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Schwere Entscheidung: Diese Möglichkeiten einer Spätabtreibung gibt es

Spätabtreibung: Verzweifelte Frau
© Getty Images/Javi Sanz

Unter manchen Umständen ist es notwendig, einen Schwangerschaftsabbruch auch nach der 12. Woche durchführen zu lassen, nämlich wenn die Schwangerschaft eine zu starke psychische oder physische Belastung für dich als Mutter darstellt. Wie eine Spätabtreibung abläuft, welche Vorgaben die Rechtslage in Deutschland macht und: Wo du Hilfe bekommst, egal, in welcher Schwangerschaftswoche du bist.

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Über 600 Schwangerschaftsabbrüche werden in Deutschland pro Jahr nach der 22. Schwangerschaftswoche durchgeführt, über 2.000 zwischen der 12. und 22. SSW.

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Eine sogenannte Spätabtreibung ist für Frauen und Familien immer eine qualvolle Entscheidung. Doch wenn die körperliche oder seelische Gesundheit der Schwangeren bedroht ist, muss diese Entscheidung manchmal leider getroffen werden.

Was ist eine Spätabtreibung?

Eine Abtreibung ist laut juristischer Frist bis zur 13. Schwangerschaftswoche erlaubt, theoretisch ist alles danach eine Spätabtreibung. Davon ist aber tatsächlich meist erst die Rede, wenn eine Schwangere sich nach der 20. Woche für eine Abtreibung entscheidet. Das liegt daran, dass ab diesem Zeitpunkt etwa das Baby außerhalb des Mutterleibes potenziell überlebensfähig ist.

Wenn du dich in einer aussichtslosen Situation befindest, bekommst du bei Beratungsstelle wie zum Beispiel Pro Familia, Caritas und dem Deutschen Roten Kreuz Hilfe, nach Wunsch auch anonym. Wichtig ist vor allen Dingen, in dieser Phase nicht allein zu sein. Auch wenn Angst vor den Reaktionen von Freunden und Familie da sind, ist der Halt von nahestehenden Menschen unersetzbar.

Spätabtreibung: Rechtliche Lage

Eine Spätabtreibung ist dann erlaubt, wenn medizinische Gründe vorliegen und diese auch von einem Arzt oder einer Ärztin attestiert wurden. Wenn Leben, Gesundheit oder Psyche der Schwangeren gefährdet sind, ist ein Schwangerschaftsabbruch bis zum Entbindungstermin straffrei. Wie bei einem regulären Schwangerschaftsabbruch auch, muss es eine Schwangerschaftskonfliktberatung geben und danach müssen mindestens drei Tage vergehen, in denen die Entscheidung noch einmal gründlich überdacht werden soll.

Welche Gründe gibt es für eine Spätabtreibung?

Erkrankung des Kindes

Der häufigste Grund für eine Spätabtreibung ist, dass beim Fötus mögliche Krankheiten oder Fehlbildungen festgestellt werden. Diese werden meist bei der Pränataldiagnostik festgestellt, Untersuchungen, die nicht zu den regulären Untersuchungen während der Schwangerschaft gehören und oft nach der 12. SSW stattfinden.

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Dabei wird z. B. durch spezielle, sehr genaue Ultraschalluntersuchungen, Verfahren zur Risikoabschätzung wie den Ersttrimester- oder Triple-Test oder einer Fruchtwasseruntersuchung überprüft, ob beim Kind mögliche Chromosomenabweichungen, Erkrankungen oder andere Fehlbildungen zu finden sind. In 95 von 100 Fällen werden keine Auffälligkeiten festgestellt.

In seltenen Fällen stellt sich bei solchen Untersuchungen aber heraus, dass das Baby schwer krank ist und unmittelbar nach der Geburt oder kurze Zeit später sterben würde. Das ist ein Grund für Schwangere, die Schwangerschaft abzubrechen.

Behinderung des Kindes

Ein weiterer Grund ist, dass das Baby mit einer Behinderung zur Welt kommen würde. Seit 1995 ist in Deutschland eine Abtreibung nur wegen einer möglichen Behinderung des Kindes zwar verboten, dennoch werden Kinder, bei denen vor der Geburt beispielsweise das Downsyndrom diagnostiziert wurde, manchmal abgetrieben.

Eine harte Entscheidung. Sie rührt jedoch nicht etwa daher, dass eine Behinderung von der Schwangeren als unwertes Leben angesehen würde, wie es manche Menschen Frauen vorwerfen, die sich in so einem Fall für eine Abtreibung entscheiden. Die Entscheidung liegt in der Psyche begründet. Manche Eltern fühlen sich mit der Situation stark überfordert, durchleben eine schwere Krise, verfallen manchmal sogar in Depressionen. Sie sehen sich auch nach Beratungen schlichtweg nicht in der Lage, den Anforderungen, die das Kind mit sich bringen würde, gerecht zu werden.

Auch wenn die Debatte über Ethik in solchen Fällen verständlich ist, so sollte sich niemand ein Urteil über die Entscheidung einer Schwangeren für eine Abtreibung erlauben. Ein Schwangerschaftsabbruch fällt niemandem leicht, erst recht nicht, wenn das Baby bereits in einem solch weiten Stadium der Entwicklung ist.

Gewalterfahrungen der Mutter

Vielleicht sogar häufiger sind es Gewalterfahrungen oder prekäre soziale Situationen, die viele Frauen zu einer Spätabtreibung bewegen. Laut einer Berichterstattung der Taz ist es in Deutschland nicht immer einfach, psychologische Unterstützung für die Abtreibung zu finden. Und auch trotz einer ärztlichen Bescheinigung schwierig, den Eingriff mit diesem Hintergrund durchführen zu lassen, sodass viele Frauen in die Niederlande reisen, wo eine Abtreibung ohne Begründung bis zur 24. SSW straffrei ist.

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Deshalb ist es wichtig, dass du dich neben deiner Frauenärztin und Psychologin auch einer Beratungsstelle wie Pro Familia anvertraust, die viel Erfahrung mit diesen Fällen hat und dich mit Anlaufstellen für medizinische Betreuung unterstützen kann.

Jennifer Kober

Frauen brauchen mehr Hilfe

Fachkräfte gehen davon aus, dass die Dunkelziffer der tatsächlichen Spätabtreibungen über ein Drittel höher liegt, denn viele Frauen nehmen dafür eine lange Auslandsreise auf sich. Und die Zahlen nehmen jedes Jahr zu.

Bei uns in Deutschland wird derzeit (Stand April 2024) debattiert, Abtreibungen generell zu legalisieren – und das bis zur 22. SSW. Die Empfehlung eines Expert*innen-Gremiums dazu soll dem Familienministerium bald vorliegen.

Diese Änderung könnte Frauen ermöglichen, diesen schwierigen Weg, den sie meist sowieso gehen müssen, ohne Stigma und dafür mit der so benötigten Unterstützung beschreiten zu können. Denn niemand trifft die Entscheidung einer Spätabtreibung leichtfertig.

Jennifer Kober

Wie läuft eine Spätabtreibung ab?

Bis zur 22. SSW findet die Spätabtreibung durch eine Geburtseinleitung statt. Nach diesem Zeitpunkt ist das ungeborene Kind potenziell lebensfähig, sodass es bei einem späteren Abbruch noch im Mutterleib getötet wird (Fetozid). Dies geschieht meist durch Injektion einer Kaliumchloridlösung in das Herz oder in die Nabelschnurvene. Diese bewirkt beim Ungeborenen einen Herzstillstand.

Das Baby wird dann meist über einen natürlichen Geburtsvorgang zur Welt gebracht. Der Eingriff eines Kaiserschnitts soll der Schwangeren nach Möglichkeit erspart bleiben. Nicht nur aus gesundheitlichen Risiken, sondern vielmehr als Schutz vor der sichtbaren Narbe: Durch diese würden Mutter wie Vater dauerhaft an das schmerzhafte Ereignis erinnert werden.

Welche Gefahren gibt es bei einer Spätabtreibung?

Eine Spätabtreibung stellt vor allem eine hohe seelische Belastung dar. Zum einen hat die Schwangere im späten Stadium der Schwangerschaft meist schon eine sehr enge Bindung zu ihrem Ungeborenen aufgebaut. Es bewegt sich im Bauch, sie sieht eventuell die kleinen Tritte unter der Bauchdecke. Meist haben sich Eltern schon einen Namen überlegt und angefangen, das Kinderzimmer einzurichten. Auf der anderen Seite wird das Baby bei einer Spätabtreibung zunächst im Mutterleib getötet und danach oft durch eine natürliche Geburt zur Welt gebracht. Die Frau ist also aktiv daran beteiligt, was eine traumatische Erfahrung darstellen kann.

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Hinweis: Wenn ihr oder eine nahestehende Person gefährdet seid und ihr nicht weiter wisst, steht euch das Info-Telefon der Deutschen Depressionshilfe zur Verfügung. Ihr erreicht es unter 0800 / 33 44 533. In Notfällen, z. B. bei drängenden und konkreten Suizidgedanken zögert nicht, euch an die nächste psychiatrische Klinik oder den Notarzt unter der Telefonnummer 112.

Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen, Hebammen oder Apotheker*innen, damit sie euch individuell weiterhelfen können.

Quellen: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Statistisches BundesamtLetzter Ausweg Holland: Spätabtreibungen in Deutschland,

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