Vor zwei Jahren bereits verglich Öko-Test zahlreiche Marken für Säuglingsmilch miteinander. Das Ergebnis war erschreckend: In zahlreichen Produkten wurde eine hohe Belastung mit Mineralöl festgestellt. Der Test wurde in diesem Jahr wiederholt und das Ergebnis ist insgesamt etwas besser. Eine Marke konnte sich verbessern und zwei Produkte sind für Babys leider gar nicht zum empfehlen.
Babymilchpulver im Vergleich immer noch zu stark belastet
Der Aufschrei war groß, als Verbraucherorganisationen vor einer Weile nach Laboranalysen von Babymilchpulver feststellten: Einige der großen bekannten Marken waren stark mit Mineralölen belastet. Mineralöl steht im Verdacht krebserregend zu sein. Dabei haben solche Stoffe rein gar nicht ins Babyanfangsnahrung verloren, denn die Säuglinge sollen laut Herstellern nur das Beste bekommen, was sie für ihre Entwicklung brauchen.
Nun ließ Öko-Test im Juni nochmals 16 Produkte verschiedener Marken analysieren und verglich ihre Inhaltsstoffe miteinander. Leider schnitten im Juni nur zwei von 16 Babymilchpulver mit "sehr gut" ab und drei weitere mit "gut". Bei einem erneuten Vergleich bzw. nach Angabe der Hersteller konnten sich zwei Marken hinsichtlich Verunreinigungen verbessern: Es sind weiterhin die selben zwei Marken mit "sehr gut" bewertet und es konnte eine weitere Marke mit der Bewertung "gut" ausgezeichnet werden.
Diese Bilanz ist in einem Produktbereich, wo Eltern erwarten, dass sehr hohe Qualitätsstandards herrschen, leider enttäuschend. Vor allem zwei eher hochpreisige Marken enthalten kritische Mineralölbelastungen. Außerdem fehle laut dem Magazin einigen der Anfangsmilchprodukte wertvolle Fettsäuren.
Ein Milchpulver für Säuglinge, das mit "sehr gut" bewertet und ohne Verunreinigungen auskommt, ist die Aptamil Profutura Duo Advance Pre von Milupa:
Welche weiteren Produkte mit "sehr gut", "gut" und "befriedigend" abgeschnitten haben, könnt ihr euch direkt in der aktuellen Ausgabe der Öko-Test ansehen oder online käuflich erwerben.
Diese zwei Milchpulver für Säuglinge sollten Eltern nicht kaufen
Insgesamt wurden leider in 12 von 16 Milchpulvern Rückstände von Mineralöl gefunden. Das Verbrauchermagazin rät nach seinem Vergleichstest vor allem von zwei Produkten aufgrund der Mineralölbelastung gänzlich ab:
- Milasan Anfangsmilch Pre von Sunval für 4,45 €, Bewertung "ungenügend"
- Aptamil Pronutra-Advance Anfangsmilch Pre für 9,79 € "befriedigend"
Die Marke Milasan fällt in Sachen Mineralöl besonders negativ auf: Die Milasan Anfangsmilch zeigt lauf Laboranalyse den höchsten Gehalt an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH), die sich mit sehr unklaren Folgen im Körper des Säuglings ansammeln. Bei der Traditionsmarke Hipp ist die Bio Anfangsmilch neben Spuren von Mineralöl ebenfalls von einem Fettschadstoff betroffen, der als krebserregend eingestuft wird.
Wie gelangt Mineralöl in Babymilchpulver?
Öko-Test vermutet, dass diese bedenklichen Stoffe durch Verpackungsmaterialien und Schmierfette an Maschinen bei der Produktion in das Pulver gelangen. Daher fordert das Magazin:
"Wir sind der Meinung: Weder MOSH noch MOAH haben etwas in Pre-Milch zu suchen. Hier sind die Hersteller gefragt. Sie müssen Kontaminationsquellen während der Produktion ausfindig machen und sie beseitigen."
oekotest.de
Ein wichtiger Schritt hin zu mehr Qualität in der Babymilchpulverproduktion wären gesetzliche Richtlinien. Doch es gäbe laut Öko-Test Redakteurin Meike Rix leider noch keinen gesetzlichen MOSH-Grenzwert für diese Produkte, geschweige denn für Mineralölbelastung in Lebensmitteln allgemein. Hier sollte sich ebenfalls dringend etwas tun!
Babyanfangsnahrung als Muttermilchersatz?
Mütter, die ihren Babys aus welchem Gründen auch immer, Pre-Nahrung aus der Flasche geben, sollten sich dennoch nicht schlecht fühlen: Es ist jedoch ein Skandal, dass diese Produkte entgegen ihrer Werbeversprechen eben nicht nur das Beste enthalten, was ein Säugling fürs Leben braucht. Eltern, die ihre Kinder mit der Flasche füttern, bleibt aktuell nichts anderes übrig als sich auf die am besten bewerteten Produkte zu verlassen und regelmäßig die Tests zu lesen. Die gesetzlichen Vorgaben, was die Nährwerte angeht, sind bei Milchpulver recht hoch, so dass euer Baby gut versorgt wird.
Es gibt viele Gründe, warum Muttermilch die optimale Versorgung fürs Baby ist, doch das heißt nicht, dass ein Kind nicht auch ohne Muttermilch gesund heranwachsen kann. Hoffen wir, dass sich hier etwas tut und vor allem die Hersteller der Biomarken nachbessern. Denn ein Produkt, was sich "biologisch" nennt, solche nicht solche Stoffe enthalten, die dort rein gar nichts verloren haben.
Stillen ist gut, aber Flaschennahrung nicht per se falsch
Eltern, die ihren Kindern die Flasche geben, haben es oftmals aktuell sowieso schon mit Vorurteilen zu tun. Dadurch, dass das Milchpulver durch die Verbrauchertests immer mehr in Verruf gerät, wird das nicht leichter. Ich möchte nicht, dass sich Flascheneltern jetzt per se schlecht oder gebrandmarkt fühlen. Meine Generation ist früher häufig nur mit Babymilchpulver aufgewachsen, als Stillen noch nicht überall als das Beste fürs Kind angesehen wurde.
Zumal es wirklich die persönliche Entscheidung der Eltern ist, wie sie ihr Kind ernähren. Manchmal kann eine Mutter auch, egal wie sehr sie es auch möchte, ihr Baby einfach nicht stillen, weil es körperlich ohne Schmerzen funktioniert. Dann ist es das Beste, was man machen kann, sich an die Produkte zu halten, die gute Bewertungen bekommen und darauf hoffen, dass die Hersteller hier wirklich reagieren.
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