Die Natur ganz nah heranholen – mit Ferngläsern geht das. Stiftung Warentest prüfte jetzt in einem aktuellen Fernglas-Test 14 Modelle. Das erschreckende Ergebnis: Zehn davon waren so stark mit Schadstoffen belastet, dass sie mit der Note "Mangelhaft" bei den Experten durchfielen.
Fernglas-Test: Die Testsieger in der Schnellübersicht
Die Prüfer fanden beim aktuellsten Fernglas-Test, der Ende April 2022 veröffentlicht wurde, in den betroffenen Ferngläsern Phthalate, also Weichmacher, die Leber, Nieren und Hoden angreifen können und für die sogar eine hormonartige Wirkung nachgewiesen wurde. Auch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) wurden teilweise in bedenklich hoher Konzentration entdeckt. Sie gelten als krebserregend, können das Erbgut verändern und die Fortpflanzung gefährden. Dafür gab es natürlich ein "Mangelhaft".
Nur drei der 14 untersuchten Geräte zwischen 50 und 800 € schnitten im Fernglas-Test "gut" ab, zwei "befriedigend". Wir stellen euch zwei Modelle mit der Note "Gut" und eines mit "Befriedigend" genauer vor – das bestbewertete zu einem günstigen Preis.
So lief der Fernglas-Test von Stiftung Warentest ab
Die getesteten Ferngläser wurden in verschiedenen Disziplinen auf die Probe gestellt, die unterschiedlich gewichtet wurden. So sah der Fernglas-Test im Detail aus:
Testkriterium | Gewichtung | Das wurde geprüft |
Optische Eigenschaften | 60 % |
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Handhabung | 20 % |
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Haltbarkeit | 15 % |
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Schadstoffe | 5 % | Untersuchung der Produktbestandteile, die länger mit der Haut in Kontakt kommen (Gehäuse, Augenmuscheln und Trageriemen), auf kurzkettige Chlorparaffine, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und Phthalate |
Fernglas-Test: Die Siegermodelle im Detail
Swarovski CL Pocket 10x25
Das Modell Swarovski CL Pocket 10x25 ist mit der Gesamtnote 1,9 der Testsieger im Fernglas-Test 2022 von Stiftung Warentest. Es ist aber leider auch eines der teuersten geprüften Binokulare: Im Onlinemittel kostet es stolze 920 €.
Wer bereit ist, das zu investieren, bekommt ein kleines, robustes und mit 354 g recht leichtes Gerät, das sich optimal zum Mitnehmen eignet. Großes Plus für Touren bei schlechtem Wetter oder auf dem Wasser: Es ist wasserdicht und Bestand den Tauchtest ohne Probleme. Laut Stiftung Warentest stimmen Kontrast und Bildschärfe, die Bildhelligkeit bezeichnen die Tester als "gut" und die Größe des Sehfelds als "anständig". Schadstoffe wurden im Swarowski-Fernglas keine nachgewiesen.
Einziger Kritikpunkt der Experten: Das Bild lasse sich auf kurze Distanz nur "mittelprächtig scharf stellen". Das Fazit insgesamt: "Ideal für Wanderungen oder Bergtouren."
Canon 10x20 IS
Mit der Gesamtnote 2,3 reiht sich das Canon 10x20 IS direkt hinter dem Swarowski-Modell ein und ist damit eine der besten Ferngläser im Test. Mit einem mittleren Onlinepreis von 565 € ist aber auch dieses Gerät kein Schnäppchen. Bei Media Markt kann man aktuell wenigstens ein bisschen sparen: Dort kostet es 519,99 €.
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Die Tester schwärmen von dem "tollen Bild" des Canon-Binokulars. Auch Schärfe und Kontrast sind bei dem Modell "spitze", die Bildhelligkeit "gut". Anders als der Testsieger von Swarowski vergrößert es auch auf geringe Entfernung "ordentlich". Durch das kleine Sehfeld falle aber das Orientieren bei der Motivsuche schwer. Das Gesamtresultat von Stiftung Warentest: "Taugt für unterwegs, mit Bildstabilisator vielseitig einsetzbar."
Nikon Aculon T02 10x21
Mit nur rund 80 € im Onlinemittel ist das Nikon Aculon T02 10x21, das mit der Gesamtnote 2,6 bewertet wurde, deutlich preisgünstiger. Kaufen kann man es beispielsweise über Amazon für rund 66 €.
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Die optischen Eigenschaften dieses nur 190 g schweren Budget-Modells schneiden bei den Experten mit der Note 3,2 nur "Befriedigend" ab. Negativ fiel ihnen auch hier das kleine Sehfeld auf. Die Handhabung dagegen: "Gut" (2,2). In Sachen Haltbarkeit kam das Nikon-Gerät mit der Note 0,9 sogar deutlich besser weg als die teuren Testsieger von Canon und Swarowski. Negativ: Da polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) nachgewiesen werden konnten, gab es beim Testkriterium Schadstoffe insgesamt nur eine 3,4.
Unser Spartipp: In den Farben Rot und Blau kostet das Nikon-Fernglas bei Amazon mit rund 60 € etwas weniger:
So erkennt ihr ein gutes Fernglas
Klar, am wichtigsten ist, dass ein Fernglas keine gesundheitsbedenklichen Schadstoffe enthält. Aber auch andere Komponenten machen ein gutes Fernglas aus, z.B.:
- Vergrößerung: Dafür steht die erste der beiden Zahlen, die auf jedem Fernglas zu finden sind (z.B. 10 x 20). Sie gibt an, wie stark das Fernglas vergrößert. Ein Beispiel: Lautet die Zahl 10, dann holt das Fernglas das Motiv zehn Mal näher heran. Ein Tier in 20 Meter Entfernung erscheint dann so, als wäre es nur zwei Meter weg.
- Objektivöffnung: Das ist die zweite Zahl. Sie gibt den Durchmesser des Objektivs an. 20 steht hier etwa für 20 mm. Je größer der Durchmesser ist, desto mehr Licht fängt das Gerät ein.
- Lichtstark/Lichtschwach: Ist ein Fernglas lichtstark (Objektivöffnung ab 42 mm), kann man es auch gut in der Dämmerung benutzen. Für kleinere Objektöffnungen benötigt man dagegen gutes Tageslicht.
- Lichtdurchlässigkeit: Der Prozentwert bei der Lichtdurchlässigkeit gibt an, wie viel Licht beim Auge ankommt. Je höher er ist, desto besser.
- Größe/Gewicht: Wer stundenlang Vögel beobachten möchte, der braucht ein Fernglas, das groß und schwer ist, denn das liegt besser in der Hand und funktioniert auch bei schlechteren Lichtverhältnissen. Für Wanderungen sind kleine, leichte Modelle besser.
Quelle: Stiftung Warentest
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