Frauen ist das der Fall.
Leider ist aber auch das Gegenteil möglich: Bei 40 Prozent der schwangeren Endometriosepatientinnen wachsen bestehende Endometrioseherde während der Schwangerschaft.
Du vermutest, an Endometriose zu leiden? Unser Video zeigt häufige Symptome der Erkrankung:
Wie wirkt sich Endometriose auf die Geburt aus?
Es ist durchaus möglich, dass Endometriosepatientinnen ganz "normale", vaginale Geburten haben. Es gibt kein höheres Risiko für schwere Geburtskomplikationen als bei gesunden Frauen.
Bestehen allerdings endometriosebedingte Verwachsungen oder Vernarbungen in der Vagina, kann sich das Gewebe hier möglicherweise nicht ausreichend dehnen und das Risiko von Geburtsverletzungen ist erhöht. Unter diesen Umständen, oder falls zwischen Darm und Vagina Endometrioseherde liegen, wird man dir wahrscheinlich zu einem Kaiserschnitt raten.
Auch kann es sein, dass du unter der Geburt mehr Blut verlierst als Frauen ohne Endometriose. Und Endometriosepatientinnen bringen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit Babys mit einem geringen Geburtsgewicht zur Welt. Die Geburt sollte daher besonders gut medizinisch überwacht werden.
Schmerzen bei Endometriose in der Schwangerschaft
Wenn du an Endometriose leidest, kann es sein, dass dir die Endometrioseherde vor allem in der Frühschwangerschaft Schmerzen bereiten. Es ist noch nicht abschließend erforscht, warum das so ist. Ein Erklärungsansatz liegt in den Verklebungen. Diese Stellen werden durch die wachsende Gebärmutter möglicherweise gereizt und verursachen Unterleibsschmerzen.
Das kannst du gegen vermutlich endometriosebedingte Schmerzen in der Schwangerschaft ausprobieren:
- Wärme: Eine Wärmflasche oder ein warmes Bad können helfen, den verkrampften Unterleib zu entspannen.
- Beckenbodengymnastik: Bei einer verspannten Beckenmuskulatur können sanfte Übungen lindernd wirken. Sprich das aber am Besten mit deiner Hebamme kurz ab.
- Meditation: Stressreduktion und Entspannung tragen zur Schmerzlinderung bei.
Es ist aber auch absolut möglich, dass die Endometriose während der Schwangerschaft keine Probleme oder Schmerzen verursacht. Auch bei gesunden Frauen kommt es häufig zu Schwangerschaftsbeschwerden. Da einige Schwangerschaftsrisiken bei dir aber erhöht sind, kontaktiere bei Bedenken gerne deinen Gynäkologen oder deine Gynäkologin.
Hat Endometriose einen Einfluss auf den Schwangerschaftstest?
Auch mit Endometriose kannst du einen ganz normalen Schwangerschaftstest machen und erhältst bei korrekter Anwendung ein mit hoher Wahrscheinlichkeit zuverlässiges Ergebnis. Allerdings können manche Eierstockzysten in seltenen Fällen für einen falsch positiven Schwangerschaftstest sorgen. Da Endometriosepatientinnen oft unter Zysten leiden, solltest du das positive Ergebnis in deiner Arztpraxis sicherheitshalber nochmal bestätigen lassen. Aber das machst du als Schwangere ja ohnehin.
Wie stehen die Chancen, bei Endometriose auch mit einem höheren Alter noch schwanger zu werden?
Schon das Alter allein ist ein bedeutender Faktor bei unerfülltem Kinderwunsch. Kommt Endometriose hinzu, wird es noch schwerer, schwanger zu werden. Eine fortgeschrittene Erkrankung kann die Eizellreserve negativ beeinflussen. Aus diesem Grund raten manche Mediziner*innen jungen Endometriosepantientinnen (idealerweise unter 30 Jahren) dazu, Eizellen möglichst früh einfrieren zu lassen, um sie später einsetzen und dann leichter schwanger werden zu können.
Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärzte und Ärztinnen, Hebammen oder Apotheker*innen, damit sie euch individuell weiterhelfen können.
Quellen: Endometriose-Vereinigung Deutschland e. V., MSD Manuals, Gelbe Liste, Clearblue