Erst ein Kribbeln, Brennen, Spannen oder Jucken in der Lippenregion und oft nur wenige Stunden später zeigen sich die ersten mit Flüssigkeit gefüllten Herpesbläschen. Bei den ersten Anzeichen von Herpes ist daher schnelles Handeln gefragt. Doch was bringen Seren, Patches, Gele und Co.? Stiftung Warentest hat insgesamt 26 Produkte gegen die unschönen Lippenbläschen genauer unter die Lupe genommen und zieht im Herpesmittel-Test eine eher enttäuschende Bilanz.
- 1.Herpesmittel-Test: 5 getestete Mittel von Stiftung Warentest im Überblick
- 2.Wie hat Stiftung Warentest die Herpesmittel getestet?
- 3.Die 5 Herpesmittel im Detail
- 3.1.Compeed Herpesbläschen Patch HRA
- 3.2.Herpatch Serum
- 3.3.Hübner Original silicea Lippenherpes-Gel
- 3.4.Immundoc HERPALYSIN
- 3.5.Lifemed Herpes-Patches
- 4.Herpesmittel-Test: Zu welchem Ergebnis kommt Stiftung Warentest?
- 5.Herpesmittel-Test: Kann man Ansteckungsgefahr minimieren?
- 6.Was muss bei Herpes im Umgang mit Babys beachtet werden?
- 7.Herpesmittel-Test: Können Hausmittel Bläschen und Co. lindern?
Herpesmittel-Test: 5 getestete Mittel von Stiftung Warentest im Überblick
Kaum zu glauben, doch 60 bis 90 % der Menschen in Deutschland tragen den berüchtigten Herpes-simplex-Virus (Typ 1) in sich. Bei etwa jedem zehnten bricht der Virus aus und fünf oder mehr Ausbrüche pro Jahr sind bei den Betroffenen keine Seltenheit. Hervorgerufen wird Herpes meist durch ein geschwächtes Immunsystem, etwa bei zu wenig Schlaf oder Erkältungen, sowie durch intensive Sonneneinstrahlung. Stiftung Warentest hat 26 Herpesmittel getestet, fünf davon stellen wir euch näher vor.
* Alle 26 getesteten Produkte findet ihr im aktuellen Herpesmittel-Test 06/2024 der Stiftung Warentest.
Wie hat Stiftung Warentest die Herpesmittel getestet?
Im Herpesmittel-Test wurden zwölf rezeptfreie Herpesmittel zur äußerlichen Behandlung bei Lippenherpes sowie 14 Medizinprodukte unter die Lupe genommen. Dabei waren alle Arzneiprodukte entweder in der Apotheke, in Online-Apotheken, in Drogeriemärkten oder in Online-Shops erhältlich. Die getesteten Mittel versprechen laut den Herstellerangaben unter anderem eine Unterstützung der Heilung, Schutz der betroffenen Bereiche und/oder (je nach Produkt) eine Linderung der Symptome.
Die Beurteilung der Expert*innen erfolgte auf Basis von Studienergebnissen bezüglich Wirksamkeit und Risken sowie wissenschaftlicher Literatur mit aktuellem Wissensstand. Preislich liegen die Herpesmittel zwischen 2 € (für zehn Patches) und 29 € für den Thermostift.
Die 5 Herpesmittel im Detail
Compeed Herpesbläschen Patch HRA
Indem ihr die Patches von Compeed (ca. 11 € für 15 Patches) auf eure Lippenbläschen klebt, sollen weder Schmutz noch Bakterien in die Wunde eindringen können. Um die Wundheilung zu unterstützen und den Wundbereich feucht zu halten, nehmen die Pflaster auf Hydrokolloid-Basis das Wundsekret auf und bilden eine Art Polster. Laut Stiftung Warentest sind die Patches zwar zum diskreten Abdecken geeignet, allerdings kann die Heilungsdauer leider nicht spürbar verkürzt werden.
Herpatch Serum
Das Serum von Herpatch (ca. 11 € für 5 ml) wird etwa alle vier Stunden auf die Lippenbläschen aufgetragen, bis diese völlig bedeckt sind. Nach einer kurzen Einwirkzeit bildet sich eine transparente Schutzschicht, um unter anderem die Ansteckungsgefahr zu minimieren und Bakterien und Keime abzuhalten. Bei Shop Apotheke bekommt ihr zudem gratis einen Lippenbalsam mit LSF 30 dazu, der vor Sonne sowie Kälte schützt und Hitzebläschen vorbeugt. Das Serum ist laut Stiftung Warentest zum Schutz der Lippenbläschen geeignet, aber eine verkürzte Heilungsdauer sowie eine signifikante Linderung sind nicht gegeben.
Hübner Original silicea Lippenherpes-Gel
Indem durch das Auftragen des Silicium-Gels von Hübner (ca. 7 € für 2 g) Wundsekret gebunden wird, sollen die Herpesbläschen austrocknen. Stiftung Warentest merkt zu dem Produkt an, dass es in etwa vergleichbar ist mit rezeptfreien Cremes, die den Wirkstoff Aciclovir enthalten. Allerdings verschwinden die Bläschen auch mit dem Gel nicht deutlich früher. Schade!
Immundoc HERPALYSIN
Vorab schon mal etwas Positives: In der Lippenherpes-Creme von Immundoc für derzeit etwa 13 € ist ein Lichtschutzfaktor 30 integriert, der euch in erster Linie vor UV-Strahlen als Herpes-Auslöser schützen soll. Zur Vorbeugung und Behandlung von Fieberbläschen sind unter anderem L-Lysin, Zink sowie Echinacea enthalten und das Herpesmittel wurde klinisch getestet. Im Test von Stiftung Warentest im Hinblick auf eine verkürzte Heilungsdauer sowie Linderung der Symptome schnitt die Creme jedoch ebenfalls mit „wenig geeignet" eher enttäuschend ab.
Lifemed Herpes-Patches
Auch wenn die Pflaster in puncto Heilungsdauer und Linderung leider auch nur „wenig geeignet" sind, bieten die Patches von Lifemed auf Hydrokolloid-Basis laut Stiftung Warentest nichtsdestotrotz einen mechanischen Schutz. Das bedeutet, dass die Pflaster die Lippenbläschen nicht nur schützen und das Ansteckungsrisiko reduzieren, sondern auch diskret abdecken. Das sorgt im Alltag für ein besseres Wohlbefinden und ihr könnt sogar Lippenpflege oder einen Lippenstift auftragen.
Herpesmittel-Test: Zu welchem Ergebnis kommt Stiftung Warentest?
Schnelle Heilung? Fehlanzeige. Dieses harte Urteil trifft die Stiftung Warentest in ihrer Ausgabe 06/2024, nachdem sie insgesamt 26 Mittel gegen Herpes ausführlich getestet hat, darunter Patches, Seren, Cremes, Gele sowie ein Thermostift. Grund für das schlechte Testergebnis ist die Tatsache, dass die Wirkstoffe bei der Behandlung auf den betroffenen Stellen nicht tief genug bis zum Nervenknoten (von dort geht die Infektion aus) eindringen, um ihre Wirkung auf die sogenannten Herpes-simplex-Viren zu entfalten.
Im besten Fall kann der Heilungsprozess laut Stiftung Warentest um einen halben bis einen Tag verkürzt werden, sofern der Wirkstoff Aciclovir oder Penciclovir im Herpesmittel enthalten ist. Die niederschmetternde Wahrheit ist jedoch, dass alle 26 Herpesmittel nur „wenig geeignet" sind und weder die Heilung von Lippenherpes signifikant verkürzen noch Symptome effektiv lindern. In der Regel klingt Herpes nach ein bis zwei Wochen von selbst wieder ab.
Doch ganz nutzlos sind Herpesmittel laut Stiftung Warentest dennoch nicht: Transparente Patches für die Lippen, die einfach auf die betroffene Stelle aufgeklebt werden, können Schmutz und Keime fernhalten und so Entzündungen sowie eine Ansteckung vorbeugen. Zudem kann das in den Pflastern enthaltene Hydrokolloid einen positiven Einfluss auf die Wundheilung haben. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Herpesbläschen verdeckt und sogar überschminkt werden können. Eine antivirale Wirkung haben die Patches aber trotzdem nicht.
Alle 26 Lippenherpes-Mittel im Test sind wenig geeignet, um Beschwerden merklich zu lindern und die Heildauer signifikant zu verkürzen. Um Bläschen zu kaschieren und sie möglichst gut vor Schmutz und Keimen zu schützen, empfehlen sich aber Hydrokolloid-Pflaster (Patches) und das Herpatch Serum. (Stiftung Warentest Ausgabe 06/2024)
Herpesmittel-Test: Kann man Ansteckungsgefahr minimieren?
So lange die Lippenbläschen zu sehen sind, ist eine Ansteckung möglich und auch ohne Symptome kann der Herpes weitergegeben werden. Stiftung Warentest hat einige gute Tipps für euch, um eine Ansteckung mit den unangenehmen und äußerst ansteckenden Lippenbläschen zu vermeiden.
Wichtigster Rat: Hautkontakt unbedingt vermeiden und somit ist Küssen leider strengstens verboten! Zudem solltet ihr in dieser Zeit unbedingt auf Oralsex verzichten, denn im schlimmsten Fall kann das zu einem Genitalherpes bei eurem Partner bzw. eurer Partnerin führen. Auch folgende Ratschläge haben sich bei Herpesbläschen an der Lippe bewährt:
- Nicht teilen: Normalerweise teilt man in der Familie ja gerne seine sieben Sachen, doch in Zeiten von akutem Herpes ist Teilen ausnahmsweise nicht angesagt. Achtet daher darauf, unterschiedliche Handtücher, Gläser, Besteck, Zahnbürsten, Essen und Co. zu verwenden, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren.
- Anfassen verboten: Damit sich die Bakterien nicht auf die Augen oder die Nase ausbreiten können und sich die betroffenen Stellen nicht entzünden, solltet ihr die Lippenbläschen nicht berühren. Sollte es dennoch zu einem Kontakt kommen, wascht anschließend sofort eure Hände. Besondere Vorsicht ist bei dem Einsetzen von Kontaktlinsen geboten.
- Erste Anzeichen erkennen: Bereits bei den ersten Anzeichen von Kribbeln, Jucken oder Brennen im Bereich der Lippen besteht eine Ansteckungsgefahr – auch wenn die Bläschen noch nicht sichtbar sind.
- Auslöser vermeiden: Häufig bricht Herpes aufgrund von persönlichen Auslösern aus. Versucht daher herauszufinden, was die Auslöser bei euch sind und versucht diese so gut es eben geht zu vermeiden.
Gut zu wissen: Verwendet ihr Patches und sollten sich diese im Laufe des Tages ablösen, ersetzt das Patch sofort durch ein neues. Zudem ist vor dem Aufkleben Händewaschen angesagt.
Was muss bei Herpes im Umgang mit Babys beachtet werden?
Vor allem in den ersten Lebenswochen kann eine Infektion mit Herpes für Babys eine ernsthafte Bedrohung darstellen und sowohl schwerwiegende als auch dauerhafte Symptome hervorrufen, da das Immunsystem von Neugeborenen noch nicht ausgereift ist. Geht die Infektion in die Augen oder das zentrale Nervensystem über, können komplizierte Krankenverläufe auftreten.
Im schlimmsten Fall greift das Herpes-simplex-Virus die inneren Organe sowie das Gehirn an und es kann unter anderem eine Hirnhautentzündung (Meningitis) auslösen. So wunderschön die Kuscheleinheiten mit eurem Schatz auch sind, bei einer Infektion mit dem Herpesvirus müsst ihr daher unbedingt auf Kuscheln, Küsse und Liebkosungen verzichten und besondere Hygienemaßnahmen einhalten. Dazu gehört:
- nicht küssen
- Schnuller nicht in den Mund nehmen
- kein gemeinsames Besteck oder Glas benutzen
- regelmäßig und gründlich Hände waschen
- unterschiedliche Handtücher
Tipp: Damit euer Baby beim Stillen oder beim Trinken aus dem Fläschchen nicht aus Versehen eure Herpesblasen berührt, bietet sich währenddessen das Tragen eines Mundschutzes an.
Sofort den Kinderarzt aufsuchen!
Habt ihr den Verdacht, dass sich euer neugeborenes Baby mit Herpes angesteckt hat, solltet ihr nicht zögern und umgehend den Kinderarzt kontaktieren.
Leidet ihr unter dunklen Augenringen und seht deshalb immer müde aus? Dann könnte euch das folgende Video interessieren – goodbye Augenringe!
Herpesmittel-Test: Können Hausmittel Bläschen und Co. lindern?
Von Teebaumöl, Honig, Zitronensaft, Hamamelis über Franzbranntwein und Zitronenmelisse: Häufig wird bei von Herpes Geplagten auch zu Hausmitteln gegriffen, um die unangenehmen Symptome wenigstens ein bisschen zu lindern und den Virus einzudämmen. Bei harmlosen Fällen im Lippen- oder Nasenbereich sowie in der Frühphase können bestimmte Hausmittelchen zumindest für eine vorübergehende Linderung sorgen.
So kann zum Beispiel das Auftragen von Zitronenmelisse auf die betroffenen Stellen die Herpesviren am Eindringen in die Körperzellen hindern und auch Honig kann die Verbreitung sowie Ansteckungsgefahr aufgrund seiner antimikrobiellen Inhaltsstoffe reduzieren.
Zu der Wirksamkeit von Hausmitteln gibt es allerdings keine Daten aus Studien, sagt Prof. Dr. Tobias Weberschock, Oberarzt für Dermatologie am Uniklinikum Frankfurt, auf Nachfrage von Stiftung Warentest. Zudem gibt er zu bedenken: „Die Haut kann auf manche Hausmittel aber allergisch reagieren, etwa auf das von Bienen produzierte Propolis. [...] Geschädigte Haut neigt eher dazu, Kontaktallergien auszubilden."
Vor allem wenn ihr gerade schwanger seid, sich euer Kind womöglich angesteckt hat oder der Herpes an den Augen, im Mund oder an anderen Körperstellen auftritt, solltet ihr unbedingt ärztlichen Rat einholen und nicht mit Hausmitteln rumexperimentieren. Dann sind in der Regel virushemmende Medikamente notwendig.
Bitte beachten: Tragt Honig und Co. nie mit euren Fingern, sondern ausschließlich mit einem Wattestäbchen auf, um eine Verbreitung der Viren zu verhindern.