Kaum zu glauben: In Deutschland gibt es noch immer keine Helmpflicht für Fahrradfahrer*innen, obwohl Studien klar zeigen, dass Helmverweigerer neunmal häufiger schwere Kopfverletzungen erleiden. Eltern sollten schon allein wegen der Kinder mit gutem Beispiel vorangehen. Aber worauf müsst ihr beim Kauf eines Fahrradhelms achten, was kosten gute Modelle und welche Helme sind empfehlenswert? Stiftung Warentest hat 14 Fahrradhelme für Erwachsene im Test. Diese vier Modelle schützen und und sind auch noch günstig.
- 1.Fahrradhelme für Erwachsene im Test: Die Sieger im Überblick
- 2.Fahrradhelme für Erwachsene: So wurde getestet
- 3.Fahrradhelme für Erwachsene im Test: Das sind die Sieger im Detail
- 3.1.Testsieger: Uvex City i-vo Mips
- 3.2.Alpina Haga LED
- 3.3.Uvex Urban Planet LED
- 3.4.Preistipp: Fischer Urban Plus
- 4.Fahrradhelm für Erwachsene kaufen: Darauf solltet Ihr achten
- 4.1.Unfallschutz und Sitz
- 4.2.Die Farbe ist egal
- 4.3.Fahrradhelme für Erwachsene halten nicht ewig
- 5.Alles Wissenswerte rund um Fahrradhelme
- 5.1.Gibt es eine Helmpflicht?
- 5.2.So sitzt der Fahrradhelm richtig
- 5.3.Welcher Helm empfiehlt sich für E-Bikes?
- 5.4.Was bringt der Airbag für den Kopf?
- 5.5.Welche Größe passt beim Fahrradhelm?
- 5.6.Wie gut sind Fahrradhelme von Lidl?
- 5.7.Welcher Fahrradhelm ist der Sicherste?
Fahrradhelme für Erwachsene im Test: Die Sieger im Überblick
Bei den meisten Familien dürften Fahrräder zur Grundausstattung gehören. Groß und Klein können so zusammen auch längere Distanzen überwinden. Doch Sicherheit geht vor und ohne passenden Fahrrandhelm solltet ihr euch nicht aufs Rad schwingen. Stiftung Warentest hat im Laufe der Jahre 28 Fahrradhelme für Erwachsene getestet und es gibt gute Nachrichten: Elf der getesteten Helme ist gut, der Rest immerhin befriedigend. Etwas enttäuschend: Leider konnte keiner der getesteten S-Pedelec-Helme ein "Gut" einfahren. Wenn es um E-Bike-Helme geht, besteht also noch Luft nach oben.
Fahrradhelme für Erwachsene: So wurde getestet
Stiftung Warentest gibt auch beim Test der Fahrradhelme ordentlich Gas und testet mehr als die vorgeschriebene Norm verlangt. Den Schutz vor Kopfverletzungen untersuchten die Tester*innen mit einer erweiterten Stoßdämpfungsprüfung. Anhand eines Computer-Kopfmodells wurde das Hirnverletzungsrisiko über die Dehnung der Nervenfasern bestimmt. Ein wichtiger Aspekt war auch der Schutz der Schläfenpartie. Die Abstreifsicherheit wurde mit einem 10 kg Gewicht nach vorne und hinten geprüft.
Sechs Personen begutachteten außerdem die Erkennbarkeit im Dunkeln. Die gleichen Testpersonen bewerteten auch Tragekomfort und Anpassungsmöglichkeiten, ein Experte bewertete die Gebrauchsanleitungen. Die Hitzebeständigkeit wurde vier Stunden lang bei 75 Grad Celsius geprüft. Teile, die mit der Haut Kontakt haben, wurden außerdem auf Schadstoffe untersucht.
Seit 2024 werden die Ergebnisse Hitzebeständigkeit und Sichtfeld mit unter dem Urteil Unfallschutz zusammengefasst. Außerdem wirken sich einzelne Sicherheitsmängel und Mängel in der Handhabung stärker auf das Gesamtergebnis aus.
Fahrradhelme für Erwachsene im Test: Das sind die Sieger im Detail
Testsieger: Uvex City i-vo Mips
Der Testsieger 2021, der Uvex City i-vo Mips, erhielt insgesamt eine 1,8. Er bietet einen guten Unfallschutz, insgesamt den zweitbesten im gesamten Test. Dabei bewahrt er seine Träger*innen vor allem recht gut vor Kopfverletzungen. Außerdem ist er auch im Dunkeln noch prima sichtbar. Abstreifsicherheit und Belastbarkeit von Riemen und Schloss gehen in Ordnung.
Seine Stärken spielt der Uvex in der Disziplin Unfallschutz aus. Insgesamt steht ein "Sehr gut" als Bewertung, der Tragekomfort ist top. Dazu spart der Hersteller auch nicht bei Anleitung und Kennzeichnung. Die Handhabung geht einfach von der Hand, egal ob es ums Anpassen, Aufsetzen oder Absetzen des Helms geht. Auch bei Belüftung und Reinigung schlägt sich der Testsieger gut. Und auch in Sachen Hitzebeständigkeit und Schadstoffe gibt es nichts zu meckern: Überall gibt es die Bewertung "sehr gut".
Alpina Haga LED
Mit der Gesamtnote 1,9 landete der Alpina Haga LED nur knapp hinter dem Fahrradhelm-Testsieger 2021. In der wichtigsten Disziplin, dem Unfallschutz, gab es fast durchweg gute Noten: Sowohl am Schutz vor Kopfverletzungen als auch an der Abstreifsicherheit und der Erkennbarkeit im Dunkeln hatten die Testser*innen nichts auszusetzen. Allerdings könnten Riemen und Verschluss laut Stiftung Warentest etwas belastbarer sein.
In Sachen Handhabung und Komfort schnitt der Alpina-Helm mit einer 1,6 überdurchschnittlich gut ab. Speziell die Kennzeichung, die Anpassung, das Absetzen sowie der Tragekomfort des Kinnriemens und Verschlusses bekamen sehr gute Noten. Und auch in den Disziplinen Hitzebeständigkeit und Schadstoffe gab es Bestnoten.
Uvex Urban Planet LED
Mit dem Urban Planet LED landet auch im aktuellsten Fahrradhelm-Test, der im März 2024 veröffentlicht wurde. ein Uvex-Modell auf Platz 1. Er erhielt die Gesamtnote 2,0. Und auch in Sachen Unfallschutz kann der Helm ohne Probleme mit dem Testsieger mithalten. Er punktet vor allem mit einem sehr guten Sichtfeld und einer fantastischen Hitzebeständigkeit. Aber auch der Schutz vor Kopfverletzungen und die Abstreifsicherheit werden gut bewertet. Verbesserungsbedarf gibt es bei der Belastbarkeit von Riemen und Schloss sowie bei der Erkennbarkeit im Dunkeln. Immerhin verfügt der Helm aber über ein Rücklicht und Reflektoren.
In der Disziplin Handhabung und Komfort konnte der Helm von Alpina durchweg punkten. Egal ob bei der Gebrauchsanleitung, der Anpassung oder dem Tragekomfort: Hier konnte der Fahrradhelm überall gute Noten absahnen. Absolut keine Einwände gab es bei der Beurteilung der Schadstoffe. Hier konnte sich der Hersteller über eine glatte 1,0 freuen.
Preistipp: Fischer Urban Plus
Unglaublich, der zweitgünstigste Fahrradhelm im Test, der Fischer Urban Plus, kommt mit dem besten Unfallschutz daher. Hier hat sogar der Testsieger das Nachsehen. Er bietet guten Schutz vor Kopfverletzungen und auch die Abstreifsicherheit ist gut. Belastbarkeit von Riemen und Schloss gehen in Ordnung. Herausragend ist hingegen die Sichtbarkeit im Dunkeln.
In der Disziplin Handhabung und Komfort versemmelt der Fischer-Helm eine bessere Gesamtplatzierung. Eigentlich ist er aber auch hier in allen Punkten gut, nur das Anpassen des Helms ist zu kompliziert, sodass es hier eine Abwertung gibt. Bei der Hitzebeständigkeit und den Schadstoffen überzeugt der Preistipp nicht. Die Konkurrenz ist deutlich besser aufgestellt. Glück nur, dass Stiftung Warentest die Ergebnisse nur mit je 5 % in die Gesamtwertung einfließen lässt.
Fahrradhelm für Erwachsene kaufen: Darauf solltet Ihr achten
Unfallschutz und Sitz
Wer es ganz einfach haben will, reduziert den Kauf eines Fahrradhelms auf zwei Dinge: Er muss einen möglichst guten Unfallschutz bieten und außerdem gut sitzen. Am besten kauft ihr deshalb einen Fahrradhelm im Fachhandel vor Ort, denn dann könnt ihr verschiedene Modelle ausprobieren. Wer online bestellen will, greift am besten zu den oben vorgeschlagenen Modellen.
Finger weg gilt bei Modellen, die beim Unfallschutz patzen, denn ein Fahrradhelm ist kein Modeaccessoire, sondern erfüllt eine ganz wichtige Schutzfunktion. Wenn er darin versagt, ist er nutzlos. Ein guter Helm kostet auch nicht die Welt, ihr solltet weder den Billigsten noch das teuerste Modell kaufen. Für rund 100 € gibt es den Testsieger.
Die Farbe ist egal
Na klar, die Farbe ist natürlich nicht komplett egal. Deshalb gibt es die Fahrradhelme meist auch in unterschiedlichen Designs. Doch auch wenn es schwerfällt, solltet ihr die Optik der Sicherheit nicht vorziehen. Sprich, wenn es einen sichereren Helm gibt, der nicht ganz euer Wunschdesign hat, ist das trotzdem der bessere Griff im Vergleich zur super-coolen, aber super-unsicheren Alternativen.
Die Farbe spielt aber definitiv keine große Rolle bei der Sicherheit, denn in der Nacht kommt es mehr auf die Reflektoren an. Der Preistipp von Stiftung Warentest bietet übrigens auch die beste Erkennbarkeit im Dunkeln.
Fahrradhelme für Erwachsene halten nicht ewig
Einmal gekauft und dann für ein Leben lang genutzt? Das klappt mit Fahrradhelmen nicht. Das verwendete Material altert und damit sinkt die Schutzwirkung. Das bedeutet leider, dass nach rund drei bis fünf Jahren ein neuer Helm her muss. Vorbildliche Hersteller drucken eine Art Ablaufdatum auf den Helm, andere vermerken zumindest das Herstellungsdatum. Wichtig: Egal, ob im Laden vor Ort oder beim Online-Kauf, ältere Helme sollte man meiden. Außerhalb des angegebenen Zeitraums sollten Helme auch nach einem Sturz ausgetauscht werden.
Alles Wissenswerte rund um Fahrradhelme
Gibt es eine Helmpflicht?
Eine Helmpflicht für Fahrradfahrer*innen gibt es in Deutschland nicht, weder für Erwachsene noch für Kinder. Ihr könnt also theoretisch mit der ganzen Familie einen Fahrradausflug machen und kein einziger Teilnehmender trägt einen Helm. Geldbußen müsst ihr nicht fürchten, trotzdem ist es nicht besonders clever, weil Fahrradhelme eine wichtige Schutzfunktion bieten.
Bei vielen Familien stellt sich die Frage "Helm oder nicht?" ohnehin nicht. Alle tragen einen, die Kids schon immer und die Eltern spätestens seit sie Eltern sind. Das Helmtragen sollte man sich auch nicht mehr abgewöhnen, denn besonders im Alter sind Fahrradhelme wichtig, weil die Reaktionsschnelligkeit nachlässt und man ohnehin unbeweglicher wird.
Helm sollte Pflicht sein
Früher dachte ich immer, Fahrradunfälle haben nur meine Kinder. Ich hatte zwar bisher Glück, aber mehrere Freunde hat es in den letzten Jahren erwischt, mit und ohne Fremdeinwirkung. Was allen Unfällen gemeinsam war: Der Helm hat das Schlimmste verhindert.
Ein Helm beim Fahrradfahren ist für meine Familie und mich Pflicht. Ja, schon klar, der Gesetzgeber in Deutschland sieht das anders, nicht mal für Kids gibt es eine Helmpflicht. Und die Großeltern dürfen mit den Pedelecs auch ohne Helm durch die Gegen fetzen. Dabei zeigen viele Studien, wie wichtig es ist, bei Unfällen einen Helm zu tragen. Die sichersten Fahrradhelme im Test gibt es für 100 € bzw. 60 €. Das ist mir meine Gesundheit allemal wert.
So sitzt der Fahrradhelm richtig
Das A und O beim Fahrradhelm ist der richtige Sitz. Auf diese Punkte müsst ihr achten:
- Ausrichten: Der Fahrradhelm sollte waagrecht sitzen, etwa zwei Fingerbreit oberhalb der Augenbrauen.
- Anpassen: Ist der Kopfring gespannt, sollte der Kopf nur mit gepolsterten Stellen in Berührung kommen. Manche Hersteller liefern Wechselpolster mit, um Scheuerstellen zu vermeiden.
- Verschließen: Die Gurtbänder sollten wie ein Dreieck das Ohr einfassen, die Spitze sollte etwa einen Fingerbreit unter dem Ohr zusammenlaufen. Der Riemen samt Schloss sollte unter dem Kinn liegen und nicht drücken.
- Spannen: Spannt den Riemen so, dass zwei Finger zwischen Hals und Band passen.
- Belüften: Wer gern schnell fährt, sollte auf Belüftungsmöglichkeiten achten, sonst wird es unter dem Helm schnell zu heiß.
Welcher Helm empfiehlt sich für E-Bikes?
Leider hat Stiftung Warentest keine Helme für E-Bike-Fahrer getestet. Zumindest gibt es aber ein paar Ratschläge. So muss man bei E-Bikes zunächst einmal unterscheiden: Es gibt die langsameren Pedelecs, die maximal 25 km/h schaffen. Für diese Fahrräder sind keine Helme vorgeschrieben, aber absolut empfehlenswert. Es gibt aber auch schnellere motorgestützte Fahrräder, die bis zu 45 km/h schaffen. Auf ihnen gilt in Deutschland Helmpflicht.
Normale Fahrradhelme sind für E-Bikes kein guter Griff, denn die Tests hantieren mit Aufprallgeschwindigkeiten von unter 20 km/h. Die strengere Norm NTA 8776 wird zum Beispiel in den Niederlanden angewandt und passt schon besser für E-Bikes. Achtet beim Kauf auf diese Norm. Bei uns erhältliche Helme, die ihr entsprechen, sind zum Beispiel der Abus Pedelec 2.0 Stadthelm oder der Cratoni Commuter Pedelec Helm.
Was bringt der Airbag für den Kopf?
Fahren wir bald alle wieder ohne Helm Fahrrad und sind trotzdem besser geschützt? Wenn es nach den Macher*innen des Hövding 3 geht, auf alle Fälle. Für rund 250 € gibt es einen Airbag für Radfahrer, der in nicht-aufgeblasenem Zustand wie ein Schal um den Hals getragen wird. Er registriert plötzliche Beschleunigungen und pumpt sich dann in Bruchteilen von Sekunden auf und umschließt Kopf und Hals.
Und tatsächlich, wenn das Ding aufgeblasen ist, schützt es besser als normale Fahrradhelme. Doch in der Praxis gibt es noch Verbesserungspotenzial: Denn bei Unfällen, bei denen der Fahrradfahrer nicht beschleunigt, etwa beim Aufprall gegen eine geöffnete Lkw-Tür, löst der Hörving 3 nicht aus. Auch deshalb erfüllt er die gesetzlichen Anforderungen an einen Fahrradhelm nicht.
Welche Größe passt beim Fahrradhelm?
Die Anbieter von Fahrradhelmen geben meist nur grobe Größen an, etwa S (Small), M (Medium) sowie L (Large). Dabei gibt es immer etwas Spielraum. Andere Anbieter zeigen zumindest in den Beschreibungen Kopfumfänge in cm an. Meist geht es bei rund 52 cm Kopfumfang los, bei 56 cm ist die Grenze erreicht, der nächste Größensprung ist dann bei etwa 58 cm erreicht.
Wer online kauft, sollte den Kopfumfang selbst messen und dann genau bei den Herstellerangaben gucken. Vorteile habt ihr natürlich im Fachhandel vor Ort. Dort probiert ihr alle Helme locker durch und könnt auch verschiedene Farbvarianten begutachten.
Wie gut sind Fahrradhelme von Lidl?
Pauschal kann man diese Frage nicht beantworten, denn Lidl hat Fahrradhelme für sich entdeckt und bietet immer wieder Modelle verschiedener Hersteller an – vom Kinderhelm bis zum smarten Erwachsenenhelm. Ein aktuelles Modell, das in der letzten Zeit bei Lidl verkauft wurde, war im Test nicht vertreten.
Welcher Fahrradhelm ist der Sicherste?
Beim Unfallschutz kommt man nicht am Preistipp vorbei, die zweitbeste Wertung kriegt der Testsieger.