Dein errechneter Entbindungstermin ist verstrichen, aber kein Baby in Sicht. So manche Fast-Mama wird jetzt ungeduldig und denkt sich vielleicht: „Bevor in der Klinik die Geburt eingeleitet wird, ist es doch besser, selbst mit einem Wehencocktail nachzuhelfen, oder?“ Das kann funktionieren, ist aber nichts, was du auf eigene Faust mit Rezepten aus dem Internet ausprobieren solltest. Denn so ein Wehencocktail kann auch Nebenwirkungen haben.
Na, gehörst du auch zu den Schwangeren, die auf eine harte Geduldsprobe gestellt werden, weil dein ET schon überschritten ist? Wir fühlen mit dir. Aber du bist nicht alleine: Nur vier Prozent aller Babys kommen am Termin zur Welt.
Die meisten Geburtskliniken drängen allerdings ab 40+7 darauf, die Geburt einzuleiten, auch wenn man nur rein zeitlich von einer Übertragung spricht. Und da wir trotz medizinischer Fortschritte den natürlichen Vorgang im Körper nur imitieren können, dauert eine medikamentöse Geburtseinleitung meist mehrere Tage. Keine schöne Aussicht. Da stellen sich viele Fast-Mamas die Frage, ob ein Wehencocktail nicht die bessere Wahl wäre? Wir haben der Hebamme Alexandra Endel die wichtigsten Fragen gestellt ...
Was ist ein Wehencocktail?
Es gibt viele verschiedene Rezepte für einen Wehencocktail und jede Hebamme hat ihr eigenes. Die gängigsten Hauptbestandteile sind: Rizinusöl, Aprikosensaft, Mandelmus und Alkohol in Form von Sekt, Rotwein oder Schnaps. Alkohol in der Schwangerschaft? Das ist eigentlich nie eine gute Idee, im Fall des Wehencocktail aber die Zutat, die als Träger für das Rizinusöl dient. Es gibt aber auch Rezepte ohne Alkohol.
Was bewirkt ein Wehencocktail?
Rizinusöl und Alkohol wirken stark abführend und aktivieren die Darmbewegung. Durch die Peristaltik werden auch die Muskeln der Gebärmutter aktiviert, die daraufhin mit Wehen reagiert und im besten Falle die Geburt auslösen.
Wann wende ich einen Wehencocktail an?
Hier scheiden sich die Geister. Wenn der Geburtstermin stark überschritten wird, greifen manche Hebammen zum Wehencocktail, um die langwierige Geburtseinleitung in der Klinik zu vermeiden. Andere Hebammen, wie zum Beispiel Alexandra Endel haben berechtigte Bedenken:
"Eine Geburt beginnt erst dann, wenn Mutter, Kind und auch Plazenta bereit dafür sind. In der Schwangerschaft ist der Körper auf Tragen bzw. auf Halten eingestellt, es ist eine Kunst der Natur, einfach einen Schalter umzulegen und loszulassen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Geburt auch auf natürliche Art und Weise einzuleiten. Der Wehencocktail gehört meiner Meinung nach nicht dazu."
Hebamme Alxandra Endel
Fakt ist aber: Jede verantwortungsbewusste Hebamme wird einen Wehencocktail nur dann in Erwägung ziehen, wenn zum einen der Entbindungstermin stark überschritten ist und – das ist fast wichtiger – dein Körper bereit ist. Das heißt, dein Muttermund ist weich und leicht geöffnet und das Baby sitzt fest im Becken. Wenn du dich zusammen mit deiner Hebamme für einen Wehencocktail entscheidest, sollte deine Hebamme oder deine Gynäkologin nach der Einnahme den weiteren Verlauf überwachen. Dabei werden die Herztöne des Babys zum Beispiel per CTG abgelesen, um bei möglichen Komplikationen schnell eingreifen zu können.
Wie lange dauert es, bis der Wehencocktail wirkt?
Wie schnell, wie oder ob ein Wehencocktail wirkt, hängt stark vom Rezept und der Schwangeren selbst ab. Nicht jeder Körper reagiert gleich. In der Regel geht man aber davon aus, dass die Wirkung des Wehencocktails ungefähr zwei bis sechs Stunden nach der Einnahme einsetzt.
Welche Risiken birgt die Einnahme eines Wehencocktails?
Eine falsche oder eine Überdosierung birgt Gefahren. Für dich und dein Baby. Es kann nach dem Trinken eines Wehencocktails zu folgenden Nebenwirkungen und Komplikationen kommen:
- Übelkeit
- Erbrechen
- Kreislaufbeschwerden
- Stressreaktion des Babys
- Zu großer Flüssigkeitsverlust durch eine zu starke abführende Wirkung
- Erschöpfung durch Durchfall
- Das Rizinusöl kann in den Kreislauf des Kindes gelangen und bei deinem Baby ebenfalls Durchfall auslösen (Hinweis: grün verfärbtes Fruchtwasser)
- Die Wirkung kann zu heftig sein und einen Wehensturm und eine zu schnelle Geburt auslösen
Deshalb noch einmal der Hinweis: Du solltest nie auf eigene Faust einen Wehencocktail anrühren und trinken. Damit der Wehencocktail möglichst risikolos seine Wirkung entfalten kann, darf er nur unter Aufsicht deiner Hebamme und deines Arztes konsumiert werden. Ein Wehencocktail ist nichts, was man einfach so mal "ausprobiert", um die Geburt anzuregen –dafür gibt es andere, ungefährliche Hausmittelchen wie Sex, scharfes Essen, Nelkenöltampons, Spazierengehen, Treppensteigen, die Louwen Diät, der 6-Datteln-am-Tag-Trick oder z. B. Akupunktur.
Und hier findet ihr unserer Tipps zu den verschiedenen Geburtspositionen – denn auch die richtige Geburtsposition gehört zu einer schönen, möglichst unkomplizierten Geburt dazu.
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Wehencocktail? Nein, danke!
Ich kann total verstehen, dass man eine Geburtseinleitung im Krankenhaus unbedingt vermeiden möchte. Tatsächlich war dies auch meine größte Angst vor der Geburt (der ich mich glücklicherweise nicht stellen musste). Dennoch würde ich vermutlich eher keinen selbstgepanschten Wehencocktail einnehmen, um die Geburt in Gang zu bringen – auch nicht unter Aufsicht meiner Hebamme (der ich sehr vertraue). Denn solche Natur- bzw. Hausmittelchen sind immer unberechenbar in ihrer Wirkung, weil jeder Körper anders darauf reagiert.
Klar, sind auch die Reaktionen auf die Medikamente zur Einleitung in der Klinik verschieden, denn noch ist man dann schon vor Ort im Krankenhaus und dieses hat, davon sollte man ausgehen, viel Erfahrung mit dem Einsatz und der Wirkung der Präparate zur Geburtseinleitung. Am Ende muss das aber natürlich jeder selbst entscheiden – bitte trefft diese Entscheidung aber immer so, dass ihr weder euch noch euer ungeborenes Kind gefährdet.
Wer einen Wehencocktail einnehmen will, sollte dies unbedingt zusammen mit seiner Hebamme oder Frauenarzt tun.
Bildquelle: Getty Images/ Wehencocktail