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Vater werden: Ein Geburtshelfer gibt Tipps für den neuen Lebensabschnitt

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Plötzlich zu dritt. Gerade wenn man(n) zum ersten Mal Vater wird, kann das ganz schön überwältigend sein. Neben großer Freude übers Vater werden, kommen aber schnell auch Unsicherheiten und vielleicht sogar Ängste zum Vorschein. Wir haben deswegen mit einem der wenigen männlichen Geburtshelfer darüber gesprochen, was Neupapas rund ums Thema Schwangerschaft, Partnerschaft und Geburt wissen sollten.

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Vater werden braucht Vorbereitung

Werdende Väter werden oft mit Klischees konfrontiert, die ihnen überhaupt nicht helfen. "Wenn das Baby da ist, dann wirst du wissen was zu tun ist" oder auch "Am Anfang kümmert sich die Frau um alles". Dabei wollen die meisten Väter eingebunden werden und zwar von Anfang an. Um als Familie langsam zu wachsen, braucht es aber Vorbereitung.

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Brian W. Salmon, besser bekannt als Brian the Birth Guy, kennt sich aus mit Vätersorgen. Denn als einer der wenigen männlichen Geburtsbegleiter weltweit hat er schon viele Paare durch diese ganz besondere Zeit begleitet. Für uns ist also der ideale Ansprechpartner für alle Fragen rund ums Thema Vater werden. Wenn ihr euch tiefer gehend damit beschäftigen wollt, schaut in Brians Buch "Vater werden". Da ist der Name wirklich Programm. Die Kapitel sind so unterteilt, dass ihr selbst im Kreißsaal noch Hilfestellung bekommt.

Brauchen Männer einen Geburtsvorbereitungskurs?

"Ja, auf jeden Fall. Das ist eigentlich überhaupt keine Frage", sagt Brian Salmon. Für ihn ist klar, dass das vor allem nötig ist, weil von werdenden Vätern erwartet wird, dass sie alles wissen, ohne, dass jemand mit ihnen drüber spricht. Der Wissensvorsprung der Frauen ist in Salmons Augen historisch bedingt.

"Früher war alles rund um die Geburt sehr separiert. Die Frauen waren zusammen und haben sich auf die Geburt vorbereitet, die Männer hatten damit nicht viel zu tun. Aber in den letzten Jahrzehnten hat sich soviel verändert, unsere Gesellschaft ist viel stärker zusammengewachsen. Und deswegen ist doch genau auch jetzt die richtige Zeit um bei Geburten und Geburtsvorbereitungen auch die Männer mit einzubeziehen."

Schließlich bietet das Vaterwerden die wunderbare Möglichkeit, für den Rest des Lebens ein Vater zu sein. Im Video seht ihr 10 Dinge, die Väter einfach toll machen:

10 Dinge, die Väter perfekt können Abonniere uns
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Austausch unter werdenden Vätern

Deswegen solltet ihr nach Möglichkeit gemeinsam einen Geburtsvorbereitungskurs besuchen. Vielleicht bietet die Hebamme auch an, dass es eine Stunde gibt, in der sich nur die Männer miteinander austauschen. Das ist ein wertvolles Angebot, dass ihr annehmen solltet. Denn wann haben Männer sonst schon die Chance sich in größerer Runde über die Herausforderungen des Vaterwerdens auszutauschen?

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Brian Salmon geht sogar einen Schritt weiter. Er bietet in den USA nicht nur Geburtsvorbereitungskurse an, sondern auch welche zum Thema Stillen. Auch hier ist die Anwesenheit eines Partners oder einer Partnerin sehr erwünscht. "Für mich ist das wichtig, denn auch wenn nur die Frau stillt, der oder die Partner*in will doch unterstützen und Bescheid wissen."

Ratgeber fürs Vater werden

Im Ratgeberbereich ist definitiv noch Luft nach oben. "Bis jetzt", sagt Brian Salmon, der vor allem den US-amerikanischen Buchmarkt kennt, "ist alles, was sich im Buchmarkt findet, eher lustig und voller Anekdoten. Das ist alles nett und gut, aber es hilft Männern nicht unbedingt. Denn wie die Kommunikation in der Schwangerschaft sich verändert, wie sich die Beziehung zueinander verändert, das liest man in diesen Büchern nicht."

Aber das Wissen darum, dass genau das passiert und vor allem, dass das ganz normal ist, wenn es plötzlich komplizierter wird, mit der eigenen Partnerin zu sprechen, das brauchen Männer. Und deswegen: Auch wenn ihr bisher nicht so der Ratgeber-Typ wart, es lohnt sich durchaus, in einen zu investieren. Machen Frauen ja während der Schwangerschaft auch so. Denkt einfach daran: Gleiches Recht für alle.

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Vater werden – was kommt auf mich zu?

Niemand kann wissen, wie Elternschaft sich wirklich anfühlt, bis das Kind auf der Welt ist. Es stimmt, dass Frauen bei denen das Baby in ihnen heranwächst, einen Bindungsvorsprung haben. Bei Paaren aber, die beispielsweise adoptieren, sind die Startbedingungen genau gleich. Und doch ist es oft die Frau, die mehr Informationen zusammenträgt. Der Appell an Väter daher: Informiert euch mehr.

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Ich will, dass Paare, heterosexuelle genauso wie homosexuelle, das Beste aus der Schwangerschaft, der Geburt und dem Leben mit Kind machen.
Brian Salmon

Und wenn ihr euch schlau gemacht habt, dann sprecht darüber. Denn das wird ab jetzt immer wichtiger. Eure Beziehung verändert sich, auch, weil ihr beide für einen dritten Menschen komplett verantwortlich seid. Wer kauft Windeln, wer bleibt mit krankem Kind zuhause oder wer holt das Kind von der Kita ab? Das sind auf den ersten Blick keine Themen, mit denen sich werdende Väter beschäftigen, aber sie sollten es sein. Denn während ihr schnell lernt, wie ihr eurem Baby die Windel wechselt oder welcher Body sich leicht anziehen lässt, ist der Mental Load ein dauerhafter Begleiter. Und der trifft die meisten Paare unvorbereitet.

Der Schwangerschaftsverlauf beeinflusst die spätere Beziehung

Eine Schwangerschaft dauert in der Regel 9 Monate, eine überschaubar lange Zeit. Und trotzdem können diese neun Monate eure Beziehung langfristig verändern. Das hat auch Brian Salmon in seiner Arbeit festgestellt. "Ich möchte, dass Eltern gute Erziehungserlebnisse und Bindungsmomente haben. Vieles davon wird in der Schwangerschaft begründet. Denn wie Frauen mit Ängsten zurecht kommen, wie sicher und behütet sie sich in der Beziehung fühlen, das wird nach der Geburt noch viel wichtiger."

Unter der Geburt ist es wichtig, dass eure Partnerin sich sicher fühlt. Und ihr Väter habt ein Recht darauf, nicht angeschrien zu werden. Wir alle kennen diese furchtbaren Szenen aus Filmen, in denen die Schauspielerin ihren Filmpartner anbrüllt, aber das sollte nicht die Realität sein. Und damit es nicht soweit kommt, heißt es für euch: Im Vorfeld drüber sprechen und Vertrauen und Nähe schaffen.

Es ist furchtbar, wie Geburten in Filmen dargestellt werden. Zum Einen kommt das Baby immer innerhalb von zwei Sekunden und sieht immer perfekt aus. Neugeborene sehen aber nicht so aus. Und das Zweite ist all das Geschrei zwischen den Paaren. Dieses "Geh weg, fass mich nicht an, ich hasse dich!" Solche Bilder setzen sich in Menschen fest, aber sie zeigen nicht die Realität. Paare schreien sich unter der Geburt nicht an, sie haben in ihrer Beziehung eine Verantwortung füreinander, dass so etwas nicht passiert.
Brian Salmon
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Was sollten Väter während der Geburt nicht tun

Laut Brian Salmon solltet ihr beim Vater werden vor allem drei Dinge vermeiden:

  • Niemals Dinge einfach annehmen oder behaupten, ihr wisst nicht, was eure Frau gerade wirklich denkt. Auch dann nicht, wenn ihr euch schon sehr lange kennt und glaubt, ihr wüsstet alles voreinander.
  • Niemals für eure Partnerin sprechen! Fragt nach, bevor ihr in ihrem Namen antwortet. Nur sie weiß, was sie fühlt und was ihr gerade gut tut.
  • Niemals vergessen, dass ihr eine Einheit, ein sicherer Hafen füreinander seid. Wir alle haben unterschiedliche Erfahrungen mit Familie und Erziehung. Ihr formt eine neue Familie, mit neuen Erfahrungen. Das ist euer gemeinsamer sicherer Hafen.
  • Keine Verantwortung übernehmen. Ein Kind zu bekommen, ist immer eine gemeinsame Entscheidung. Ihr macht das zusammen, vergesst das nicht.
  • Erinnert euch an den Hinweis auf die Ratgeber: Keine Bücher zu lesen, wäre ein Fehler.

Vater werden: Was ihr vor und während der Geburt machen könnt

  • Massage, Massage, Massage: Ob Dammmassage im Vorfeld oder Rückenmassage während der Geburt, körperliche Nähe und Zuwendung tut eurer Partnerin meistens gut. Fragt immer wieder nach, ob das, was ihr tut, gute Gefühle auslöst.
  • Tanzen: Gemeinsam durch die eigenen vier Wände tänzeln, bringt euch einander näher. Denn was ist intimer, als sich zusammen langsam zur Musik bewegen, einander zu riechen, zu berühren?
  • In die Augen schauen: Dieser Tipp kommt von Brian Salmon und ist vor allem als Geburtsvorbereitung zu verstehen. Er sagt: "Ich mache immer eine Übung mit den Paaren die ich betreue. Sie sollen sich gegenüber sitzen, sich in die Augen schauen und Hände halten und für eine Minute nicht sprechen, aber nur gute Gedanken für den anderen haben. Warum wollen wir zusammen ein Baby? Was mag ich an ihr? Wie haben wir uns kennengelernt? Meist weinen die Paare dann. Es ist einfach eine sehr emotionale Verbindung."
Andrea Zschocher

Das mit der Nähe ist so eine Sache

Jeder Mensch ist unterschiedlich, aber ich kann sagen: Körperliche Nähe unter der Geburt war jetzt nicht so mein Ding. Aber emotionale Nähe auf jeden Fall. Und die gab es während der Geburten unserer drei Kinder auf jeden Fall. Wir müssen noch heute über all die kleinen Details, die wir beide sehr lebendig erinnern, schmunzeln und wissen: Diese Erlebnisse haben uns sehr geprägt. Auch für das, was dann im Leben mit Kindern alles so kommt. Deswegen finde ich die Ratschläge von Brian so gut, sie sind alle nicht auf den Augenblick der Schwangerschaft fokussiert, sondern auf die gemeinsame Zukunft als Familie. Denn das Eltern werden ist ja gerade erst der Anfang.

Andrea Zschocher
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Vater werden: Was ist mit dem Sex?

Vergesst den Sex nicht. Es gibt da keine Tabus, außer die, die in eurer Beziehung gelten. Bis zu dem Punkt, wenn das Baby auf der Welt ist, gilt: Alles ist erlaubt. Wenn das Baby bei euch im Schlafzimmer schläft, dann solltet ihr vor dem Kind, egal wie klein es ist, nicht unbedingt Sex haben. Und, es muss eigentlich nicht extra erwähnt werden: Wenn eure Partnerin keine Lust auf Penetration hat, dann findet andere Wege, wie ihr beide Spaß haben könnt. Möchte sie eine Zeitlang auf Sex verzichten, dann schwenkt auf Solosex um. Druck auf Frauen ausüben, ist niemals ok.

Menschen haben heute oft Schamgefühle, wenn es um das Thema Sex geht. Aber wir sollten das loslassen. Wer sagt denn, dass Dammmassage nicht sexy sein kann? Wer definiert, wie ein attraktiver Körper aussehen muss? Wo Nähe entsteht, da gibt es Oxytocin. Und dieses Hormon sorgt auch dafür, dass wir uns fallen lassen können und bessere Beziehungen haben. Und besseren Sex.
Brian Salmon

Vater werden: Diese Sorgen kennen die meisten Männer

Männer sind stolz, Vater zu werden

Die LBS-Studie „Übergang zur Elternschaft“ fragte werdende Väter nach ihren Gefühlen. Das Ergebnis: Die überwältigende Mehrzahl der Männer reagiert auf die Schwangerschaft von Anfang an mit starken positiven Emotionen wie Freude und Stolz. Und: Diese Gefühle nehmen im Verlauf der Schwangerschaft weiter zu.
Trotzdem macht „Mann“ sich so seine Sorgen – und spürt nach einigen Jahren als Vater deutliche Veränderungen in seinem Leben. Konkrete Beispiele:
➤ 51 Prozent der Männer haben „etwas“ Angst vor einer Missbildung des Kindes. Immerhin 21 Prozent der Männer haben davor sogar „starke“ Angst.
➤ 58 Prozent der Männer haben „etwas“ Angst, ihrer Frau bei der Geburt nicht richtig beistehen zu können. 31 Prozent der Männer gaben an, „starke“ Angst davor zu haben, die Schmerzen der Frau hilflos mit ansehen zu müssen.
➤ „Starke“ Angst, selbst bei der Geburt in Ohnmacht zu fallen, haben dagegen nur zwei Prozent der Männer. 79 Prozent der Männer kennen diese Angst „gar nicht“.
➤ Drei Jahre nach der Geburt des Kindes gaben 90 Prozent der Männer an, dass sich die Zeit der Partner füreinander deutlich verringert habe. 66 Prozent erklärten, dass die Aufmerksamkeit und Zuwendung von Seiten der Partnerin weniger geworden sei.
➤ 23 Prozent der Väter gaben an, dass sie sich häufig Sorgen machen, ob die Familie mit dem Geld auskommt. Für 21 Prozent der Männer ist es eine Belastung, allein für das Einkommen der Familie zuständig zu sein.
➤ Lediglich ein Prozent der Männer erklärte, dass sie manchmal zweifeln, ob die Entscheidung für ein Kind richtig gewesen ist.

Den Weg zum Vater werden ganz individuell gestalten

Die Paartherapeutin Dr. Angelika Faas erklärt, warum es wichtig ist, dass Männer ihre Papa-Rolle ganz individuell gestalten.
Was ein guter Vater zu leisten hat, ist heute nicht mehr klar definiert. Ist das ein Problem oder eine Chance?
Dr. Angelika Faas: Große Freiräume machen uns allen sicherlich ein bisschen Angst. Aber ich denke, die Möglichkeit, seinen eigenen Weg zu finden, ist letztlich eine riesige Bereicherung. Heute können Männer Neues ausprobieren, sie können improvisieren und sich aus verschiedenen Väter-Modellen das heraussuchen, was ihnen persönlich am ehesten entspricht.
Wie gelingt diese Puzzlearbeit?
Männer können sich bei Freunden und Bekannten anschauen, wie andere Väter es machen und passende Teile übernehmen. Außerdem ist es sinnvoll, sich mit dem Modell der eigenen Eltern auseinanderzusetzen. Mögliche Fragen: Was davon möchte ich selber genauso machen? Was auf keinen Fall? In offenen Gesprächen mit der Partnerin sollten Männer zudem klären, auf welche Weise ihr Engagement als sinnvolle Ergänzung zu den Aufgaben der Mutter funktioniert.
Und wie gehen engagierte Väter mit möglicher Kritik um?
Wer sich ganz bewusst dazu entschieden hat, für sein Baby da zu sein, den trifft mögliche Häme von anderen nicht. Spott, zum Beispiel von Kollegen, die meistens doch nur eifersüchtig sind, läuft bei selbstbewussten Vätern ins Leere.

Bildquelle: getty images / iStock / Getty Images Plus/ Everste