Tokolyse oder Wehenhemmer sind das Mittel der Wahl, wenn die Wehentätigkeit aus bestimmten Gründen unterbunden werden muss. Aber wann ist das der Fall und was wird dann genau gemacht?
Der Begriff Tokolyse setzt sich aus dem griechischen Wort tokos = Geburt und lyse = auflösen zusammen. Er bezeichnet die Hemmung der Wehentätigkeit, wenn oder kurz bevor diese bereits eingesetzt hat. Unterbrochen werden die Gebärmutterkontraktionen dann durch Medikamente, sogenannte Tokolytika.
Wann muss eine Tokolyse gemacht werden?
Es gibt bestimmte Situationen, in denen es lebensnotwendig für Kind und Mutter ist, den Geburtsvorgang medikamentös zu unterbrechen. Zu diesen Notfällen gehören:
- Eine drohende Frühgeburt: Die Wehentätigkeit setzt deutlich vor der 36. Schwangerschaftswoche ein und das Kind besitzt noch nicht die nötige Lungenreife.
- Geburtskomplikation Nabelschnurvorfall: Durch einen vorzeitigen Blasensprung oder während der Geburt kann die Nabelschnur vor das Kind rutschen, dabei abgeklemmt werden und so die Versorgung des Ungeborenen unterbrechen. Das kann zu Schädigungen des Kindes führen.
- Geburtskomplikation Querlage des Kindes: Eine normale Geburt ist ausgeschlossen, wenn das Kind im rechten Winkel zur Vertikalachse der Mutter liegt. Nur durch einen Kaiserschnitt kann das Kind zur Welt kommen.
Tokolyse bei drohender Frühgeburt
Kommt es zwischen der 22. Und 34. Schwangerschaftswoche zu einem vorzeitigen Blasensprung oder setzen die Wehen in dieser Zeit ein, droht eine Frühgeburt. Die verfrühten Wehen werden in diesem Fall meist durch eine Muttermund- und Gebärmutterhalsschwäche (Zervixinsuffizienz) der Schwangeren ausgelöst. Der Gebärmutterhals ist weicher, deutlich kürzer und der Muttermund öffnet sich zu früh. Ursachen dafür können sein:
- Infektionen
- vorangegangene Mehrlingsgeburten
- vorherige Operationen
- eine Bindegewebsschwäche
Die Hemmung der Wehentätigkeit dient der Zeitgewinnung: Durch medikamentöses Herauszögern der Geburt um maximal 48 Stunden wird dem Baby im Mutterleib zusätzlich Zeit gegeben, dass es dort noch weiter reifen kann. Das ist besonders wichtig für die Lungenreife des Kindes, die in diesen Stunden ebenfalls medikamentös unterstützt wird. Denn je reifer die Lunge des Kindes bei der Geburt ist, umso geringer sind die Komplikationen in seinem späteren Leben.
Die durch die Tokolyse gewonnene Zeit gibt außerdem die Möglichkeit, die Schwangere in ein speziell für solche Fälle ausgestattetes Perinatalzentrum zu verlegen.
Was sind die Nebenwirkungen einer Tokolyse?
Bei allem Nutzen ist eine Tokolyse auch immer eine Belastung für die Mutter und das ungeborene Kind. Sie wird deshalb immer stationär im Krankenhaus und nur durch fachkundige Ärzte gemacht. Die Gabe von Tokolytika wird maximal für 48 Stunden durchgeführt. Die Mutter erhält bestimmte Medikamente, hält Bettruhe und steht, wie auch das Kind, während dieser Zeit unter ständiger Beobachtung. Bei der Gabe von Tokolytika kann es vor allem für die Schwangere zu Nebenwirkungen kommen. Risiko und Nutzen müssen deshalb immer abgewogen werden. Zu den Nebenwirkungen gehören:
- Herzrasen
- Gefühl der Herz-Enge (Angina Pectoris)
- vermehrtes Schwitzen
- Muskelverspannungen
- Muskelzittern
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Erbrechen
- Gefahr eines Lungenödems
Wann wird keine Tokolyse gemacht?
Bei bestimmten Vorerkrankungen der Mutter, wie Diabetes oder Herzerkrankungen, sind besondere Vorsichtsmaßnahmen bei der Gabe von Tokolytika geboten. Da es unterschiedliche Mittel auf dem Markt gibt, wird der fachkundige Arzt genau abwägen, welches für dich das richtige ist.
Bei einer drohenden Frühgeburt vor der 22. Schwangerschaftswoche wird von Fall zu Fall entschieden, ob eine Tokolyse sinnvoll ist, um die Lungenreife auszubilden. Bei vorzeitigen Wehen ab der 35. Schwangerschaftswoche ist die Wehenhemmung in der Regel nicht notwendig, da die Lunge des Babys für einen guten Start ins Leben bereits ausgereift ist. Doch auch hier entscheidet der Arzt individuell, wie am besten vorzugehen ist.
Was kannst du selber tun?
Tritt dieser Notfall ein, gehst du am besten sofort in die Klinik und zum Arzt. Nur in Absprache mit deiner Hebamme oder einer fachkundigen Heilpraktikerin, gibt es bei rechtzeitigem Handeln einige alternative Möglichkeiten, die Wehenhemmung zu unterstützen. Dazu gehören zum Beispiel die Gabe von homöopathischen Mitteln, speziellen Schwangerschaftstees, Ölen oder des Heilkrauts Bryophyllum. Vor allem, indem du in dieser herausfordernden Situation selbst ruhig bleibst, kannst du selbst dir und deinem Baby am besten helfen.
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