Andere Zeiten, andere Sitten – und andere Vornamen. Habt ihr schon mal was von einer kleinen Adelheid oder einem Heimbrod gehört? Diese Namen kennen wir eher aus dem Mittelalter. Heute sind zwar viele alte Vornamen wie Wilfried oder Gerda wieder beliebt. Es gab aber auch sehr ungewöhnliche antike bis altdeutsche Vornamen, die es nicht ins 21. Jahrhundert geschafft haben – oder die es nur noch vereinzelt im 20. Jahrhundert noch gab. Heute hört man sie gar nicht mehr. Zurecht oder unrecht?
Wenn ihr noch einen Babynamen sucht, der wirklich sehr ungewöhnlich und selten ist – wer weiß, ob da nicht einer bei den folgenden dabei ist.
Adalbert
Der kleine Adalbert war ein sehr beliebter Name aus dem Althochdeutschen. Man kennt ihn heute noch in der verkürzten Form Albert. Der Name steht für "edel" oder "berühmt". Adalbert von Prag war ein christlicher Missionar, Bischof von Prag und Märtyrer.
Bartholomäus
Bartholomäus, ein sehr ungewöhnlicher Name für ein Baby. Für uns heute zumindest. Der biblische Name steht für einen der 12 Apostel, der in der katholischen Kirche als Märtyrer gilt.
Chlothar
Der kleine Chlothar Jens möchte bitte aus dem Smaland abgeholt werden! ... Ja so ähnlich würde man das heute wohl hören. Aber das wäre schon eine extreme Seltenheit. Der getragene Name aus dem Althochdeutschen besteht aus den Bedeutungen "laut" und "Krieger". Der laute Kriege möchte aus dem Smaland abgeholt werden – passt doch irgendwie wieder.
Diethelm
Auch Diethelm war ein Name, den man im Althochdeutschen häufig hörte. Der Name besteht aus "Volk" und "Schutz". Diethelm war also ein Beschützer des Volkes.
Gernot
Der Jungenname Gernot war gar nicht unüblich im 20. Jahrhundert. Doch jetzt hört oder liest man ihn gar nicht mehr. Gernot war der Name eines Burgundenkönigs im Nibelungenlied. Er setzt sich aus den Elementen für "Speer" und "schwingen" zusammen. Gernot war also der "Speerschwinger".
Horst
Okay. Diesen Namen kennt ihr mit Sicherheit aus dem 20. Jahrhundert. In der DDR und BRD hießen nicht wenige Jungs der Jahrgänge 20 bis 50 Horst. Für ein Baby scheint uns heutzutage der kurze Name eher merkwürdig, weil wir es nicht mehr gewöhnt sind. Vor dem Jahr 1905 sollen einige Adelige den Namen getragen haben.
Luitgard
Okay, Luitgard hört sich ähnlich wie Leopold an. Allerdings handelt es sich hier um einen Mädchennamen. Luitgard von Tongern war eine Zisterzienser-Nonne, der eine mystische Begabung nachgesagt wurde.
Kreuzwendedich
Ja, Kreuzwendedich war tatsächlich ein Vorname. Das haben wir uns nicht ausgedacht. Der Name stammt aus dem religiösen Pietismus und sollte Hoffnung nach einem großen Leid bringen. Er wurde Kindern gegeben, die ältere Geschwister hatten, die verstorben waren. Doch selten trug man ihn als Erstnamen, er war als Zweitname eher üblich.
Ignatius
Dieser Name wäre heute ein echter Zungenbrecher. Der etruskische Vorname ist abgeleitet vom Lateinischen "ignis" für Feuer. Bekannt wurde er durch den heiligen Ignatius von Loyola, den Gründer des Jesuitenordnens im 15. und 16. Jahrhundert.
Hadufuns
Hadu-was? Auch hier haben wir uns keinen Scherz erlaubt. Hadufuns ist tatsächlich ein Vorname mit westgotischer Herkunft. Hadu steht für "Kampf" und "funs" für "bereit". Der kleine Hadufuns war also bereit zum Kampf.
Dagoberta
Die weibliche Form von Dagobert, den viele nur als Onkel aus Entenhausen kennen, gibt es tatsächlich. Dagoberta soll die Bedeutung "glänzend wie der Tag" tragen.
Scholastika
Scholastika von Nursia war die Schwester des heiligen Benedikt von Nursia. Der weibliche Vorname aus dem Lateinischen heißt so viel wie "die Gelehrte", was zur damaligen Zeit sehr ungewöhnlich war. Mich würde interessieren, welchen Spitzname die kleine Scholastika heutzutage bekäme? Scholi, Lasti oder Tika?
Hillegund
Hildegard als alten Vornamen kennt man natürlich. Hillegund ist eher unbekannt. Die Bedeutung des seltenen mittelalterlichen Mädchennamens ist nicht erwähnt.
Klothilde
Den Vornamen Klothilde oder Clothilde kennen wir aus mittelalterlichen Sagen und Überlieferungen. Seine Bedeutung ist auch unklar. Die Frau des Frankenkönigs Chlodwig wurde so genannt. Vielleicht hieß sie Hildegard und bekam als Frau des Königs dann diesen Vornamen verpasst. Im Französischen schreibt man den Namen ohne H und er wird dort tatsächlich auch heute noch verwendet. Vermutlich, weil die Franzosen nicht die gedankliche Verbindung mit "Klo" haben, so wie wir im Deutschen.
Goswine
Goswine ist doch ein sehr klangvoller, hübscher Vorname. Die Bedeutung des Namens kann sich aus den Einzelteilen ergeben: "gauta" steht für "der Gote" und "wini" war "der Freund".
Richildis
Der Mädchenname Richildis ist auch sehr selten und in der Aussprache nicht einfach. Er würde heutzutage auf jeden Fall für Aufmerksamkeit sorgen. Die lateinische Variante von Richild bedeutet "die reiche Kriegerin" oder "mächtig Kämpferin".
Euphrosyne
Auch als Euprosyne würde man heutzutage extrem auffallen. Aussprechen könnte es kaum jemand. Der Name stammt aus der griechischen Mythologie – sie ist die Göttin des Frohsinns und der Freude und Tochter der Eurynome und des Zeus.
Ermingardis
Schlecht aussprechen lässt sich auch Ermingardis. Im Mittelalter wurde der Vorname meist im englischsprachigen Bereich vergeben. Er lässt sich gut schimpfen: "Ermingardis Cheyenne Savannah, komm sofort zu Mama!"
Genoveva
Dieser edle Vorname hat eine berühmte historische Person zur Vorlage: Genoveva von Paris war eine geweihte Jungfrau und Heilige. Er hat ähnlichen Ursprung wie der Vorname Jennifer und soll "die Schicksalsweberin" heißen.
Walburg
Zum krönenden Abschluss gibt es noch den Vornamen Walburg. Nein, das ist keine Burg für die großen Meeressäuger, sondern ein mittelalterlicher Vorname für Mädchen, der sinngemäß mit "die waltende Schützerin" oder "die, die Burg verwaltet" übersetzt werden kann.
Na, war ein Name dabei, den ihr euch bei eurem Kind vorstellen könntet?