Der Bundestag, ein Spiegelbild der Gesellschaft? Nicht ganz. Eine Analyse der Vornamen im 21. Deutschen Bundestag zeigt nicht nur interessante Namens-Trends der Nachkriegszeit, sondern auch ein deutliches Geschlechter-Ungleichgewicht: Erst nach acht männlichen Vornamen taucht mit "Claudia" der erste Frauenname in der Häufigkeitsliste auf.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Von den 630 gewählten Abgeordneten sind nur 32% (204) Frauen – ein Rückgang um 2,3 Prozentpunkte im Vergleich zu 2021. Diese Unterrepräsentation spiegelt sich auch ganz deutlich in der Vornamens-Statistik wider:
1. Platz: Michael
Michael führt die Liste mit 15 Namensträgern an. Der hebräische Name bedeutet "Wer ist wie Gott?" und dominierte die Geburtenregister der 60er Jahre. Auch heute noch gehört er zu den zeitlosen Klassikern.
- Absoluter Spitzenreiter der 60er Jahre
- Beliebte Kurzformen: Mike, Michi
- Namenstag: 29. September
2. Platz: Thomas
Thomas folgt mit 12 Abgeordneten. Der aramäische Name ("Der Zwilling") war besonders in den 60er und 70er Jahren beliebt – eine Zeit, in der viele der heutigen Parlamentarier geboren wurden.
- In den 60ern durchgehend Top 3
- International verbreitet
- Namenstag: 21. Dezember
3. Platz: Andreas
Der griechische Name Andreas ("der Mannhafte") belegt mit 10 Namensträgern den dritten Platz. In den 1960ern war er regelmäßig unter den Top 3 der beliebtesten Jungennamen.
- Besonders beliebt 1960-1975
- Heute noch etwa 340.000 Namensträger in Deutschland
- War der erste Jünger Jesu
4. Platz: Peter
Peter, ein Name mit griechisch-lateinischen Wurzeln ("der Fels"), wird von 9 Abgeordneten getragen. Er war besonders in den 50er Jahren populär - eine Zeit, als Eltern noch sehr traditionsbewusst wählten.
- Klassiker der 50er Jahre
- In über 100 Sprachen verbreitet
- Namenstag: 29. Juni
5. Platz: Stefan und Martin
Stefan und Martin teilen sich mit je 8 Namensträgern den nächsten Platz. Während Stefan griechischen Ursprungs ist ("der Gekrönte"), stammt Martin aus dem Lateinischen ("dem Mars geweiht").
Martin
- Zeitlos beliebter Name
- International verständlich
- Namenstag: 11. November
Stefan
- Besonders beliebt in den 70ern
- Varianten: Stephan, Steffen
- Namenstag: 26. Dezember
6. Platz: Alexander und Christian
Alexander und Christian sind je 7 mal vertreten. Alexander ("der Beschützer") ist seit der Antike beliebt, Christian ("der Christ") zeigt den damals noch größeren religiösen Einfluss bei der Namenswahl.
Alexander
- Seit Alexander dem Großen populär
- Kurzformen: Alex, Sascha
- Namenstag: 26. Februar
Christian
- Beliebter Taufname seit Jahrhunderten
- Varianten: Chris, Christoph
- Namenstag: 13. November
7. Platz: Markus, Daniel und Claudia
Erst danach, mit je 6 Namensträgern, folgen Markus ("dem Mars geweiht"), Daniel ("Gott ist mein Richter") und – als erste Frau – Claudia ("die aus dem Geschlecht der Claudier").
Der einzige Friedrich
Friedrich Merz spielt im 21. Deutschen Bundestag eine besondere Rolle, da er voraussichtlich Kanzler sein wird. Sein Vorname Friedrich ist in dieser Legislaturperiode einzigartig, nur ein anderer Abgeordneter trägt Friedrich als Zweitnamen.
- Im frühen 20. Jahrhundert war der Name regelmäßig unter den Top 10 der beliebtesten Jungennamen.
- Besonders beliebt zwischen 1900-1930
- Heute gibt's noch etwa 150.000 Namensträger in Deutschland
- Namenstag: 18. Juli
Übrigens ...
- Das Durchschnittsalter im Bundestag beträgt 47,1 Jahre.
- Die Altersspanne reicht von 23 (Luke Hoß) bis 84 Jahre (Dr. Alexander Gauland), vor Dr. Gregor Gysi (Die Linke) mit 77 Jahren.
- Der Frauenanteil ist bei den Grünen mit über 61% am höchsten.
- 230 Abgeordnete sind neu im Parlament, 400 waren schon Mitglieder des 20. Bundestages.
- Deutlich überrepräsentiert werden im neuen Bundestag übrigens Menschen mit Doktortiteln: Von den 630 Abgeordneten haben ganze 102 promoviert, das entspricht einem Anteil von rund 16 % und somit 16 mal so viele, wie in der Gesamtbevölkerung.
Fazit
Die Vornamensverteilung im 21. Deutschen Bundestag zeichnet 2025 nicht nur ein Bild der Namensmode der 50er bis 70er Jahre, sondern auch der anhaltenden Geschlechterungleichheit in der deutschen Politik. Während sich die Gesellschaft bei der Namensgebung heute deutlich vielfältiger zeigt, dominieren im Parlament noch immer traditionelle männliche Vornamen – weibliche Namen, Namen aus anderen Kulturen und ausgefallene Namen sind eher die Ausnahme.