Immer mehr Familien sind mit Lastenfahrrädern unterwegs – egal ob mit und ohne E-Antrieb. Eine der weltweit führenden Marken im Bereich zweirädrige E-Cargobikes ist das niederländische Unternehmen Urban Arrow. Das E-Lastenfahrrad trägt ja das Wort "urban", also städtisch, im Namen. Da wollten wir testen, ob ein Urban Arrow Family Bike für den Alltag in der Stadt geeignet ist und es das Auto ersetzen kann.
Viele unserer Freunde haben ein Lastenfahrrad, die meisten eines mit drei Rädern und E-Antrieb. Als ich erzählte, dass ich das Urban Arrow Family testen darf, waren viele sehr neugierig auf das E-Cargobike. Denn unsere befreundeten Familien würden bei einem erneuten E-Lastenrad-Kauf lieber auf zwei statt drei Räder setzen. Im Alltag stellten sich die gemütlichen Bikes mit der großen Kiste vorne einfach als zu behäbig heraus – vor allem in der Stadt.
Wir sind eine totale Fahrrad-Familie, aber ein E-Cargobike haben wir bisher nie ins Auge gefasst. Unser großes Kind radelt schon lange selbst und das kleine sitzt bequem hinten auf dem Fahrradsitz. Den Wocheneinkauf erledigen wir mit dem Auto. Nicht nachhaltig, aber praktisch. Ich war sehr gespannt, ob das E-Lastenrad Urban Arrow Family unsere Alltagsgewohnheiten verändern kann.
Das Urban Arrow Family im Test: das E-Lastenfahrrad im Detail
Die Lastenfahrräder mit E-Antrieb Urban Arrow Family sind kein Schnäppchen. Sie kosten in der langen Ausführung ab knapp 5.000 € aufwärts, ja nach Motorstärke und Ausstattung. Für das von uns getestete Urban Arrow Family Cargo Line mit stärkstem Motor, Bodenmatte, Regenzelt Plus, etc. würden stolze 7.098 € fällig werden.
Die genauen Spezifikationen des E-Cargobikes findet ihr in der Tabelle:
Zulässige Gesamtlast: | 250kg |
Maximalgewicht Fahrer*in: | 125kg |
Maximales Zuladegewicht vorne: | 125kg |
Fahrradrahmen: | Aluminium mit Starrgabel |
Akku: | Abnehmbarer Shimano PowerPack 500 |
Motor: | Bosch Mittelmotor Cargo Line Cruise Gen4 250 Watt |
Bremsen: | Magura CMe, hydraulische Scheibenbremse |
Schaltung: | Stufenlose Getriebe-Nabenschaltung mit Riemenantrieb |
Sicherheit: |
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Radgröße: | 26 Zoll |
Kosten: | ca. 6.400 € ohne Zubehör |
Wie sich das Urban Arrow Family im E-Cargobike-Test fährt
Ich bin zuvor noch nie ein Lastenfahrrad und auch noch nie ein E-Bike gefahren, weshalb ich ganz schön Respekt vor dieser Kombi hatte. Und das Urban Arrow Family E-Lastenfahrrad ist auch nicht gerade klein bzw. kurz.
Erste Fahrt ohne Zuladung aka Kinder
Die ersten 100 Meter musste ich mich an das neue Fahrgefühl mit dem weiter vorne sitzenden Vorderrad gewöhnen und der erste U-Turn war noch etwas wackelig, aber ab dann bin ich geradelt, als wäre ich nie etwas anderes gefahren. Tatsächlich kommt man echt schnell in das richtige Fahrgefühl des langen E-Cargobikes.
Ich hatte bei meiner Größe von 1,66 cm auch etwas Bedenken, ob ich gut über das doch recht hoch erscheinende Regenzelt Plus schauen kann, aber alles kein Problem.
Die Sitzposition ist sehr bequem, auch bei längeren Fahrten, und ich habe die 5 km Rückweg vom Shop zu mir nach Hause sehr genossen.
Erste Fahrt mit Kindern im Lastenfahrrad
Am gleichen Nachmittag habe ich mich dann der zweiten Herausforderung gestellt: Dem Fahren mit Kindern vorne drin. Ich habe klein angefangen und zuerst mein 2,5 Jahre altes Kind von der Kita abgeholt. Alles kein Problem.
Dann wurde ich ganz mutig und habe gleich noch zwei Erstklässler dazu gepackt – also drei Kinder insgesamt. Und was soll ich sagen? Auch damit hatte ich keine Probleme. Solange die Kids nicht extrem rumhampeln oder sich seitlich raushängen (was sie natürlich aus Sicherheitsgründen eh nie machen sollten) fährt das Urban Arrow Family so smooth und spurgerade wie ein Güterzug. Ich habe mich zu keiner Zeit unsicher gefühlt.
Egal, ob ohne Beladung oder mit drei Kindern drin, dass Urban Arrow Family lässt sich auch bei Steigungen noch gut im Eco-Modus, dem leichtesten Antrieb, fahren. Aber um etwas Speed drauf zu bekommen, habe ich auf Wunsch der Kids auch den Turbo-Modus ausprobiert und das macht ganz schön viel Spaß. Wir fuhren in nullkommanix 25km/h ohne uns dabei unsicher zu fühlen.
Fun Fact Ich fand die Umstellung vom Urban Arrow Family E-Lastenrad zurück auf mein normales Fahrrad viel schwieriger. Die ersten Meter bin ich so wacklig gefahren als wäre ich noch nie auf einem Fahrrad gesessen. Die Lenkung war auf einmal so direkt und meine Bremsen so schlecht.
Wie ist das mit der Sicherheit beim E-Lastenrad?
Egal mit welchem Rad ihr unterwegs seid, es sollte immer heißen: Safety first! Konkret heißt das, alle Mitfahrenden tragen einen Fahrradhelm, egal ob Fahrer*in oder Kinder in der Lastenbox. Dazu ist es wichtig, dass die Kinder zu jeder Zeit angeschnallt sind.
Wer mit dem Lastenfahrrad in der Stadt unterwegs ist, sollte sich der Länge und des Wendekreises zu jeder Zeit bewusst sein, um ein Anstoßen oder Zusammenstoßen mit anderen Verkehrsteilnehmenden zu verhindern.
Der ADAC hat 2022 E-Lastenräder auf ihre Sicherheit überprüft, darunter auch ein Urban Arrow Family.
Testbereich ADAC-Test | Note Urban Arrow Family |
Fahren | 2,5 |
Sicherheit & Verarbeitung | 2,3 |
Antriebsystem & Motor | 2,3 |
Handhabung & Komfort | 2,5 |
Schadstoffe | 2,5 |
GESAMTNOTE | 2,4 |
Die Testergebnisse aller vom ADAC getesteten E-Lastenräder könnt ihr hier nachlesen.
Achtung Umkippgefahr! Das Urban Arrow Family steht sehr sicher auf seinem Ständer, ABER NUR solange es auf festem und geradem Untergrund steht. Sobald der Boden nur etwas lockerer war, musste man sehr aufpassen, dass es nicht umkippt. Das ist uns tatsächlich einmal passiert, glücklicherweise ohne Kinder drin, und dabei war der Boden eben und nur locker uneben (Holzschnetzel).
Kann ein E-Lastenfahrrad das Auto ersetzen?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal, sondern nur individuell beantworten. Denn es kommt doch sehr auf die persönlichen Gewohnheiten und Lebensumstände an.
Es gibt Familien, die kommen generell ohne Auto aus – was sicherlich in der Stadt einfacher ist und häufiger vorkommt als auf dem Land. Wir haben in Berlin viele Freunde mit Kindern, die kein Auto besitzen und damit völlig fein sind.
Gerade, wenn man nie ein eigenes Auto besessen hat (weil man z. B. in der Großstadt groß geworden ist und die Eltern schon kein Auto besaßen), fehlt einem das Auto nicht. Für diese Familien ist ein E-Lastenfahrrad oftmals ein großer Luxus, der ihnen den Alltag enorm erleichtert, was Einkäufe und Transport der Kinder oder größerer Dinge angeht.
In vielen Großstädten gibt es aber mittlerweile auch Anbieter zum Leihen von E-Lastenräder, z. B. vom Anbieter Cargoroo in Berlin (alles Urban Arrow Family Bikes), sodass Familien gut rechnen sollten, ob sich die teure Anschaffung eines eigenen E-Cargobikes für sie lohnt.
Familien auf dem Land haben wiederum ganz andere Anforderungen an Mobilität im Alltag, denn der Öffentliche Nahverkehr ist dort meist unzureichend. Vielfach wird ein E-Lastenfahrrad den familieneigenen Fuhrpark nur ergänzen, aber das Auto nicht ersetzen können.
Nur zum Vergnügen
Wir hatten sehr viel Spaß mit dem Urban Arrow Family Lastenfahrrad und haben es für viele Ausflüge und Unternehmungen innerhalb der Stadt am Wochenende genutzt. Im Alltag war es allerdings keine Entlastung: Für unseren Wocheneinkauf ist es z. B. zu klein und wir haben gar nicht alle Einkäufe reingekriegt (selbst wenn wir ohne Kinder einkaufen waren).
Ansonsten nutzen wir unser Auto hauptsächlich, um weitere Strecken aus der Stadt rauszufahren und um unsere Familien zu besuchen, die jeweils 500 und 700 km entfernt wohnen. Bei diesen Entfernungen hilft uns ein E-Lastenrad wenig.
Für unsere Bedürfnisse kann ein E-Lastenfahrrad das Auto also nicht ersetzen.
Was mich am E-Lastenrad von Urban Arrow Family begeistert hat
Hier kurz und knapp auf den Punkt meine persönlichen Highlights des E-Cargobike-Test:
- Tolles Fahrgefühl
- Bequem zu fahren, auch bei längeren Strecken
- Wir kamen richtig schnell durch die Stadt
- Körperlich nicht sehr anstrengend, selbst im Eco-Modus mit drei Kindern drin
- Die Kinder fuhren sehr gerne darin mit
- Schön viel Stauraum für Familienausflüge
- Unkompliziert zu bedienen
Was hat mich an der Nutzung des E-Lastenrads von Urban Arrwo Family gestört
Wir wohnen mitten in der Stadt in der vierten Etage ohne Aufzug mit einem zwar nicht kleinen, aber dafür sehr vollen Hinterhof mit Autos, Motorrädern und jeder Menge Fahrrädern. Auf kurzen Alltagswegen sind wir eigentlich nur mit den Fahrrädern unterwegs – das kleine Kind hinten im Fahrradsitz und das große mit dem eigenen Bike.
Das Urban Arrow Family hat uns beim Testen den Alltag nicht wirklich erleichtert. Da es immer mit Speichenschloss plus ABUS-Schloss gesichert, der Akku immer entfernt und der Bordcomputer abgemacht werden muss, benötigt das Startklar machen vor Beginn der Fahrt und das korrekt Abstellen nach Ende der Fahrt einen deutlich erhöhten Zeitaufwand. Um unsere Kinder zur Kita und Schule zu bringen und von dort wieder abzuholen, war uns das immer zu umständlich. Da sind wir mit Kind auf den Fahrradsitz packen und losradeln deutlich schneller.
Auch das sichere Abstellen unterwegs hat mich gestresst. Ich habe sicherheitshalber immer den Akku entfernt, aber den musste ich dann mit durch die Kita, den Supermarkt oder über den Spielplatz schleppen. Das fand ich extrem nervig.
- Zeitaufwändige Vorbereitung vor Abfahrt (Schlösser, Verdeck öffnen, Akku anbringen, etc.)
- Zeitaufwändiges Abstellen (Schlösser, Regenzelt schließen, Akku entfernen, alles einpacken und mitnehmen)
- Viel Schlepperei von Akku, Bordcomputer, etc. in die Wohnung oder auch beim Parken unterwegs
- Vermehrtes Treppenlaufen, weil ich irgendwas Notwendiges in der Wohnung vergessen habe (einen der zwei Schlossschlüssel, den Bordcomputer, etc.)
- Man braucht viel Platz mit guter Anschließmöglichkeit. Bei uns bot das nur eine Stelle im Hinterhof und die war zu nah am Durchgang für die Feuerwehr, sodass ich vom Hausmeister angemahnt wurde.
- Das Regenzelt wurde durch Blütenstaub und Morgentau (Test im Mai & Juni) sehr, sehr schmutzig und ich musste zum Reinigen in die Autowaschanlage fahren.
Darf ich auch mal? All unsere Freunde hatten großes Interesse am E-Lastenrad von Urban Arrrow, als wir damit um die Ecke fuhren. Jeder wollte gerne mal eine Runde damit drehen. Die einhellige Meinung: Es fährt sich wirklich super. Auch mein Mann hat sich bei unseren Ausflügen gerne hinter den Lenker des Urban Arrow Family geklemmt und unsere Kinder durch die Stadt kutschiert.
Für wen ist das Urban Arrow Family geeignet?
Wenn ihr euch ein E-Lastenrad kaufen wollt und gerne sportlich und flott unterwegs seid, passt das Urban Arrow Family sicher gut zu euch. Gerade in Großstädten solltet ihr euch aber vor dem Kauf Gedanken machen, wo ihr das teure E-Cargobike abstellen könnt.
Denn ein Urban Arrow Family ist nicht günstig und es besteht immer die Gefahr, dass es geklaut wird, wenn ihr es nicht vernünftig sichert. Für die meisten Fahrradkeller oder -räume ist das Lastenrad zu groß, daher braucht ihr draußen ein sicheres Plätzchen für euer Schätzchen.
Für Familien auf dem Land dürfte dieser Punkt etwas einfacher sein – erstens wird dort weniger geklaut und zweitens haben viele Familien entweder eine Garage oder können im Hof oder Garten einen entsprechenden Abstellort schaffen.
Ab welchem Alter können Kinder mitfahren? Für das Urban Arrow Family Lastenrad gibt es Maxi-Cosi-Adapter, sowie Kindersitz-Adapter und eben die Sitzbänke mit Anschnaller. So können schon Babys mitfahren.
Bis zu welchem Alter können Kinder mitfahren? Das kommt natürlich etwas auf die Größe des Kindes an. Ich würde sagen bis ca. Ende der Grundschulzeit. Prinzipiell können auch Erwachsene noch vorne mitfahren, dann allerdings ohne Anschallfunktion, damit könnte es auch schon bei großen Grundschulkindern eng werden.
Welche Modelle von Urban Arrow gibt es?
Es gibt die beiden Linien Urban Arrow Shorty, das sind kurze Lastenräder, und Urban Arrow Family, das sind die großen E-Cargobikes, die wir getestet haben.
Die E-Lastenräder könnt ihr euch jeweils noch nach euren ganz persönlichen Wünschen und Bedürfnissen konfigurieren und dann Online oder in einem Partnershop bestellen.
Welches Zubehör gibt es für das Urban Arrow Family E-Lastenrad?
Für das E-Cargobike gibt es einige nützliche Zubehörsachen, die sich für die Familiennutzung lohnen. Wir hatten in unserem Test ein Regenzelt Plus und eine Bodenmatte.
Es gibt außerdem noch folgende praktischen Add-ons: Allwetterplane zum Abdecken (siehe Schmutz oben), Gepäcknetz, zweite Sitzbank, Maxi Cosi-Adapter, Gepäckträger, Sonnenschutz, Kindersitz-Adapter.
Wenn ihr euch für E-Lastenräder interessiert, dann schaut doch auch gleich beim Decathlon Longtail-E-Cargobike-Test meiner Kollegin Maike Mauer vorbei oder lest euch erst einmal jede Menge Lastenrad-Basiswissen im Artikel von Redakteurin Angelika Zahn an. Und Jessica Fowler verrät euch, wie ihr einen staatlichen Lastenrad-Zuschuss für den Kauf eures neuen Cargobikes bekommen könnt.
Falls euch der Kauf eines Lastenrads aktuell noch zu kostspielig ist, könnt ihr euch auch einfach erst mal ein Exemplar mieten. So bietet beispielsweise StrollMe Lastenräder von Riese & Müller ab 159 € pro Monat an.
Hinweis: Die familie.de-Redaktion hat das Produkt zum Urban Arrow Family-Test kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen. Dies hatte keinerlei Einfluss auf die Berichterstattung.
Unsere familie.de-Redakteurinnen haben noch zwei weitere E-Lastenräder getestet. Lest hier, wie Maike Mauer das Longtail-Lastenrad von Decathlon fand und ich habe vor dem Gazelle Makki bereits das E-Lastenrad Urban Arrow Family für euch Probe gefahren.