Plötzlich kribbelt es überall: Juckreiz am ganzen Körper, besonders an den Händen und Füßen. Rund um die Uhr, nachts wird es noch schlimmer. Doch es ist kein ein Hautausschlag zu sehen. Das Jucken kann ein Indiz für die recht seltene Schwangerschafts-Cholestase sein. Jetzt ist es ratsam, deinen Arzt oder deine Ärztin zu kontaktieren.
Was ist eine Schwangerschafts-Cholestase?
Eine Cholestase bezeichnet einen Rückstau von Gallensäuren und anderen Gallenbestandteilen in der Leber. Dieser beeinträchtigt die Leberfunktionen, da die Galle nicht richtig oder gar nicht mehr in den Darm abfließen kann.
Mediziner unterscheiden zwischen zwei Arten der Colestase:
- Die extrahepatische Cholestase. Hier liegt eine mechanische Behinderung der Gallenwege – beispielsweise durch Gallensteine, Tumore oder auch ein falsch liegendes Baby – vor.
- Die intrahepatischen Cholestase. Sie wird durch Virushepatitiden, Hämangiome, Arzneimittel oder durch eine Schwangerschaft ausgelöst.
Die Ursachen für eine Schwangerschafts-Cholestase sind noch nicht vollständig erforscht. Einige Experten glauben, dass der Gallenstau durch die Hormone Östrogen und Progesteron verursacht wird. Der Körper von Betroffenen reagiert also sehr sensibel auf hohe Konzentrationen dieser Hormone.
Es könnte auch eine genetische Veranlagung eine Rolle spielen: Der Abtransport der Gallensäure funktioniert von Beginn an schlecht und wird durch die weiblichen Hormone noch weiter gehemmt. Daher macht sich eine Schwangerschafts-Cholestase besonders im letzten Drittel der Schwangerschaft bemerkbar, wenn diese Hormone einen besonders hohen Stand im Blut erreichen.
Betroffen sind gerade einmal ein bis zwei aus 1000 Schwangeren. Damit gehört die Schwangerschafts-Cholestase zu den recht seltenen Schwangerschaftsleiden. Wer einmal unter Schwangerschafts-Cholestase litt, läuft aber Gefahr bei den folgenden Schwangerschaften wieder daran zu erkranken.
Symptome und Diagnose einer Schwangerschafts-Cholestase
Juckreiz am ganzen Körper ist das Hauptsymptom der Schwangerschafts-Cholestase. Vor allem an den Handflächen und Fußsohlen ist dieser besonders ausgeprägt und unangenehm. Hautreizungen oder -irritationen sind dagegen nicht zu sehen.
In wenigen, besonders schweren Fällen, lässt sich ein Anstieg der Leberwerte im Blut beobachten oder die Betroffenen entwickeln durch den Anstieg des Farbstoffs Bilirubin im Blut eine Gelbsucht. Tritt eine Gelbsucht ein, kann sich auch der Urin verdunkeln und die Fäkalien werden blasser (weißer Stuhlgang).
Da Juckreiz viele Ursachen haben kann, ist für die Diagnose zunächst eine Abgrenzung von anderen Krankheiten (beispielsweise Neurodermitis oder Schwangerschaftsdermatose) notwendig. Eine eindeutige Diagnose erfolgt über eine Blutuntersuchung, bei der die Konzentration der Gallensäure festgestellt wird. Da es sein kann, dass Schwangere an dem typischen Juckreiz leiden, bevor eine erhöhte Konzentration an Gallensäure nachgewiesen werden kann, ist es in manchen Fällen nötig, die Blutabnahme etwas später zu wiederholen.
Wie wirkt sich der Gallenstau auf die werdende Mutter und ihr Kind aus?
Der Juckreiz kann für die Betroffenen sehr unangenehm sein und sie an ihre psychischen und physischen Grenzen bringen. Da das Jucken nachts häufig noch stärker ist, leiden betroffene Schwangere oft an Schlafmangel und klagen über Erschöpfungsgefühle. Eher selten kommt es vor, dass der Gallenstau die Blutgerinnung beeinträchtigt.
Für das ungeborene Kind können die Konsequenzen einer Schwangerschafts-Cholestase deutlich schwerwiegender ausfallen. Die Hauptsorge ist, dass das Kind zu früh auf die Welt kommt, da die Gallensäure über das Blut der Mutter in den Blutkreislauf des Babys gelangt. In besonders schlimmen Fällen kann der Gallenstau deshalb auch eine Totgeburt verursachen.
Wird bei dir eine Schwangerschafts-Cholestase festgestellt, wird wird dein Arzt oder deine Ärztin dich und das Baby deswegen sehr genau überwachen: Ultraschalluntersuchungen oder eine elektronische Überwachung des Herzschlags können Aussagen über den Gesundheitszustand deines Babys geben. Eventuell wird dein Arzt oder deine Ärztin auch raten, die Wehen früher einleiten zu lassen – je nachdem, wie es deinem Baby geht, was deine Blutwerte aussagen und wie du mit dem Juckreiz zurechtkommst.
Behandlung der intrahepatischen Cholestase
Gegen den Juckreiz werden Betroffenen rückfettende Cremes und Salben (zum Beispiel mit dem Wirkstoff Polidocanol) verschrieben. Auch Antihistamin-Tabletten können eine lindernde Wirkung haben.
Eventuell wird der Arzt auch Ursodeoxycholsäure verschreiben. Der Wirkstoff soll der Leber helfen, wieder normal zu funktionieren und damit den Gallensäure-Level im Blut zu senken. So kann auch das Kind vor den drohenden Gesundheitsschäden geschützt werden.
Eine engmaschige Überwachung von Kind und Mutter ist während der gesamten Schwangerschaft von großer Wichtigkeit. Einige Wochen nach der Geburt sollte erneut Blut abgenommen werden, in der Regel sollten sich die Blutwerte normalisiert haben. Langfristig empfehlen Ärzte betroffenen Frauen, auf hormonelle Verhütung zu verzichten, da Verhütungsmethoden wie die Anti-Baby-Pille eine erneute Erkrankung begünstigen können.
Lieber einmal zu viel anrufen.
In der 33. SSW fingen meine Hände und Füße an zu jucken, besonders nachts dachte ich, ich müsse wahnsinnig werden. Ich erzählte einer Freundin davon, die mir von der Schwangerschafts-Cholestase berichtete. Ich war unsicher. Sollte ich echt meine Ärztin wegen juckender Füße nerven? Der nächste Routinetermin war noch eine Woche hin.
Ich rief an, und sie schickte mich auf direktem Wege ins Krankenhaus. Dort ging alles ganz schnell: Die Leberwerte waren schlecht und während wir noch auf die Gallenwerte warteten, hatte ich einen leichten Blasensprung. Wenige Tage später war mein Sohn da. Noch heute sagt meine Ärztin, dass sie so einen Verlauf noch nie erlebt hat.
Denn generell ist eine Schwangerschafts-Cholestase mit Medikamenten ganz gut behandelbar und viele Babys können bis zum Schluss ausgetragen werden. Wenn sie denn rechtzeitig erkannt wird. Darum zögert nicht, wenn ihr einen Verdacht habt und ruft lieber einmal zu viel an.
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