Wir verbinden eine gewollte Schwangerschaft meist automatisch mit positiven Gefühlen und Emotionen. Empfindet eine Schwangere tiefe Traurigkeit, ist sie gereizt und hat vielleicht krasse Schlafprobleme, fragt sie sich dann natürlich schnell höchst verunsichert: Was ist bloß falsch mit mir? Die Antwort ist klar: nichts! Dauert die negative Durchhänger-Phase jedoch länger, könnte eine Schwangerschaftsdepression dahinter stecken – und dann sollten Betroffene wissen, was hilft.
Nehmen Ängste, depressive Phasen und Schlafstörungen überhand, kannst du dir Hilfe holen. Besprich dich mit deiner Frauenärztin oder vertraue dich einem Experten in einer Schwangerenberatungsstelle bzw. einer Therapeutin an. Auch wenn sich das momentan so anfühlen mag: Du bist nicht die Einzige, der es so geht. Jede 10. Frau erlebt eine Schwangerschaftsdepression. Und: Sie kann gut behandelt werden.
Solltet ihr selbst depressive Gedanken haben, gibt es das Info-Telefon der Deutschen Depressionshilfe: 0800 / 33 44 533. Oder ihr wendet euch an die Telefonseelsorge: 0800 / 111 0 111 oder 0800 / 111 0 222.
Schwangerschaftsdepression: Was ist das und wie erkenne ich sie?
Dass sich bei einer Schwangeren zwischen die Vorfreude aufs Baby, auch mal Sorgen und Ängste mischen ist normal, bleibt aber nur ein tiefes Loch oder die negativen Emotionen sind überwältigend, kann eine Depressionen in der Schwangerschaft dahinter stecken.
Rund 12 % der schwangeren Frauen geht es nicht gut, obwohl sie doch so gern glücklich wären und sich unbeschwert über ihr Baby im Bauch freuen würden. Schlimmer noch: Sie machen sich selbst Vorwürfe, dass nicht, wie erwartet, unbändige Freude empfinden. Weitere mögliche Symptome einer Schwangerschaftsdepression sind die folgenden:
- Extreme, anhaltende und auch irrationale Ängste
- Schlafprobleme
- Extreme Müdigkeit
- Unendliche Traurigkeit
- Konzentrationsschwierigkeiten
Auch kann die eigene Vorgeschichte eine Ursache für die Depression sein. Viele Frauen mit vorangegangen Fehlgeburten machen sich vermehrt Sorgen. Auch ein schwieriger Schwangerschaftsverlauf kann eine Schwangerschaftsdepression hervorrufen. Hinzukommen können starke Schwangerschaftsbeschwerden wie Übelkeit oder Erbrechen und eine vorangegangene Depression oder Depressionen anderer Familienmitglieder.
Ihr seht: Das Thema ist vielschichtig und verschlimmert sich meist noch, wenn sich die Frauen für ihre Symptome schämen.
Schwangerschafts-Depressionen äußern sich bei den Frauen unterschiedlich und machen deshalb die Diagnose schwierig. Auch die Ursachen lassen sich oft nicht genau klären. In der Regel spielen die Schwangerschaftshormone eine Rolle.
Schwangerschaftsdepression: Wann tritt sie auf und wie lange bleibt sie?
Die Feststellung der Schwangerschaft und die Depressionen kommen nicht unbedingt gleichzeitig. Jeder Mensch kann an Depressionen erkranken und auch schwangere Frauen sind davor nicht gefeit – in keiner Phase der Schwangerschaft. In den meisten Fällen beginnt die Schwangerschaftsdepression aber in der frühen Phase der Schwangerschaft. Manchmal vergeht sie im Laufe der Zeit wieder von allein. Das ist sehr individuell.
Sowohl Frauen, die sich sehnlichst ein Kind wünschen, als auch Frauen, die von der Schwangerschaft überrascht werden, können eine Schwangerschaftsdepression entwickeln.
Den meisten Frauen geht es spätestens nach der Geburt wieder besser, wenn sich die Hormone normalisieren. Eine Schwangerschaftsdepression mündet nicht automatisch in einer Wochenbettdepression.
Schwangerschaftsdepression: Was kann ich oder mein Partner / meine Partnerin tun?
Das Wichtigste ist: Sprecht darüber, verurteilt nicht und nehmt die Symptome ernst. Die schwangere Frau kann nichts für ihre Gefühle und wünscht sich das natürlich auch nicht. Viele Frauen mit Schwangerschaftsdepression empfinden trotz ihrer Gefühlslage eine tiefe Verbundenheit zu ihrem ungeborenen Kind. Und auch wenn das nicht so ist, heißt das nicht, dass die Betroffene keine gute Mutter ist (was manche fürchten).
Versucht schöne Momente zusammen zu erleben und lenkt vielleicht etwas von der Schwangerschaft ab. Das ist natürlich leichter gesagt als getan, vor allem wenn euch auch noch die Übelkeit oder Erbrechen plagt.
Ansonsten hilft vielleicht Folgendes:
- Gönnt euch genug Schlaf. Erholung ist wichtig.
- Ernährt euch möglichst ausgewogen, das gibt Kraft.
- Versucht raus zu gehen, frische Luft zu schnappen und Vitamin D zu tanken.
- Sprecht mit eurem Umfeld und Profis, die sich mit Depressionen in der Schwangerschaft auskennen.
Unterstützung trotz Unsicherheit
Ich kann euch diesen Text meiner Kollegin Julia ans Herz legen, wenn ihr selbst oder euer Partner / eure Partnerin an einer Depression erkrankt seid:
Schwangerschaftsdepression: Wo bekomme ich Hilfe?
Begleiten euch überwältigende negative Gefühle schon über zwei Wochen und nichts hilft, sucht bitte eure Frauenärztin oder euren Hausarzt auf. Auch Beratungsstellen wie Pro Familia helfen und unterstützen. Grundsätzlich ist es möglich, die Schwangerschaftsdepression mit Medikamenten zu behandeln, aber ihr tragt eben auch euer Baby in euch. Zusammen mit einem Arzt bzw. einer Ärztin könnt ihr besprechen, ob und welche Arten von Therapie und möglicherweise Antidepressiva eine Lösung seien können. Ihr seid auf jeden Fall nicht allein.
Verständnis ist das Wichtigste
Ich selbst gehöre auch nicht zu den Frauen, die wahnsinnig gerne schwanger sind / waren und ihre Veränderungen am Körper zelebrieren. Aber auch das ist okay. Natürlich ist das dann noch keine Schwangerschaftsdepression. Leider sind Depressionen im Allgemeinen und wenn ein Ungeborenes irgendwie daran beteiligt ist, noch zu oft ein Tabu-Thema. Dabei bin ich mir sicher, dass darüber Reden und Akzeptanz es so viel leichter machen würde.