„Wenn man genügend spielt, solange man klein ist, trägt man Schätze mit sich herum, aus denen man sein Leben lang schöpfen kann“ (Astrid Lindgren). Kinder brauchen Spielzeug. Doch viel weniger, als wir denken! Wir klären auf den nächsten Seiten die wichtigsten Fragen zum Thema Spielsachen für kleine und größere Kinder.
Welches Spielzeug ist für welches Alter geeignet?
„In den ersten Monaten sind die Eltern die allerwichtigsten ‘Spielzeuge’, die gefühlt und angeschaut werden“, sagt Ingetraud Palm-Walter von spiel gut e.V.. Wenn im 4. Monat das Greifalter beginnt, können erste Greiflinge aus unterschiedlichen Materialien angeboten werden.
Zum ersten Geburtstag ist ein Rutscherauto schön oder ein stabiler Puppenwagen. Ab dem zweiten Jahr können Kleinkinder schon etwas mit Bauklötzen oder mit Rollenspiel-Utensilien anfangen und ihre wachsenden Fähigkeiten an Laufrad und Wachsstiften erproben. Ab drei Jahren freuen sich Kinder über einen Roller, Fingermalfarben, eine Schaukel, über Puzzle oder erste Gesellschaftsspiele, da das Regelverständnis nun wächst.
Kann ich mich auf die Altersangaben bei Spielzeug verlassen?
Leider selten. Die Hersteller empfehlen ihr Spielzeug für immer jüngere Kinder, um die Konkurrenz auszustechen. Eine falsche Altersangabe ist inzwischen der häufigste Grund, warum spiel gut e.V. ein Spielzeug ablehnt. „Ein Spielzeug, das nicht altersgerecht ist, demotiviert Kinder. Zudem wird so das Spielalter immer mehr verkürzt. Kinder bekommen heute so früh so viel Spielzeug, dass sie mit sechs Jahren mit allem ‘durch’ sind und nur noch die Medien neu und reizvoll erscheinen“, so Ingetraud Palm. Ihr Tipp: Lieber auf den gesunden Menschenverstand als auf Herstellerangaben vertrauen.
Sollte Spielzeug möglichst bunt sein?
Bunt ja, aber nicht zu bunt. In den ersten Jahren sollte das Farbenspektrum des Spielzeugs auf die wesentlichen Grundfarben beschränkt sein. Das erleichtert das Benennen: „Schau, da ist das gelbe Auto.“ Bei den Wachsstiften reichen zunächst sechs Farben. „Spielzeug sollte farblich schön gestaltet sein, ohne Comicfiguren, wilde Illustrationen oder schrille Muster“, so spiel gut-Expertin Ingetraud Palm-Walter.
Wieviel Spielzeug brauchen Kinder?
Zuviel Spielzeug bedeutet für Babys und Kleinkinder eine Reizüberflutung. Faustregel: maximal drei Spielzeuge gleichzeitig anbieten. Das erleichtert Kindern, ihre Aufmerksamkeit auf eine Sache zu fokussieren. Statt viele verschiedene Systeme oder Spielzeuge anzuschaffen, sollten Eltern lieber wenig Grund-Spielzeug auswählen und diese nach und nach ergänzen, etwa für die Puppe Anziehsachen, Töpfchen und Geschirr besorgen. Und öfter Spielzeug eine Zeit lang auf dem Dachboden lagern oder in Schubladen verstauen, statt es in offenen Regalen stehen zu lassen. Denn was lange nicht gesehen wurde, bietet später ein fast neues Spielerlebnis.
Ist Spielzeug aus Holz grundsätzlich besser als aus Plastik?
„Es gibt nicht das eine richtige Material, sondern das Material muss zur Funktion des Spielzeugs passen“, sagt Ingetraud Palm-Walter von spiel gut e.V.. Bauklötze sind am besten aus rauem Holz, Sandspielzeuge dagegen lieber aus Plastik. Dass Plastik ein durchaus kindgerechter Stoff sein kann, zeigte vor einigen Jahren eine Untersuchung der Stiftung Warentest: Nur acht von 50 Spielzeugen für Kinder unter drei Jahren waren schadstofffrei, sechs davon waren aus Plastik. Wichtig also: Nicht nur auf das Material sondern vor allem auf seriöse Gütesiegel achten!
Wie rege ich mein Kind zum Spielen an?
„Eltern können ihre Kinder am besten zum Spielen anregen, indem sie eine Umwelt schaffen, in der Kinder neugierig sein können. Gefahrlose Räume, in denen sie sich bewegen können, ohne umgehend gestoppt zu werden“, sagt der Frühpädagoge Gerd E. Schäfer. „Wenn ein Baby oder Kleinkind spielt, gibt es kein richtig und kein falsch. Eltern können ihren Kindern Angebote machen und sehen, ob sie bereit sind, darauf einzugehen. Aber vorgeben, was und wie Kinder spielen, sollten sie nicht.“
Was macht gutes Spielzeug aus?
Ein Spielzeug ist dann gut, wenn es sich der Fantasie und dem Willen des Kindes anpasst und es damit aktiv sein Spiel gestalten kann. Und das geht auch mit vielen Alltagsgegenständen im Haushalt, die sich nach Gerd E. Schäfer, emeritierter Professor für Frühpädagogik an der Universität Köln, ohne viel Aufwand pädagogisch wertvoll und unterhaltsam zum Spielen eignen: Verpackungen, Korken, alte Bettwäsche, große Knöpfe, Kochlöffel, ein zerknülltes Blatt Papier. Visuelle Wahrnehmung, Tastsinn und Feinmotorik werden beim Spielen damit genauso gut trainiert wie mit ‘echten’ Spielzeugen. Ob gekauft oder selbst gebastelt, es gilt: Spielzeug, das Kinder vielseitig verwenden können, fördert in besonderem Maße die Kreativität.
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