Die Lage der Plazenta während der Schwangerschaft kann ganz unterschiedlich sein. So tritt auch eine Vorderwandplazenta sehr häufig auf und ist gar kein Grund zur Sorge! Trotzdem beeinflusst es bestimmte Merkmale, Symptome und Behandlungen während deiner Schwangerschaft, wenn deine Plazenta vorne in der Gebärmutter liegt. Dazu liest du in unseren persönlichen Erfahrungsberichten, was die Vorderwandplazenta für uns bedeutet hat.
- 1.Wo liegt die Plazenta?
- 2.Was ist eine Vorderwandplazenta?
- 3.Wie häufig ist eine Vorderwandplazenta?
- 4.Welche Auswirkungen hat eine Vorderwandplazenta?
- 4.1.#1 Vorderwandplazenta und Kindsbewegungen
- 4.2.#2 Größerer Bauch bei Vorderwandplazenta?
- 4.3.#3 Schwerer erkennbare Herztöne
- 4.4.#4 Erschwerte Untersuchungen und Behandlungen?
- 5.Vorderwandplazenta mit Plazenta praevia
- 6.Risiken einer Vorderwandplazenta
- 7.Wo sehe ich im Mutterpass, welche Plazenta ich habe?
Die Plazenta – auch als Mutterkuchen bekannt – ist ein echter Rockstar. Sie entwickelt sich mit deinem Baby und schützt es im Mutterleib. Zusammen mit der Nabelschnur versorgt dein Kind mit Sauerstoff, Nährstoffen, steuert seinen Hormonhaushalt und alle Stoffwechselprozesse. Der scheibenförmige, etwa 3 cm dicke Mutterkuchen wächst mit deinem Kind mit und kann am Ende der Schwangerschaft einen Durchmesser von 15 bis 25 cm haben. Dabei bringt er es auf ein Gewicht von 500 bis 600 g!
Wo liegt die Plazenta?
Die Form und die Lage der Plazenta in der Gebärmutter können individuell verschieden sein:
- Über dem Baby: Meistens liegt die Plazenta über dem Kind im oberen Bereich der Gebärmutter, weil sie hier den meisten Platz zur Ausdehnung hat.
- Hinterwandplazenta: Die Plazenta sitzt zwischen deinem Baby und deiner Wirbelsäule.
- Vorderwandplazenta: Hier liegt der Mutterkuchen zwischen Baby und deiner Bauchdecke.
- Tiefliegende Plazenta (Plazenta praevia): Die Plazenta liegt unter deinem Baby, also zwischen Kind und Zervix.
Die ersten drei Positionen sind total 'normal', in der Regel unauffällig und komplett ungefährlich. Eine Plazenta praevia ist eine ernstere Kondition und KANN auch eine Besonderheit der Vorderwandplazenta sein, wird aber weder durch die Vorder-, noch die Hinterlage der Plazenta ausgelöst. Zum Glück ist die Wahrscheinlichkeit gering und Komplikationen sind bei regelmäßiger ärztlicher Kontrolle seltener (s.u.)
Was ist eine Vorderwandplazenta?
Bei einer Vorderwandplazenta liegt der Mutterkuchen auf der Vorderseite der Gebärmutter hinter der Bauchwand der Mutter. Das passiert, wenn sich das befruchtete Ei an der vorderen Wand der Gebärmutter einnistet und wird meistens beim Ultraschall festgestellt. Besorgniserregend ist dieser Befund nicht, Angst vor Komplikationen musst du nicht haben. Dein Kind wird genauso gut versorgt wie bei einer anderen Lage des Mutterkuchens. Die Vorderwandplazenta kann übrigens im Laufe der Schwangerschaft noch ihre Position verändern und auch weiter nach oben wandern.
Wie häufig ist eine Vorderwandplazenta?
Eine Plazenta an der Vorderwand ist relativ häufig – auch wenn du noch nie etwas davon gehört hast. Grund hierfür ist nicht ihre Häufigkeit, sondern weil sie medizinisch als unauffällig eingestuft wird. Trotzdem tritt eine Vorderwandplazenta bei einem Drittel bis der Hälfte aller Schwangeren auf.
Welche Auswirkungen hat eine Vorderwandplazenta?
Um die Vorwandplazenta ranken sich ein paar Gerüchte und Mythen – aber Fakt ist: Sie hat defintiv einen Einfluss darauf, wie du deine Schwangerschaft erlebst. Besonders dann, wenn deine Plazenta in einer vorherigen Schwangerschaft eine andere Lage hatte.
#1 Vorderwandplazenta und Kindsbewegungen
Es ist DER Moment, auf den wir im 2. Trimester warten: Das erste Flattern im Bauch, die ersten leichten Tritte. Für Mamas mit einer Vorderwandplazenta kann das aber bedeuten, dass sie die Kindsbewegungen erst später und weniger intensiv spüren. Schließlich agiert die Plazenta wie ein dickes Kissen, das zwischen dir und deinem Baby liegt. Und so schlagen seine Purzelbäume und Tritte nicht gegen deine Bauchdecke, sondern gegen den Mutterkuchen. Für viele Mamas wird die Plazenta an der Vorderwand sogar erst ein Thema, wenn sie um die 18. SSW noch nicht viel spüren. Keine Angst: Ab der 20. - 22. SSW sind auch hier dann – wenn auch sanft gedämpfte – Bewegungen erkennbar. Aber auch für dein*e Partner*in kann es schwieriger sein, Minis Tritte zu spüren.
Check-Ups wahrnehmen
Es ist verrückt mit dem Babybauch: An manchen Tagen spüren wir Tritte, die vielleicht gar keine echten sind (Hallo Bauchgrummeln!) und am nächsten Tag ist alles komisch ruhig: Es kann gut sein, dass du dein Baby nicht immer gleich spürst und besonders, wenn du schon von deiner Vorderwandplazenta weißt, kannst du dann trotzdem erst mal aufatmen.
Bei mir war das in der zweiten Schwangerschaft so. Da ich das Gefühl schon kannte, konnte ich die im Vergleich schwächeren Tritte aber relativ schnell ausmachen und auch den Rhythmus meines Kindes mit der Zeit erkennen. Also keine Angst, du wirst ihn bei deinem Baby auch schnell finden und je größer es wird, desto stärker wirst du auch seine Bewegungen spüren.
Trotzdem ist eines extrem wichtig: Wenn du keine Kindsbewegungen wahrnehmen kannst, sprich mit deiner Ärztin oder Hebamme und lass dich lieber einmal mehr untersuchen.
#2 Größerer Bauch bei Vorderwandplazenta?
Vielleicht sah dein Bauch in deiner letzten Schwangerschaft anders aus? Die Lage der Plazenta hat definitiv einen Effekt auf die Form deines Bauches – aber von Außen zu sehen oder zu erkennen ist eine Vorderwandplazenta deshalb nicht. Und auch größer wird der Babybauch nicht, weil die Plazenta vorne liegt – schließlich hat ihre Lage keinen Einfluss auf ihre Größe, die des Kindes oder die Fruchtwassermenge in deinem Bauch.
#3 Schwerer erkennbare Herztöne
Ab etwa der 10. SSW wird dein Arzt oder deine Ärztin regelmäßig die kindlichen Herztöne überprüfen – und je weiter deine Schwangerschaft fortschreitet, umso einfacher lassen sie sich finden. Mit einer Plazenta an der Vorderwand aber bleibt das etwas tricky: Die Herztöne sind hier manchmal nicht so schnell zu finden und können gedämpfter und rauschender klingen. Also durchatmen Mama, alles ganz normal!
#4 Erschwerte Untersuchungen und Behandlungen?
Die Lage deiner Plazenta stellt für keine wichtigen Untersuchungen während deiner Schwangerschaft ein Hindernis dar: Ärzte und Hebammen kennen die Lagen von Kind und Plazenta genau und auch die Planung von Eingriffen funktioniert dank hochsensiblem Equipment so, dass der Mutterkuchen gezielt umgangen werden kann. Das betrifft besonders zwei Eingriffe:
- Amniozentese: Ist bei einer Voderwandplazenta etwas schwieriger, da die Nadel durch die Bauchdecke eingeführt wird. Mit heutigem Ultraschall aber kein Problem.
- Kaiserschnitt: Liegt die Plazenta vor der Einschnittstelle, muss diese ggf. weiter nach oben verlegt werden, um Blutungen zu verhindern. Auch hier kann die Lage aber per Ultraschall schnell erkannt und der Eingriff geplant werden.
Meine Erfahrung mit einer Vorderwandplazenta ...
... war nicht dramatisch, denn sie hat sich nicht wirklich auf meine Schwangerschaft ausgewirkt. Bei mir wurde sie festgestellt, weil ich lange keine Kindsbewegungen bemerkt habe. Beim Ultraschall meinte die Frauenärztin dann, die Platzenta würde vorn liegen und daher würde ich die ersten Bewegungen erst später spüren als andere Frauen. Ansonsten verlief die Versorgung vom Embryo gut und ich hatte keine weiteren Auffälligkeiten bei oder nach der Geburt.
Wenn ihr also lange Zeit euer Baby nicht spürt, obwohl die ersten Bewegungen schon da sein müssten, macht euch zunächst keine zu dollen Sorgen! Fragt eure Frauenärztin, ob ihr vielleicht eine Vorderwandplazenta habt und es daran liegt.
Vorderwandplazenta mit Plazenta praevia
Stellt deine Ärztin fest, dass du eine tiefliegende Vorderwandplazenta hast und sie teilweise oder ganz über den Muttermund ragt, spricht man von einer Plazenta praevia. Sie kann zu Komplikationen wie Blutungen führen und in einem Notfall enden. Auch kann die Plazenta bei der Entbindung verletzt werden und zu einem extremen Blutverlust führen. Meistens wird deshalb ein Kaiserschnitt geplant. Plazenta praevia tritt ca. in 1 von 200 Schwangerschaften auf - und die Vor- oder Hinterlage hat keinen Einfluss auf diese Wahrscheinlichkeit. Auch liegt die Chance bei 95 %, dass eine tiefliegende Plazenta im Laufe der Schwangerschaft höher wandert und keine Gefahr mehr darstellt. Wichtig ist in jedem Fall, dass die Plazentalage bei regelmäßigen Vorsorge-Terminen überwacht wird und du auch bei geringen Blutungen sofort medizinische Hilfe suchst.
Meine Erfahrung mit tiefliegender Vorderwandplazenta
In meiner zweiten Schwangerschaft wurde in der 18. SSW eine Plazenta praevia festgestellt, weil ich immer wieder leichte Blutungen hatte. So eine Diagnose nimmt einem immer erst einmal den Wind aus den Segeln, weil sie plötzlich alles in Frage stellt (Geburtsplanung, Wunschklinik, den 'großen Bruder' weiterstillen?, muss ich mich schonen und wie ...?, Eer passt im Ernstfall auf den Großen auf?). Aber mehr als sich vorzubereiten und auf Symptome achten (schaut in meinem Artikel zum Thema vorbei!) geht sowieso nicht, denn das Wichtigste ist auch hier, ruhig und guten Mutes zu sein.
Bei mir gab es dann bei der Feindiagnostik Entwarnung: Die Plazenta war wie bei der Mehrzahl der Mamas mit dem Wachstum des Babys nach oben gewandert.
Risiken einer Vorderwandplazenta
Bisher gibt es keine wissenschaftlichen Studien, die darauf hindeuten, dass die Vorlage der Plazenta größere Risiken birgt als eine Hinterlage. Eine SEHR kleinmaschige Studie aus 2013 von 474 Schwangeren hat ein leicht erhöhtes Risiko für folgende Erkrankungen gezeigt:
- Bluthochdruck
- Schwangerschaftsdiabetes
- vorzeitige Plazentaablösung
- Fetale Wachstumsrestriktion
Dafür war das Risiko einer Frühgeburt geringer als mit einer Hinterwandplazenta. Das alles bedeutet aber nicht, dass du dir mit einer Vorderwandplazenta Sorgen machen musst. Eher, dass es wichtig ist, alle Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen und immer auf Alarmzeichen wie Schwindel, Schmerzen, Ausfluss und Blutungen zu hören – egal, wo in deiner Gebärmutter deine Plazenta sitzt.
Wo sehe ich im Mutterpass, welche Plazenta ich habe?
Wenn du keine Beschwerden hast, kommt es nicht immer im Gespräch mit deiner Ärztin auf, welche Lage deine Plazenta hat. In deinem Mutterpass findest du die Anmerkung dazu aber meist auf Seite 10, der Doppelseite mit den Ultraschalluntersuchungen. Ab dem 2. Screening, wenn die Plazenta voll ausgebildet ist, siehst du hier verschiedene Angaben zur Plazenta, u.a.:
- VW = Vorderwand
- HW = Hinterwand
- ggf. Fundus = oberhalb des Babys
Hast du eine Plazenta praevia, wird sie manchmal auch schon auf Seite 5 unter' B. Besondere Befunde' oder auf Seite 8/9 im Gravidogramm erwähnt.
Verrückt, was alles in der Schwangerschaft mit unserem Körper passiert. Hier ist noch eine Handvoll an Dingen, die uns vorher garantiert keiner gesagt hat: